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Kapitel 10 Zwischenspiel

Zwischenspiel


Das morgendliche Sonnenlicht strömte in ihr Schlafzimmer, um den kleinen Staubflocken, die sich in den Ecken des Zimmers versteckt hielten, neues Leben zu geben. Hermine spürte den warmen Körper neben sich, als sie sich in ihrem Bett räkelte und austreckte. Ihre Hand sank auf das weiche, orangefarbene Fell, das ihr so vertraut war. Sein Schwanz wedelte faul hin und her, als sie ihn hinter den Ohren kraulte. Sie hatte einen überaus delikaten Traum gehabt und hasste es, jetzt die warme Höhle ihres Bettes zu verlassen zu müssen um dem Tag ins Auge zu blicken.

‚Professor Snape. Severus. Oh mein Gott!’, dachte sie. Seine Küsse, die Berührungen seiner Hände und diese Stimme, sogar seine Worte, hatten intensive Gefühle tief in ihr geweckt. Auch wenn sie nicht annähernd die Anzahl an Verabredungen einer Lavender Brown vorzuweisen hatte, hatte sie doch genug Erfahrung, um zu wissen, dass dies stärker als alles war, was sie bisher gefühlt hatte. Ihre eigene Sehnsucht nach diesem Mann hatte ein physisches Bedürfnis nach ihm ausgelöst. Sie war immer eher die Zurückhaltende gewesen und nun hatte sie sich ihm praktisch an den Hals geworfen. Ein warmes Bad und einiges an ganz persönlicher Aufmerksamkeit für sie selbst hatten das Problem für die letzte Nacht gelöst, aber ihr Kopf hatte damit weitergemacht, über ihre Küsse und seine Worte nachzudenken, immer und immer wieder, bis sie endlich einschlief. Es war keine Überraschung gewesen, dass sie von ihm geträumt hatte.

Er war für Hermine immer Professor Snape gewesen. Es sandte ihr ein Prickeln das Rückgrat hinunter, wenn sie nun von ihm als Severus anstatt als Professor Snape dachte, aber er hatte gestern Abend natürlich erheblich dazu beigetragen, dieses Bild von ihm zu verändern. Sie hatte ihn immer für brillant gehalten, eher selten aber hatte sie ihn als Mann gesehen.

‚Aber da war die Zeit zwischen sechsten und siebten Jahr. Als du ihn im Grimmauld Platz 12 gesehen hast, bevor er in die Dusche gehen wollte’, erinnerte sie sich.

Sie hatte danach einige erotische Träume über ihn gehabt, aber das war eher eine rein körperliche Sache gewesen. Sie hatte es ihrem überaktiven Geist und ihrem eigenen Mangel an irgendeiner persönlichen Beziehung in dieser Zeit zugesprochen. Nachdem was von ihm gesehen hatte, besaß der Mann einen beeindruckenden Körper. Entgegen dem Anschein, er sei groß und dürr, war Severus vielmehr schlank und muskulös an genau den richtigen Stellen. Gestern Abend hatte sie noch einige andere Eigenschaften bemerkt, aber darüber wollte sie im Moment lieber nicht nachdenken.

Sogar am Grimmauld Platz 12 hatte Severus seine distanzierte Rolle aufrecht gehalten. Sie kannte den Schulleiter und Professor McGonagall – Albus und Minerva, korrigierte sie sich – ziemlich gut. Zusammen mit Harry und Ron war sie dem Orden des Phönix in ihrem letzten Hogwartsjahr beigetreten. Sie hatten darauf bestanden, dass das ‚goldene Trio’ sie im Hauptquartier des Ordens mit den Vornamen ansprechen sollte. Der Gebrauch wurde aber erst nach ihrem Abschluss eine ständige Gewohnheit. Albus und Minerva schienen Severus so nah zu sein, dass man es einen Freund nennen konnte, oder etwas, was so nah an einem Freund war wie möglich, sofern der Begriff auf Severus überhaupt zutraf. Sie glaubte, dass er schon so lange hinter seinem Schutzwall vergraben war, dass es ihm beinahe unmöglich war, überhaupt jemanden an sich heran zu lassen.

In den vergangenen zwei Jahren hatte sie leichte Veränderungen an ihm festgestellt. Sie hatte ihn bei den Jubiläumsfeiern getroffen und einige Male, als sie Ginny in Hogwarts besuchte. Ginny hatte letztes Jahr ihren Abschluss gemacht und sich entschieden, eine Laufbahn als Medihexe einzuschlagen. Madam Pomfrey war überglücklich gewesen, eine Assistentin zu bekommen. Hermine hatte sie von Zeit zu Zeit besucht oder Ginny mal samstags in Hogsmeade getroffen. Sie konnte es aber an einer Hand abzählen, wie oft sie Severus in den letzten zwei Jahren getroffen hatte.

Wenn man Remus Glauben schenken konnte, schienen er und Severus zurzeit eine einvernehmliche ‚Beziehung’ zu haben. Wenn auch niemals freundlich und entspannt, waren seine Bemerkungen wohl nicht länger mit Bosheit gespickt, und er schien, nun ja, wohlauf zu sein – in Ermangelung eines besseren Wortes. Ausgeruhter, ruhiger, doch das traf es nicht genau. Sie vermutete, dass die Veränderung in seinem Verhalten von zweierlei gleichzeitig ablaufenden Ereignissen herrührte: der Abschluss des Trios und das Ende von Voldemort.

So weit es sie anging, konnte der Sonntag nicht schnell genug kommen. Sie musste aber unglücklicherweise vor dem Sonntag noch heute und morgen hinter sich bringen. Edmund und Zauberkunst. Mit einem unwilligen Seufzer schleppte sie ihren Körper aus dem Bett um eine Dusche zu nehmen und den Tag anzugehen. Im Augenwinkel sah sie Krummbein, der sich in die warmen Decken eingrub, die sie nur so ungern geräumt hatte.

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Hermine grinste ziemlich blöd, als sie sich selbst im Spiegel betrachtete. Da, an der Seite ihres Nackens, blühte ein hübscher lila Knutschfleck. Vielleicht waren die Gerüchte ja wahr? Wenn man das Mal so betrachtete, könnte der Mann doch ein halber Vampir sein. Der Fleck war gerade hoch genug, dass er über ihrem Kragen lag. Sie kicherte und dachte, sie sollte ihn vielleicht so lassen und Edmunds Reaktion darauf abwarten. Er würde zwei und zwei zusammenzählen und eventuell sogar auf die richtige Antwort kommen. Dann aber würde Susan in Ohnmacht fallen, wenn sie herausfände, dass es Severus war, der ihr den Knutschfleck gegeben hatte. Da sie noch nicht bereit für Fragen und Antworten war, verschleierte sie magisch die Stelle. Es war noch genug Zeit für die Gruppe um heraus zu finden, dass sie sich mit Severus traf. Der vorige Abend war noch zu neu. Sie wollte ihn noch eine Zeitlang für sich selbst behalten.

Sie hatte vor, Ginny nach dem Unterricht noch eine Eule schicken und sie wissen zu lassen, dass sie am Sonntag in Hogwarts sein würde. Sie überlegte, ob sie ihr etwas über Severus erzählen sollte. Aber, was sollte sie sagen?

„Hi Ginny,
in Cambridge läuft es gut. Severus kam zu seiner Tanzstunde und am Ende knutschten wir. Kann dieser Mann, neben anderen Dingen, vielleicht küssen! Ich bin am Sonntag in Hogwarts und treffe dich dann dort.
Liebe Grüße, Hermine.“

Nein, das war kein guter Gedanke. Wenn sie gewusst hätte, was für ein aufregender Küsser er war, wäre der Tränkeunterricht ein ganzes Stück besser gelaufen. Sie lachte und schüttelte den Kopf. Sie würde es Ginny erzählen, wenn sie sie sah. Im Moment reichte es, wenn sie ihr mitteilte, dass sie am Sonntag nach Hogwarts kommen würde.

Mit leichtem Herzen sammelte sie ihre Habseligkeiten ein und ging zur Vorlesung.

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„Meinst du nicht, dass sechs Uhr morgens ein wenig früh ist, um an unserem Projekt zu arbeiten?“ Edmund fand, dass sich Hermine heute sowieso schon seltsamer als sonst benahm, und nun auch noch das. Sie saßen mit dem Rest der Zauberkunst Studiengruppe in der Zauberei-Gesellschaft und versuchten sich über einen Termin zu einigen, damit sie sich treffen konnten.

„Wann willst du dann anfangen? Was ist so verkehrt daran, früh zu beginnen?“ Hermine achtete kaum auf die Gruppe. Sie wollte ihre Arbeit fertig bringen, damit sie am Sonntag mit gutem Gewissen nach Hogwarts gehen konnte. So sehr sie sich auf das Wiedersehen mit Severus freute, ihre Aufgaben für die Vorlesungen hatten zunächst Vorrang. Sie würden anfangen, an ihrer Theorie zu arbeiten. Dass allein erforderte zusätzliche Nachforschungen für sie. Sie machte sich im Kopf eine Notiz, ob es ihr eventuell möglich war, in die verbotene Abteilung der Bibliothek zu gehen, und einige Bücher für Quellennachweise zu suchen. Severus hatte angedeutet, dass er selbst eine ziemlich große verbotene Bibliothek besaß, die sie nach Informationen durchstöbern könnten. Obwohl die Tatsache, ihn zu sehen und dort weiter zu machen wo sie aufgehört hatten, unendlich verlockend war, freute sie sich auch wirklich auf die Arbeit mit ihm.

„Was ist mit Ausschlafen? Es ist Samstag. Wir haben morgen den ganzen Tag und den Sonntag. Warum die Eile?“

„Nun, eigentlich haben nicht wirklich den ganzen Sonntag. Wenn wir früh fertig sind, habe ich noch einige… ähm… Besorgungen, um die ich mich kümmern muss.

„Besorgungen?“ Edmund sah sie skeptisch an.

„Also gut, ich habe am Sonntagnachmittag etwas vor. Treffen wir uns hier oder in meiner Wohnung?“ Hermine packte ihre Notizen zusammen.

„Was hast du vor?“ Edmund wusste, dass sich Hermines mit niemandem traf. Da war dieses Desaster von einem Blind Date gewesen, das er für Hermine und seinen Freund George im ersten Semester arrangiert hatte. So weit er wusste, war sie seitdem mit niemandem mehr ausgegangen.

Hermine sah ihn wütend an. „Vielen Dank, aber auch ich habe ein Leben! Wir treffen uns in meiner Wohnung. Sechs Uhr, morgen früh.“

Kathy sah Hermine dabei zu, wie diese ihre Sachen einpackte. „Wohin gehst du?“

„Ich habe in der Bibliothek zu arbeiten.“ Sie verabschiedete sich und steuerte die Bibliothek an, denn sie hatte noch ziemlich viel zu tun, bevor sie am Sonntag nach Hogwarts gehen konnte.

Sonntag. Severus. Sie dachte, dass der Sonntag nicht schnell genug kommen konnte.

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Severus sah von dem Stapel Aufsätze hoch, die er korrigierte. Ein Klopfen an der Tür störte die Ruhe des Nachmittags. Wer auch immer es war, musste einen guten Grund haben, ihn zu unterbrechen. „Herein!“, bellte er.

Remus lächelte, er konnte den Ärger in Severus’ Stimme hören. „Guten Tag, Severus. Wie geht es dir?“

„Lupin? Was machst du denn hier? Ich habe dich die nächsten drei Wochen nicht erwartet. Gibt es ein Problem? Hast du etwa keinen anderen Ort, wo du jetzt sein solltest? Ein Ort, weit weg von mir?“ Warum war er hier?

Remus saß aufrecht in dem hohen Stuhl vor Severus Schreibtisch. „Es ist auch schön, dich zu sehen. Danke der Nachfrage. Mir geht es gut.“

Severus seufzte lustlos. „Was willst du? Ich habe zu arbeiten.“

„Wie genau willst du es nur schaffen, Freunde zu finden, wenn du es nicht wenigstens versuchst?“ Remus hob die Hand. „Ist schon gut. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich einige Zeit hier im Schloss bin. Also, wenn Hermine oder du mich braucht, bin ich in der Nähe.“

„Ich bin mir sicher, dass ich es bedauern werde, gefragt zu haben, aber warum bist du im Schloss?“ Kopfschmerzen drohten, seinen Kopf zu überfluten.

„Es scheint, dass der derzeitige Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste es geschafft hat, sich selbst zu verhexen. Er muss die nächsten drei oder vier Monate im St. Mungos bleiben.“ Mit selbstgefälligem Blick lehnte sich Remus im Stuhl zurück.

Severus hob eine Augenbraue. „Er hat sich selbst verhext? Wie hat er denn das fertig gebracht?“

Remus lachte. „Er zeigte einer Klasse einen neuen Verteidigungszauber. Albus ist sich noch nicht sicher, welchen Zauber er genau nutzte, aber es gab Querschläger von zwei Spiegeln, bevor es ihn selbst traf. Er kicherte wie verrückt, als sie ihn fortbrachten. Es scheint, als hätte er sich selbst vervielfältigt und dann die extra Teile in und an sich zusammengefügt.“

„Du meinst…!“ Severus lachte laut.

„Ja, vier Augen, zwei Nasen, zwei Münder, vier Ohren, vier Arme und vier Beine. Der Heiler meinte, er könnte kuriert werden, aber es würde einige Zeit dauern.“

„Hat er alles vervielfältigt?“ Betont hob sich eine Braue.

Lupin schnaubte, als ihm klar wurde, was Severus wissen wollte. „Nun, ich habe es nicht selbst überprüft, aber es war nur so zu verstehen, dass er seinen gesamten Körper vervielfältigt hat. Das könnte ihn sehr beliebt machen, meinst du nicht auch?“

Severus lachte immer noch leise. „Es könnte sein. Ich nehme an, du bist dann der stellvertretende Lehrer während seiner Abwesenheit?“

„Ja. Ich dachte, ich sollte es dir mitteilen, bevor Albus heute Abend die Ankündigung macht. Harry meinte, er springt ein, wenn ich nicht unterrichten kann. Es tut mir leid. Ich weiß, wie sehr du die Stelle haben wolltest.“ Es war ja kein Geheimnis, das Severus die Stelle für Verteidigung gegen die dunklen Künste Jahr für Jahr unbedingt selbst haben wollte.

„Lupin, tatsächlich bist du sehr willkommen. Ich würde dir aber nahe legen, die Spiegel aus dem Klassenzimmer zu entfernen, wenn du den Raum übernimmst.“ Es war das allererste Mal überhaupt, dass es ihn nicht kümmerte, dass er nicht als Verteidungslehrer gewählt worden war. Morgen würde er mit Hermine an der Erforschung ihrer Theorie arbeiten. Sie konnte nur mit dem Tränkemeister arbeiten, nicht mit dem Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Was ihn anbelangte, war alles in Ordnung.

Lupin lächelte. „Und wie geht es Hermine?“

Severus starrte ihn an. „Bitte?“

„Hermine eulte Ginny, dass sie morgen herkommt. Ginny sagte es Harry und Harry mir.“

Wunderbar. „Miss Granger und ich beginnen morgen mit der Forschung an ihrer Theorie hinsichtlich des Wolfsbanntrankes.“

Lupins Augenbraue hob sich. „Miss Granger?“

„In Ordnung. Hermine. Solltest du nicht an der Aufstellung des Stundenplans arbeiten, oder den Mond anheulen oder sonst irgendwas? Oder hast du vor, weiter hier zu bleiben und mich zu nerven?“ Genug war genug.

„Ich weiß, wann ich nicht erwünscht bin.“

„Nein, das tust du nicht. Das ist das Problem!“

Remus lachte, während er vom Stuhl aufstand. „Ich bin froh, dass du auf meinen Rat gehört hast. Ich sehe dich später.“

„Ich kann es kaum erwarten, Lupin.“ Severus nickte und kehrte zu seinem Stapel Aufsätze zurück, um weiter zu korrigieren. Er sah hoch, als er hörte, wie sich die Tür schloss. Er war auch froh, dass er auf den Rat des Werwolfs gehört hatte.

Hermine. Severus dachte, dass der Sonntag nicht schnell genug kommen konnte.

tbc

Sonntag in Hogwarts

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