Minnies Fanfictions

Kapitel 16 Schlussakkord in Hogwarts

Schlussakkord in Hogwarts


... oder... Sind wir jetzt soweit?

„Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finden würde. Warst du dort begraben oder hast du noch ein paar Minuten, ehe der schmie…“ Ihr wütender Blick verhinderte, dass er den kindischen Spitznamen, den er gerade noch benutzen wollte, zu Ende sprach. Ginnys Worte drängten sich ihm wieder nachdrücklich auf. Hermine war glücklich. Er für seinen Teil, wollte nicht für Ärger sorgen, und überhaupt wollte er momentan auch nicht das Ziel ihrer Aufmerksamkeit sein.

Hermine hatte die Zeit vergessen. Unbeschränkten Zugang zur Verbotenen Abteilung von Hogwarts’ Bibliothek zu haben war wie ein Traum, der für sie wahr wurde. Drei Stunden waren vergangen, seit sie sich hingesetzt hatte, nur um mal schnell einigen Fakten durchzusehen, bevor sie versuchen wollte, ihre Freunde zu finden. Hermines Seufzer sprach Bände. „Für was soll ich ein paar Minuten haben, Harry?“

„Äh, bevor du, äh, bevor deine schwierige Forschung dich vollkommen einnimmt. Ich wollte nur mal einen Moment mit dir reden.“ Ganz gute Rettung, dachte er. Vielleicht hat sie den Ausrutscher gar nicht bemerkt.

„Meine schwierige Forschung, hm? Mit meinem großartigen Laborpartner?“ Hermine lachte. Es war ihr noch nie gelungen, mit Harry lange böse zu sein. „Schon gut. Was? Um was geht’s?“

Harry lächelte seine Freundin an. Es fühlte sich beinahe so an, als wären sie zurück in ihrem siebten Jahr, und alles was sie dazu noch brauchten, war Ron, der hektisch um die Ecke kam, um das Bild zu vervollständigen.

„Ich dachte, ich hätte hier hinten Stimmen gehört.“ Madam Pince kam auf sie zu.

Madam Irma Pince war zu einem familiären Notfall gerufen worden. Es hatte zwei Wochen gedauert, bevor sie ihre Dinge zu Hause klären konnte und zurück zum Schloss gekommen war. Poppy und Minerva waren mehr als glücklich, dass sie ihnen gestern Abend ihr Ohr schenkte und sie sie in alle Vorkommnisse zwischen den Schülern und dem Kollegium während ihrer Abwesenheit einweihen konnten. Genauer gesagt, nicht zuletzt die ‚Vorkommnisse’ zwischen einem mysteriösen Tränkemeister und einer früheren Schülerin. Und hier saß Hermine Granger zusammen mit Potter. Interessant.

Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob da zwischen den beiden etwas lief. Sie wusste, dass Potter mit dem Weasley Mädchen ging, aber bei manchen Männern wusste man ja nie! Und diese beiden hier schienen, soweit sie das sagen konnte, irgendetwas als peinlich zu empfinden. Warte nur, bis Minerva davon erfährt! „Brauchen Sie Hilfe?“

„Wir kommen zurecht. Danke, Madam Pince. Ich habe gerade etwas für ein Projekt, an dem ich arbeite, recherchiert.“ Hermine lächelte die Frau an. Sie hatte in ihrer Zeit als Schülerin viele Stunden, angestarrt von der Bibliothekarin, durchgehalten.

Die Bibliothek war während ihrer sieben Jahre hier ihr wahres Zuhause gewesen. Hermine hatte Ruhe und Trost zwischen den Bücherstapeln gefunden. Wissen und die Fähigkeit, ihren Verstand zu erweitern, genauso wie ihre Talente, hatten sich ebenso als guter Freund für sie erwiesen, als es Harry und Ron gewesen waren. Bücher ließen sie, anders als Menschen, niemals im Stich.

„Bitte, meine Liebe, nennen Sie mich Irma. Sie sind jetzt keine Schülerin mehr. Gibt es… etwas, womit ich Ihnen helfen kann?“

Was genau sieht sie in Snape, fragte sich Irma. Sie hatte sich schon selbst einmal ein paar flüchtige Gedanken über ihn gemacht. Es gab da Gerüchte über sein sexuelles Können, die von den Flittchen, die ihm in den Monaten nach der finalen Schlacht hinterher gejagt waren, geschürt worden waren. Obwohl sie vielleicht seine Grundbedürfnisse befriedigt hatten, war ihr keine so vorgekommen, als hätte sie mehr als zwei Gehirnzellen, die aneinander rieben. Es war wirklich kein Wunder, dass er ihnen so schnell überdrüssig geworden war.

Das Mädchen nach den Gerüchten über Snapes Fähigkeiten auszufragen, oder Fragen über die Größe und Proportionen seiner Ausstattung zu stellen, war nicht gerade der Gipfel des guten Geschmacks, entschied Irma. Madam Pinces Augen schienen in einem seltsamen Licht zu glänzen, als sie die beiden taxierte.

„Danke, aber wir kommen zurecht… Irma.“

‚Okay, das war ungemütlich. Ich möchte wirklich lieber nicht wissen, um was es hier geht’, dachte Hermine. Die Frau ärgerte sie noch genauso, als sie es schon getan hatte, als sie hier noch Schülerin gewesen war.

„Wenn Sie mich brauchen, ich bin in der Hauptbibliothek.“ Die Bibliothekarin drehte sich um und verließ die Verbotene Abteilung. Ihre Gedanken wirbelten, als sie die Details in ihr Hirn einbrannte, ihre Überlegungen der letzten paar Minuten hin- und herformulierend. Sie konnte es kaum erwarten, Minerva zu finden.

Harry bewegte sich in seinem Stuhl, als er der Bibliothekarin zusah, wie sie fortging. „War sie immer schon so eigenartig?“

„Ja, das war sie. Wenn du vielleicht mehr als zehn Minuten während dein gesamten Zeit hier in der Bibliothek verbracht hättest, dann wäre dir das aufgefallen!“

„Ich war hier länger als zehn Minuten!“ ‚Denn wieviel Zeit ich auch immer hier zugebracht habe, es war nur, weil du Ron und mich zum lernen hierher gezerrt hast!’ Harry grinste sie liebevoll an. „So, möchtest du mir nun endlich sagen, was zwischen dir und Snape vorgeht? Du hast mich heute Morgen einfach aus dem Zimmer geworfen, Hermine!“

„Das habe ich gemacht, nicht wahr?“ Hermine lächelte. „Was spielt sich zwischen dir und Ginny ab?“

„Du weißt wahrscheinlich mehr darüber, was zwischen mir und Gin vor sich geht, als ich selbst. Es scheint, als wärst du in letzter Zeit ihr Lieblingsgesprächsthema.“

Hermine hob eine feine Augenbraue. „Eifersüchtig?“

„Wenn du nicht wie eine Schwester für mich wärst…“ Harry lachte. „Außerdem nehme ich an, dass Snape meinen Kopf haben wollte, wenn ich auch nur irgendetwas versuchen würde. Aber dann wiederum wäre wahrscheinlich nicht genug von mir für Snape zum Angreifen übrig, wenn Ginny mit mir fertig wäre!“

Er zuckte mit den Achseln. „So, möchtest du darüber reden? Über euch beide?“

Hermine seufzte. „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe dir schon früher von der magischen Wette erzählt, die Severus gegen Albus verloren hat. Die Konsequenz war, ich sollte Severus beibringen, den Tango zu tanzen. Ich weiß nicht genau, irgendwann in den letzten paar Wochen schien sich etwas zwischen uns zu verändern. Wir begannen eines Abends vor seiner Tanzstunde über meine Theorie, den Wolfsbanntrank zu verändern, zu sprechen und haben irgendwie die Zeitschiene vergessen. Ich habe wirklich nicht zu hoffen gewagt, dass er interessiert sein würde, aber er war es. Ich weiß, dass du Severus nicht leiden kannst, Harry, aber er ist der führende Zaubertränkemeister in Großbritannien! Hast du eine Ahnung, was es bedeutet, dass ich ihn für meine Theorie interessieren konnte? Wir planen, unsere Ergebnisse nach den letzten Versuchen zu veröffentlichen. Severus glaubt, dass wir vielleicht diesen Vorgang auch auf andere Tränke anwenden können und so die Ergebnisse verbessern könnten.“

Harry beobachtete, wie Hermines Augen funkelten, als sie von ihrer Arbeit mit Severus sprach. Er war tief versunken, als sie einige der Arbeitsabläufe, die sie untersuchten, erklärte. Er war sicher, dass Snape kein Interesse an ihrer Theorie vortäuschen würde, um sie für sich zu gewinnen. Hermine selbst war fantastisch. Es machte tatsächlich Sinn, dass die beiden sich gut verstanden. Es gab angesichts dessen nur sehr wenig Leute auf dieser Erde, die seine Freundin verstehen konnten, wenn sie sich so selbst ereiferte, um ihre Theorien zu erklären.

‚Vielleicht hat Ginny ja recht’, dachte er. Snape konnte wirklich einer der wenigen sein, mit denen sich Hermine unterhalten konnte, und der sie nicht nur verstand, sondern sich auch nicht schrecklich langweilte, wenn sie ihre Thesen erklärte. Er schien genau wie sie Spaß an der Forschung zu haben. Aber Snape küssen? Harry erschauerte innerlich bei dem Gedanken. Nun, sie schien richtig glücklich zu sein. „So, du denkst wirklich, dass ihr beide Remus helfen könnt? Übrigens, wieso hat Snape gestern Remus beim Vornamen gerufen?“

„Beim Spiel?“ Sie lächelte boshaft. „Er hat eine Wette gegen mich verloren. Falls Gryffindor gewinnt, muss er Remus einen Monat lang beim Vornamen rufen.“

„Was wenn Slytherin gewonnen hätte? Nein. Sag’s mir nicht. Ich glaube nicht, dass ich das wissen möchte! Hermine, ihr beide fühlt euch wohl, wenn ihr zusammen arbeitet und das ist großartig. Ich weiß aber, dass da noch mehr vor sich geht. Bist du wirklich glücklich?“ Harry sah ihr in die Augen und versuchte, die Gefühle hinter ihren Worten zu lesen.

„Ja, Harry. Ich bin total glücklich. Ich weiß auch, dass ihr nicht miteinander auskommt.“

Harry schnaubte bei der Anmerkung. Das war eine krasse Untertreibung ihrerseits.

„Okay“, verbesserte sie sich. „Es ist schlimmer, als nur nicht miteinander auszukommen. Ihr hasst euch. Mir ist das klar. Aber Harry, er ist, ich weiß nicht genau, anders wenn wir zusammen sind. Sein Sarkasmus ist nicht gemein. Es ist sogar manchmal lustig! Wir können uns stundenlang unterhalten. Er hat einige sehr interessante Theorien über viele andere Dinge, nicht nur über Zaubertränke! Ich habe ihn immer respektiert und du weißt das. Ich habe schließlich eine Chance bekommen, hinter die Roben zu sehen. Ich bin glücklich. Wirklich. Kannst du nicht mir zuliebe probieren, dich mit Severus zu vertragen?“

Harry stimmte halbherzig zu. „Ja, ich kann es versuchen. Er war eigentlich ganz menschlich heute Morgen. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du so mit ihm redest!“

„Was?“

Harry rutschte unruhig in seinem Sitz umher. „Nun ja, Ginny hat mir erzählt, dass du ihr gesagt hast…“ Er konnte es nicht aussprechen. Eigentlich wollte er es auch gar nicht wissen. Okay, er war neugierig in der Art, dass man bei einem ganz schlimmen Unfall nicht wegsehen kann. Makabere Schaulust. Snape als etwas anderes als die übergroße Fledermaus aus den Kerkern anzusehen, würde etwas Zeit brauchen, um sich daran zu gewöhnen. Ein Snape, der so vertraut war mit seiner besten Freundin war eine Vorstellung, die dazu führen konnte, dass sein Gehirn sich auflöste.

Hermine grinste über sein Unbehagen. Sie hatte nicht vor, ihn so leicht vom Haken zu lassen, schon gar nicht nach der kleinen Szene, die er am Morgen inszeniert hatte. Auch wenn er gemeint hatte, in ihrem Interesse gehandelt zu haben. „Du meinst, dass Severus und ich uns damit beschäftigen… “

„Genug! Okay, du gewinnst! Ich rede freundlich mit ihm. Ich verhexe ihn nicht, wenn er dir zu nahe kommt. Aber bitte, ich möchte keine Einzelheiten über euer Liebesleben hören!“ Gott, was wollte sie ihm erzählen? Er hatte schon selbst ein paar Gerüchte über Snape gehört, hatte aber kein Verlangen heraus zu finden, ob sie wahr waren oder nicht. Das war ihre Sache, nicht die seine. Wenn sie glücklich war, würde er glücklich für sie sein. Ende der Diskussion.

„Ich wollte dir nur erklären, wie unsere Forschung Remus helfen würde. Ich hatte nicht vor, mein Liebesleben mit dir zu teilen! Das ist nicht zur Diskussion freigegeben.“ Wenn sie Severus nicht bald einmal alleine zu sehen bekam, dann würde es auch kein Liebesleben zu diskutieren geben, dachte Hermine.

Ihr Geburtstag war am Ende dieser Woche. Sie wusste genau, was sie wollte. Ihr Geschenk würde nett eingepackt in schwarze Seide kommen, wenn sie da irgendetwas mitzureden hatte. Vielleicht könnte sie für ihn einige Kostümbeispiele herbeizaubern, die er dann anprobieren konnte. Einige Korrekturen an dem Schurz und sie würde am Ende einen richtig guten Geburtstag haben.

Harry grinste seine Freundin jungenhaft an. „Lust, mich zum Essen in die Großen Halle zu begleiten?“

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Als Hermine Harry und Ginny in der Großen Halle verließ, um zu den Kerkern zu gehen, war es früher Nachmittag geworden. Mittagessen war eine angenehme Angelegenheit gewesen, sie konnte sich wieder mit alten Freunden vertraut machen und einige neue Leute treffen. Sie war mit dem Versprechen gegangen, Ginny irgendwann in dieser Woche zu eulen. Sie würde sie außerdem alle am nächsten Samstag im Fuchsbau treffen.

Bevor sie ging, hatte Hermine Ginny zur Seite genommen und nachgefragt, was an diesem Morgen im Krankenflügel passiert war. Ginny hatte gehört, wie Albus mit Severus gesprochen hatte, bevor sie den Flügel verlassen hatten. Ackart war nach St. Mungos zur Nachbehandlung verlegt worden. Sein Zimmergenosse, Kinnard, würde psychologische Beratung in der Schule erhalten. Ginny hatte ihr gesagt, dass dann der Schulleiter und Professor Snape fort gegangen waren, um die Arrangements mit St. Mungos und den Eltern der Schüler zu machen. Ackart weigerte sich immer noch ihnen zu sagen, woher er den Trank hatte.

Als sie gefragt wurde, wie sie darüber dachte wie es denn Severus ging, zögerte Ginny, ihre Meinung zu sagen. „Er war immer höflich zu mir, Hermine. Er schien nur ein wenig… verwirrt zu sein, wenn ich überhaupt sagen kann, dass etwas anders war. Aber er war anscheinend auch ziemlich müde.“ Hermine hatte ihr gedankt und sie verlassen, um Severus ausfindig zu machen.

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Hermine atmete tief ein, ehe sie ins Labor eintrat; bereit, mit jeder Art von Stimmung umzugehen, in der sich Severus befinden würde. Der Raum war leer. Als sie sich umsah, wurde ihr bewusst, dass er heute nicht gearbeitet hatte. Alles war an seinem Platz und die Labortische waren makellos. Sie ging durch die Tür zu seinen privaten Räumen. Ihr Blick fiel auf einen hemdsärmeligen Severus, der in einen Sessel gefallen war und ein Glas, gefüllt mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit, betrachtete. Sie nahm an, dass es wahrscheinlich nicht sein erstes Glas an diesem Tag war.

Severus hatte bemerkt, wie die Schutzzauber sich lösten, als Hermine das Labor betrat. Er fühlte ihre Anwesenheit, als sie in seine Räume kam. Sein Verstand war müde und entkräftet von den Ereignissen der vergangenen Nacht und des Morgens.

Hermine setzte sich ihm gegenüber und betrachtete sein Gesicht. „Severus, bist du in Ordnung?“

Er strich mit einer Hand durch sein Haar, bevor er sie müde auf die Seite fallen ließ. „Mir geht es gut. Hast du alles beendet, was du vorhattest?“

Hermine rutschte in ihrem Sessel nach vorn, ihre Knie berührten dabei die Seite von Severus’ Bein. Seine Hand glitt vor um ein bedeutungsloses Muster im Stoff ihrer Hose nachzuzeichnen. Seine andere Hand schloss sich enger um das schwere Glas, als er einen langen Zug von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit nahm.

‚Feuerwhisky’, dachte sie, als der Geruch des Whiskys zu ihr herüberzog. „Severus, rede mit mir. Was ist passiert?“

„Mir geht es gut, Hermine. Hast du Potter gefunden? Ginevra? Sie war heute Morgen im Krankenflügel.“ Er leerte den Rest des Glases in einem Schluck.

„Ich habe nicht gefragt, wie es dir geht, ich fragte was passiert ist. Ich weiß, dass dir Harry egal ist, vor allem seit du ihm keine Hauspunkte mehr abziehen kannst. Was ist passiert?“ Hermines Ton war barsch. Er musste jetzt unbedingt dieses schlechte Gefühl loswerden. Sie wollte sich nicht einfach zurücklehnen und sich von ihm ausschließen lassen. Offensichtlich war ihm gar nicht bewusst, mit wem er da umging.

Hermine stellte sich hinter ihn und begann seine Schultern zu massieren. Sie fühlte, wie sich sein Körper verspannte, ehe er sich ihren Händen ergab. Sie blieb ruhig, massierte sanft seine Schultern, dann den Nacken und versuchte die Spannung die von seinem Körper ausstrahlte zu lockern. Sie konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, als er plötzlich anfing, mit ihr zu reden. Hermine blieb still und gestattete ihm, in seinem eigenen Tempo zu sprechen.

„Ich hätte wissen sollen, dass er so etwas versuchen würde. Ich habe ihn das ganze letzte Jahr beobachtet. Er schien so… alleine zu sein. Ich hätte das Ausmaß seiner Verzweiflung erkennen müssen. Habe ich dir erzählt, dass ich seinen Vater kannte? Der Bastard war ein Anhänger Voldemorts. Er hatte genug Einfluss im Ministerium um ihm Askaban zu ersparen, da er niemals das Dunkle Mal sehen ließ. Ackart hat mir eines Nachts im Vertrauen erzählt, dass sein Vater von ihm erwartet hätte, dass er nach seinem Abschluss das Dunkle Mal nehmen sollte. Der Junge war mir dankbar für die Niederlage Voldemorts. Kannst du dir das vorstellen? Er hat mir tatsächlich gedankt!“ Severus zog die Manschette seines Ärmels zurück und entblößte die silberne Narbe auf seinem Unterarm. „Da gibt es Tage, wo ich wünschte, ich hätte den Mut, mir den Arm abzuschneiden und dieser Bastard wollte, dass sein Sohn das Markenzeichen eines Wahnsinnigen trägt.“

Hermine verstand, dass das tiefer ging als nur der Versuch eines jungen Mannes, sich umzubringen, obwohl Severus’ benebelte Gedanken sich nur um den Jungen und seinen Vater zu drehen schienen. Sie rückte an seine Seite, ihre Hand bedeckte die Narbe seines Dunklen Mals. „Severus, ich weiß, dass du es bereust, dass du dich jemals Voldemort angeschlossen hast. Aber ohne deine Hilfe, hätte das Licht niemals gewonnen. Harry mag die Prophezeiung erfüllt haben, aber ohne deine Information wären wir auf den letzten Kampf nicht vorbereitet gewesen. Verstehst du? Wir hätten ohne dich nicht gewonnen! Es hätte noch mehr Leben gekostet. Voldemort hätte gewinnen können. Ich weiß, dass du dich nicht als Held siehst, aber genau das bist du. Für viele Menschen bist du ein Held!“

Sein Tonfall war bitter. „Und für ziemlich viele bin ich immer noch ein Todesser, der eine Möglichkeit gesehen hat, seine eigene Haut zu retten.“

„Das ist nicht wahr. Mir sind die Leute egal, die deine Loyalität in Frage stellen. Ich frage mich über die auch vieles! Du weißt, auf welcher Seite du gestanden bist. Die Leute, die wichtig sind, wissen wo deine Loyalitäten liegen.“ Hermine sprach ruhig. „Ich habe dich immer respektiert, Severus. Es ist Zeit, dass du dir selbst vergibst. Hör auf, dich für eine Vergangenheit zu quälen, die du nicht ändern kannst. Ob es dir klar ist oder nicht, du hast ein gutes Herz. Auch wenn du es nicht glauben kannst, ich sehe dich als Held.“

Severus sah die Frau an, die neben ihm saß. Er wunderte sich über ihre Kraft. Über dieses absolute Vertrauen in ihn. Vertrauen, von dem er nicht so sicher war, dass er es verdiente. „Ist das die Art von Gespräch, die die mit Potter hattest, als ihr hier noch Schüler wart?“

Severus dachte an den letzten Kampf zurück. Er hatte ein Bild von Hermine in seinem Kopf. Ihr Haar wild und zerzaust, ihr Gesicht mit Dreck verschmiert. Es waren ihre Augen, die ihn an diesem Tag gefangen hatten, genauso wie sie es jetzt taten. Sie hatte Macht ausgestrahlt, als sie neben Potter gestanden hatte, sicher in ihren Überzeugungen. Er hatte sich so hingestellt, um dem Jungen den Rücken zu decken, und um endlich seine wahre Loyalität zum Licht zu zeigen, während Potter dem Dunklen Lord gegenüber stand. Sie war zuerst da gewesen. Severus hatte sich dafür umgedreht und die Todesser verflucht, die nach vorne gekommen waren um ihren Meister zu beschützen. Albus war an seine Seite gekommen, und zwischen sich hatten sie einen alten Zauber beschworen der Harry erlaubt hatte, ein und für allemal das Übel zu vernichten.

„Nein. Normalerweise hat er darüber gewütet, wie unfair du wärst und ich habe ihn daran erinnert, dass es für dich wahrscheinlich ziemlich schwer war, zur selben Zeit für beide Seiten zu arbeiten und das er dich respektieren sollte. Dann haben er und Ron die Liste mit den Punkten vorgetragen, die du an diesem Tag von Gryffindor abgezogen hast. Es gab sogar Zeiten, an denen ich dich am Liebsten selbst verflucht hätte, aber Schüler, die ihre Lehrer verhexen, neigen dazu, ausgeschlossen zu werden.“ Hermine zuckte mit den Schultern. „Am Ende hat alles irgendwie immer funktioniert.“

Severus streckte sich und zog sie auf seinen Schoß. Er spielte mit der Lockenflut, die ihr den Rücken hinunterfiel. Ihr Haar faszinierte ihn. Es fühlte sich wie Seide zwischen seinen Fingern an. Seine Arme griffen um sie, als er seine Nase in ihrem Haar vergrub. ‚Vanille und Zimt’, dachte er. Seine Stimme war leise. „Ich hätte es wissen sollen, Hermine.“

„Das konntest du nicht wissen, Severus. Ginny hat mir erzählt, dass er es niemals jemandem gegenüber erwähnt hat. Was passiert jetzt?“ Sie betrachtete seine Augen, während er sprach. Er sah abgekämpft aus, schien aber den gejagten Ausdruck verloren zu haben den sie bemerkt hatte, als sie zuvor mit ihm redete.

Severus seufzte. „Nun kommt er nach St. Mungos, und sie werden versuchen ihm dabei zu helfen, seine Ängste zu verstehen. Weißt du, welche Prüfung er nicht bestanden hat?“

Hermine schüttelte den Kopf.

„Es war keine richtige Prüfung. Sie haben mit einem Irrlicht in Verteidigung gegen die dunklen Künste gearbeitet. Sein Irrwicht hat sich in seinen Vater verwandelt. Er konnte ihn nicht bannen. Ich habe letzte Nacht mit Lupin darüber gesprochen. Er sagte, der Junge war bestürzt, schien sich aber zusammen reißen zu können. Er hat ihm gesagt, er könne es nächste Woche wieder versuchen. Es gab noch andere, die es nicht geschafft haben, aber keiner war so aufgebracht wie Ackart.“ Severus war immer noch beunruhigt über den jungen Mann.

„So wie in der Art, als Nevilles Irrwicht sich in dich verwandelt hatte, und du die Klamotten von seiner Großmutter getragen hast. Vielleicht hatte er Angst, seinen Vater wieder zu sehen?“

Er starrte die Hexe an. „Das musstest du unbedingt erwähnen, nicht wahr?“

„Ich dachte, dass du reizend in einem Kleid und einem Hut mit Geier ausgesehen hast.“

Severus schüttelte den Kopf. „Nicht lustig, Hermine. Nicht im allergeringsten!“

Ihre Hand fuhr die Konturen in seinem Gesicht nach. „Wie geht es Remus?“

„Lupin? Er ist auch bestürzt. Ich nehme an, das wir jetzt wohl alle unsere Schutzbefohlenen eine Zeitlang besser beobachten.“

„Du meinst Remus, nicht wahr?“ Hermine grinste süffisant.

„Nein, ich meine Lupin. Die Wette bedingt, dass ich ihn einen Monat lang mit seinem Vornamen anreden muss, nicht mehr. Und da ich ihn hier nirgendwo in diesem Zimmer sehe, kann ich ihn so nennen, wie ich möchte.“

„Das ist nicht das, was ich meinte! Du musst ihn Remus nennen!“

Severus zuckte mit den Achseln. „Nennen, rufen, Semantik. Das ist alles dasselbe. Du hättest ein bisschen genauer sein sollen.“

Die Uhr über seinem Schreibtisch läutete, und meldete so, dass es Zeit für das Abendessen in der Großen Halle war. Sie waren einige Stunden lang gesessen und hatten sich unterhalten, ohne dass ihnen bewusst geworden war, wie die Zeit vergangen war. „Hast du noch Zeit, hier zu essen, oder musst du zurück nach Cambridge?“

„Nein, ich kann noch zu Abend essen, bevor ich gehen muss.“ Hermine nahm einen tiefen Atemzug. „Severus, ich wollte dich noch etwas wegen dem nächsten Wochenende fragen. Molly macht immer eine gemeinsame Geburtstagsparty für Arthur und mich. Sie plant, dass jeder nächsten Samstag zum Fuchsbau kommt. Möchtest du mit mir dort hingehen?“

Ihr Geburtstag. Severus hatte ihre alten Schulakten ausgegraben um das Datum nachzuprüfen, als sie ihren Geburtstag in der vorigen Woche erwähnt hatte. Sie würde am nächsten Freitag wegen des Zeitumkehrers zweiundzwanzig werden. Er hatte ein ruhiges Abendessen geplant, nur für sie beide. „Freitag ist dein Geburtstag. Ich hoffte, ich könnte dich zu einem Zaubererrestaurant in London mitnehmen. Nur wir beide.“ Seine Hand glitt federleicht an ihrer Seite entlang.

„Freitag klingt großartig! Kommst du mit mir am Samstag zum Fuchsbau?“

„Hermine…“

„Was?“ Der Ärger schoss in Hermines Augen bei seinem Ton.

Severus lachte innerlich. In einem Herzschlag konnte sie von weich zu einer temperamentvollen Katze werden. „Hermine, denkst du nicht, dass du eine schönere Zeit dort hättest, wenn du alleine gehst? Ich bin sicher, dass Potter und Weasley nicht glücklich über meine Anwesenheit wären.“

„Mir ist es egal, was Harry oder Ron möchten. Ich habe genug Tussis an Rons Seite ertragen, als dass er sich einen Abend lang an meinem Freund aufhängt!“

Tussis? Er hatte keine Ahnung, von was sie redete. Ihr Freund? Hatte sie ihn gerade als ihren Freund bezeichnet? „Hast du gerade die halbwüchsige Phrase Freund benutzt, als du von mir gesprochen hast? Ich glaube, ich bin viel zu alt, als dass ich diese Beziehung als einen Teil einer pubertierenden Phase ansehen kann, durch die du vielleicht gerade gehst!“

Hermine hatte sich schon gedacht, dass der Ausdruck ihn ärgern würde. „Ist schon gut. Wie hättest du denn gerne, dass ich dich bezeichne?“

„Gefährte, Meister, Inamorato.“ Seine Hände verwickelten sich in ihren Haaren. Severus ließ seine Stimme seidig klingen, als er an der Seite ihres Nackens knabberte. „Mir fällt auch Liebhaber ein.“

„Mmm. Wir müssen definitiv daran arbeiten.“ Der Klang der Uhr, die wieder läutete, lenkte Hermines Blick darauf.

Die Hand mit Severus Bild hatte sich auf ‚Du wirst in der Großen Halle erwartet’ gelegt.

„Severus.“ Hermine deutete auf die Uhr.

Severus löste sich nur widerstrebend von der Erkundung ihres Dekolletes. Hatten sich alle Schicksale gegen sie verschworen? „Ich denke, wir sollten gehen.“

Hermine stand da und ordnete ihre Kleidung. „Gehst du mit mir am Samstagabend zum Fuchsbau?“

„Falls du sicher bist, dass es das ist, was du willst?“

Hermine nickte zustimmend mit dem Kopf.

„Also gut.“, stimmte Severus zu. „Dann begleite ich dich. Du kannst mir am Freitagabend die Einzelheiten geben, wenn ich dich abhole.“

„Um welche Zeit musst du am Freitag zurück sein?“

Der Schimmer in seinen Augen ließ ihr Herz unregelmäßig schlagen. „Ich muss den ganzen Freitag nicht zurück. Ich habe keine Pflichten mehr bis Sonntag Nacht.“ Severus sah, wie Hermines Nasenflügel bebten, als sie – während sie die Bedeutung seiner Worte aufnahm - plötzlich scharf einatmete.

Severus lachte dunkel. Er beabsichtigte, ihr einen Geburtstag zu schenken, den sie niemals vergessen würde. „Lust, mich zum Essen zu begleiten?“

Hermine lächelte zu ihm hoch, Gedanken, seinen Körper zu überwältigen und zu lieben, schossen ihr in den Kopf. Sie war sicher, dass die Zeit zwischen jetzt und Freitag im Schneckentempo vergehen würde. Wenn sie einen Zeitumkehrer hätte, würde sie nach vorne bis Freitag gehen und die Konsequenzen wären ihr auch verdammt egal. Ihr Lächeln war wie die Sonne, als sie seinen Arm nahm. „Danke, das würde ich sehr gerne tun.“

Sie verließen seine Räume und besprachen die Recherchen, die Hermine am Nachmittag gemacht hatte. Sie unterhielten sich über den Zaubertrank, aber um die Wahrheit zu sagen, waren beide mit den Gedanken vollkommen auf ein anderes Thema fixiert.

tbc

Inamorato = Geliebter

Ist das etwa eine Prophetin?

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