Minnies Fanfictions

Kapitel 24 Angst

Angst


Hermine hetzte ins Schloss. Einige Leute hatten sich am Eingang der großen Halle versammelt und ehe sie irgendetwas fragen konnte, löste sich eine Gestalt aus der Gruppe und ging auf sie zu.

„Harry! Wo ist er? Geht es ihm gut?“ Da Harry hier war, nahm Hermine an, das die anderen Auroren waren, die vom Ministerium geschickt worden waren.

Ihre Hände umklammerten seinen Arm mit überraschender Kraft.

„Du hast davon gehört?“

„Ja, die Neuigkeiten über den Angriff gingen durch ganz Cambridge. Ich kam sofort, als ich davon hörte. Geht es Severus gut?“ Hermine war außer sich vor Sorge.

Die Geschichte hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Severus war in Hogsmeade beim Einkaufen gewesen, als ein entkommener Todesser ihn angegriffen hatte. Der grauenhafte Mann hatte sich ihm von hinten genähert „Verräter“ geschrien und immer wieder den Cruciatusfluch auf ihn gelegt. Einige Leute hatten das Ministerium informiert und andere versuchten derweil, den Verrückten zu entwaffnen. Auroren waren erschienen und hatten ihn abgeführt.

Rosmerta hatte Kontakt zu Hogwarts aufgenommen, als sie Severus erkannte. Albus kam Sekunden vor den Auroren an. Es hatte an seiner Beharrlichkeit gelegen, dass Severus nach Hogwarts und nicht nach St. Mungos gebracht worden war. Poppy hatte ihn über die Jahre viel zu oft behandelt um sich nicht als eine Expertin für diesen besonderen Fluch qualifiziert zu haben.

Harry begleitete seine Freundin zur Haupttreppe. „Es geht ihm bald wieder gut. Er wurde vom Cruciatus getroffen, aber nachdem, was Poppy sagte, ist er okay.“ Harry bemerkte, dass er nur noch mit Hermines Rücken sprach, während sie schon die Treppen hinauf jagte. „Ich komme nach, sobald ich hier fertig bin.“

Hermines Gedanken waren bei Severus. Der Cruciatusfluch. Zu viele Angriffe durch diesen speziellen Fluch waren der Grund gewesen, dass Alice und Frank Longbottom langjährige Insassen von St. Mungos geworden waren. Wiederholte Attacken hatten eine gesteigerte Wirkung auf den menschlichen Körper. Es war ein Fluch, den Voldemort gerne zu seinem eigenen Vergnügen auf seine Gefolgsleute gelegt hatte. Sie wusste, dass Severus während seiner Jahre als Spion viele Male dem Fluch unterworfen gewesen war.

Als sie um die Ecke des Krankenflügels kam, war sie ziemlich außer Atem. Mit der Hand an der Tür holte sie zitternd Luft, ehe sie entschlossen in die Abteilung schritt.

Hermine hielt inne, als sie seine Stimme durch die leere Station widerhallen hörte.

„Lieber Gott, Frau, das ist genug! Trink gefälligst diese abscheuliche Brühe selbst, wenn du schon so versessen darauf bist, dass sie jemand runterschluckt!“ Severus Stimme erklang hinter einem Vorhang an der Rückseite der Abteilung. Hermine stand still da und Tränen stiegen ihr in die Augen. Als sie ihn hörte, war sie unendlich erleichtert. Wenn auch seine Stimme nicht seinen normalen Tonfall oder Stärke hatte als er sprach, und sie konnte auch kleinere Aussetzer hören, war sie trotzdem wie befreit, dass er sich immer noch wie sein übliches, stachliges Selbst anhörte.

„Junger Mann, ich habe genug Jahre damit verbracht, dich wieder zusammen zu flicken, um die genaue medizinische Behandlungsmethode nicht zu kennen! Du wirst das trinken. Und du wirst das jetzt sofort trinken!“ Poppys Stimme ließ keinen Raum für Argumente.

„Du bist herzlos, weißt du das?“ Eine plötzliche Stille überkam den Raum, gefolgt von einer Reihe der schlimmsten Kraftausdrücke, die Hermine seit langer Zeit zu hören bekommen hatte. „Der dunkle Lord hat es nicht geschafft, mich kleinzukriegen, willst du das jetzt übernehmen? Was machst du da?“

Poppys Seufzen zeugte von langer Übung. „Ach sei leise, du alte Fledermaus. Und halte still. Ich habe noch ein paar Tests vorzunehmen. Du bist viel zu garstig, um zu sterben. Du kommst schon wieder in Ordnung.“

„Ich würde jetzt gerne wieder in meine Räume zurückkehren.“ Das Geräusch von Gegenständen, die bewegt wurden deutete an, dass Poppy mit ihrer Untersuchung fertig war.

„Du gehst nirgendwo hin. Du kannst nicht alleine in deine Räume zurück.“ Wieder einmal ließ ihr Tonfall keine Widerrede zu. Sie zog den Vorhang mit kaum verhohlener Verärgerung zurück. Poppy bemerkte Hermine, die an der Seite stand. „Guten Tag, meine Liebe. Kommen Sie her, er beißt nicht.“

Hermine trat um den Vorhang herum. Die Luft blieb ihr im Hals stecken, während sie sich überwand zu lächeln. „Lass mich raten, dir war langweilig, nicht wahr? Du hättest mich auch einfach anrufen können.“

Severus drehte sich um, um sie anzusehen. Seine Haut war bleicher als sonst und seine Augen waren blutunterlaufen. Muskelkrämpfe schienen willkürlich über seinen Körper zu laufen. Seine Arme und Beine zuckten in ungleichmäßigen Intervallen. „Hermine.“ Er sagte ihren Namen durch zusammengepresste Zähne, während eine Welle des Schmerzes seinen Körper durchfuhr.

Die Tränen drohten ihr die Wangen hinunter zu fließen, als sie nach seiner zitternden Hand griff. „Was kann ich tun? Wie kann ich dir helfen?“

Seine Stimme beruhigte sich, als der Schmerz nachließ. Sein Körper verkrampfte sich, wie um auf die nächste Runde zu warten. „Du hättest nicht kommen sollen. Mir wäre es lieber, wenn du mich nicht so sehen würdest.“ Seiner Stimme fehlte die übliche Autorität und die Worte waren bedeutungslos ohne die Macht seiner Persönlichkeit dahinter.

„Du bist stolzer, als es dir gut tut.“ Poppy war zurück an sein Bett getreten.

Hermine blieb seitlich stehen und hörte den beiden zu. Es war offensichtlich, dass sich Poppy um ihn Sorgen machte. Die Neckereien zwischen den beiden waren über die Jahre für sie ein Weg geworden, mit den ständigen Folterungen, die er erleiden musste, fertig zu werden.

„Sei still, du alte Schachtel.“

„Wie schmeichelhaft. Nimm das. Es hilft gegen den Schmerz. Wenn du den Geschmack nicht magst, dann kannst du dich beim Tränkemeister hier in Hogwarts beschweren.“ Poppy half ihm dabei, die angebotene Phiole auszutrinken.

Severus starrte die Medihexe an. „Das gefällt dir sehr, oder?“

„Ich habe es dir gesagt, Severus. Ich habe dich viel zu viele Male wieder zusammen geflickt, als dass ein kleines Ding wie der Cruciatus ein Problem wäre. Jetzt sei still und ruhe dich aus.“ Poppy lächelte Hermine an und verließ das Bett. Hermine hörte, wie sich die Tür zum Flügel öffnete.

Der Schulleiter, prächtig in fließend lavendelfarbene Roben gekleidet, kam in Sicht. „Severus, mein Junge. Wie geht es dir?“

„Ganz wunderbar, Albus. Würdest du dieser Hexe bitte sagen, dass ich jetzt gerne wieder zurück in meine Räume gehen möchte?“ Seinem Tonfall fehlte immer noch der übliche Biss.

Hermine sah, wie der Schulleiter lächelte und seine Augen vor Vergnügen funkelten. „Glänzende Idee!“

Poppy war zurück und stand neben Albus. „Und du kannst der garstigen Fledermaus mitteilen, dass er nicht alleine in seine Räume zurückkehren kann.“

„Unsinn, Poppy, Severus wäre doch nicht allein! Ich bin sicher, dass Hermine bleibt und sich um ihn kümmert. Du kannst hin gehen und seine Fortschritte prüfen.“ Eine Reihe Stimmen waren zu hören.

Severus versuchte zu protestieren. „Albus, ich glaube nicht, dass das die klügste…“

Poppy wollte nichts davon hören. „Wer ist denn hier die Krankenschwester?“

Hermines Stimme übertönte den Lärm. „Ich wäre mehr als glücklich, wenn ich für seine Genesung sorgen dürfte.“ Sie wandte sich Poppy zu. „Welche Tränke muss er einnehmen und wie oft? Welche Behandlung braucht er sonst noch?“

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Es hatte eine Weile gedauert, aber schließlich hatte sich Severus wieder in seinen Räumen niedergelassen. Poppy hatte Hermine genaue Anweisungen gegeben, wann und welche Dosis der verschiedenen Tränke er erhalten musste. Ebenso, auf welche Zeichen von Komplikationen sie achten musste, die durchaus auftreten konnten. Nachdem sie ein Versprechen der jungen Hexe erhalten hatte, erlaubte sie ihnen, das Krankenhaus zu verlassen. Hermine würde sie bei Schwierigkeiten unverzüglich anflohen.

Es war nicht wirklich viel, das Hermine für ihn tun konnte. Die Tränke waren dafür ausgelegt, die Muskelkrämpfe zu lockern und den Schmerz zu lindern, die der Fluch hervorrief. Ruhe und Zeit waren die wahre Behandlung. Poppy hatte gesagt, dass sie in ein paar Stunden vorbeikommen würde, um nach ihm zu sehen.

„Hat Albus nach dir geschickt?“ Schmerz klang aus seiner Stimme, während er darauf wartete, dass der letzte Trank Wirkung zeigte. Er sah gegenüber der dunkelgrünen Bettwäsche totenblass aus.

Hermine addierte auf ihrer gedanklichen Liste von Dingen, die sie erledigen wollte ‚Mit Albus reden’. Er hätte ihr verdammt noch mal unverzüglich eulen müssen, als Severus verletzt wurde. Sie hatte vor, sicher zu stellen, dass dieser Fehler nicht noch einmal vorkommen würde.

„Nein. Die Neuigkeit von dem Angriff auf dich ging durch ganz Cambridge. Es gab in den letzten paar Jahren ja keinen Todesserangriff. Die Zaubererwelt ist klein und so verbreiten sich Neuigkeiten ziemlich schnell.“ Es blieb besser ungesagt, dass es sich noch schneller in der Zaubererwelt verbreitete, wenn sich ein Spion in einen Held verwandelt hatte. „Würde es dir etwas ausmachen, mir zu sagen, was du an einem Freitagnachmittag in Hogsmeade gemacht hast?“

Sein Kiefer verspannte sich, während er den Schmerz abwartete und der Trank begann endlich eine Zeitlang die Wirkung des Fluches zu dämpfen. „Ich hatte eine Freistunde und entschied mich, ein paar Vorräte für die morgigen Versuche zu besorgen, die wir brauchen. Ich nehme nicht an, dass jemand in der Lage war, die Drachenschuppen in Sicherheit zu bringen, die ich eingekauft habe?“

Hermine lachte. „Ich überprüfe das, aber ich glaube nicht, dass ich etwas über irgendwelche Zutaten gehört habe.“

Sie sah, wie seine Hand zitterte, als ihn ein weiterer Schub Krämpfe befiel. Der Beruhigungstrank würde ihn in einen tiefen Betäubungsschlaf versetzen. Sie streckte sich und streichelte seine Hand. „Ich glaube, ich sollte dich so lassen. Denk nur, wie viel Geld ich an Batterien sparen würde, wenn ich dich als Vibrator benutzte – statt dem, den ich schon habe.“

Severus schnaubte. Seine Sprache war durch den Trank ein wenig undeutlich. „Du bist ganz schön großspurig für jemanden, der sich nicht sicher sein kann, woher sein nächster Orgasmus kommt.“

„Ich habe eine ziemlich gute Idee, was das wo angeht, es ist nur das wann, das gerade ein wenig verschwommen ist.“ Hermine sah, wie ihm mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen die Augen zufielen. Ihr Herz schmerzte, als sich das Lächeln schnell in eine Grimasse verzerrte, und ihn ein weiterer Krampf überfiel.

Severus bemühte sich, die Wirkungen des Trankes zu bekämpfen. „Hermine, danke, dass du gekommen bist.“

„Wo sollte ich sonst sein? Schlaf jetzt. Ich bin hier, wenn du wieder aufwachst.“

Er hörte ihre Antwort nicht mehr. Er war schon eingeschlafen.

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Severus erwachte einige Stunden später. Der Schmerz war mit Macht zurückgekehrt. Während sich die Dauer der Krämpfe verkürzt zu haben schien, waren die Schmerzen angestiegen. Er vermutete, dass die Nervenenden wieder funktionierten, da jetzt die Betäubung nachgelassen hatte.

Er sah hoch und bemerkte Hermine, deren Hand auf seinem Arm lag. Er bewunderte die junge, schlafende Frau neben ihm. Ihre Hingabe an ihre Freunde war legendär. Anscheinend war er nun auch in diesen Kreis aufgenommen. Er presste die Zähne zusammen als ihn eine weitere Schmerzwelle überrollte. Es dauerte einige Minuten, bevor sich seine Atmung wieder normalisierte. Er öffnete die Augen und sah, dass Hermine ihn beobachtete.

„Du hast die zweite Stufe erreicht. Warum hast du mich nicht geweckt? Poppy hat mir ein Entspannungsmittel für die Nerven gegeben, welches du einnehmen sollst.“ Hermine kramte durch die Phiolen auf seiner Seite des Bettes, ehe sie eines fand, auf dem ‚Nervenentspannung’ stand. Sie reichte ihm die kleine Phiole, die mit einer kaugummi-pinkfarbenen Lösung gefüllt war. „Hier, trink das.“

Severus starrte sie an. „Ich bin absolut fähig, auch ohne den Gebrauch von ständigen Schmerztränken weiter zu existieren.“

„Deine Nerven reagieren auf den Magieschock, der dich getroffen hat. Kein Grund, dich selbst auszuzehren.“ Hermine hielt ihm die Phiole hin.

„Ich bin keine drei Jahre alt, Miss Granger!“ Er fügte seinem Starren als Zugabe auch noch einen finsteren Blick hinzu.

„Gut. Dann benimm dich nicht wie einer. Nimm den Trank.“

Severus griff nach der Phiole als ihn eine weitere Runde Krämpfe streckte. Die pinkfarbene Flüssigkeit spritzte über die Bettdecke und die Phiole fiel ihm aus den Fingern. Severus sank erschöpft in seine Kopfkissen.

Hermine entfernte schnell den verschütteten Trank. Sie holte eine weitere Phiole hervor und hielt es ihm an die Lippen.

Er seufzte schwer, während er die Lösung schluckte. „Es wäre mir lieber, wenn du mich nicht so sehen würdest.“

Hermine lächelte. „So einfach kriegst du mich aber nicht los.“

Severus dunkle Augen brannten heftig. Seine Stimme war nur ein Flüstern, und langsam fielen ihm die Augenlider. „Danke Gott, dass ich in deiner Gunst bin.“

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Hermine sah von ihrem Buch hoch. Jemand klopfte an seine Zimmertür. Sie sah auf die Uhr an ihrem Mantel. Poppy hatte vor einer Stunde nach ihm gesehen. Es war zu bald für ihre Rückkehr. Albus konnte es nicht sein. Er war kurz vor Poppy gekommen.

Sie beäugte die neue Tür, die nun zwischen der Toilette und dem Schrank eingepasst worden war. Obwohl Albus Hauptsorge Severus gewesen war, hatte er es geschafft, den äußeren Schein zu wahren und sein Anliegen der Schicklichkeit zuliebe durchzuführen. Die Tür öffnete sich zu einem Gästezimmer im Gryffindorturm – das würde ihr Zimmer sein, so lange sie es behalten wollte. Höflich forderte er sie auf, dass sie morgens beim Verlassen und Betreten dieses Raumes gesehen wurde. Persönlich dachte sie, dass es ein großartiger Schleichweg war. Sie konnte das halbe Schloss abkürzen, wenn sie Ginny besuchen oder kurz mal in die Bibliothek wollte.

Das Klopfen schien hartnäckiger zu werden. Hermine glitt vorsichtig aus dem Bett und fragte sich, wer es denn sein konnte. Sanft schloss sie die Schlafzimmertür hinter sich und tapste in den Eingangsbereich. Sie konnte jemanden auf der anderen Seite der Tür reden hören.

„Bist du sicher, dass hier der Ort ist, wo sich seine Räume befinden?“, fragte Ginny. Der Wandteppich mit der Schlange darauf war zur Seite gezogen worden. Ginny und Harry standen, umher blickend, vor einer kahlen Wand.

„Letzte Woche war es hier, Gin“, sagte Harry total perplex.

Hermine löste die Schutzzauber. Der Türbogen erschien für Harry und Ginny, als Hermine die Tür öffnete, um die beiden zu begrüßen. „Hallo Leute. Kommt rein.“

Harry umarmte Hermine. „Geht es dir gut? Du siehst höllisch aus.“

„Es ist auch schön, dich zu sehen. Wollt ihr Tee oder sonst etwas?“ Hermine führte sie zu den Sesseln des Arbeitszimmers.

„Tee wäre wunderbar. Wie geht es dem Professor? Poppy bat mich, vorbei zu kommen und einige einfache Untersuchungen zu machen. Sie kommt in einer Stunde oder so selbst her.“ Ginny hielt ihren Zauberstab und einige andere Instrumente in der Hand.

„Er schläft immer noch. Ich hasse es, ihn zu wecken. Er hat jetzt die zweite Stufe des Fluchs erreicht und der Schmerz scheint schlimmer geworden zu sein. Die einzige Erleichterung hat er, wenn ihn die Zaubertränke außer Gefecht setzen.“ Hermines Stimme brach, und sie versuchte, den Druck auf ihre schon zerbrechlichen Gefühle zu verleugnen.

Ginnys Stimme war zuversichtlich. „Er kommt wieder in Ordnung, Hermine. Poppy hat mir gesagt, dass er während des Krieges noch schlimmer getroffen wurde als dieses Mal.“

Hermine nickte. „Ich weiß, während er spioniert hat. Wissen sie, wer das war, Harry?“

„Ja, ein kleiner Todesser, der aus einem schlecht bewachten Gefängnis in Italien entkommen ist. Das Ministerium hatte eine Zeitlang die Idee, alle verbliebenen Todesser in Askaban fest zu halten. Es gibt aber immer noch einige in anderen Ländern. Es hat den Anschein, dass dies ein einzelner Vorfall war, wenn dir das hilft.“ Er hoffte, dass er Recht hatte, es machte keinen Sinn, Hermine zu beunruhigen.

„Aber warum ist er hierher gekommen?“ Hermines logischer Verstand versuchte mit einem Schrecken zurecht zu kommen, von dem sie dachte, dass er lange vorbei wäre.

„Er suchte nach mir. Oder Albus. Warum sonst wäre er in der Umgebung von Hogwarts gewesen?“ Severus lehnte schwer atmend am Türrahmen. Die Anstrengung zu gehen, hatte ihn mehr Kraft gekostet als er zugeben wollte.

„Professor, Sie sollten im Bett liegen.“ Ginny bemerkte die Schweißperlen auf seiner Oberlippe und die ungesunde Blässe seiner Haut. Weiterhin glitten Krämpfe über seine Hände und sein Körper zuckte eigenmächtig. Sie stand auf, um ihm zu helfen.

„Was machst du auf? Zurück ins Bett!“ Hermine ging um das Sofa herum. Er erlaubte ihr, seinen Arm um ihre Schultern zu legen und ihn zu unterstützen, während sie ihm zurück ins Bett half.

Harry wusste, dass Voldemort Snape regelmäßig gefoltert hatte. Er hatte den Cruciatus weit öfter aushalten müssen als die meisten und das behielt er immer noch im Kopf, als Anerkennung für die Stärke dieses Mannes, seine Zielstrebigkeit und seine Entschlossenheit, Voldemort ein für alle Mal tot zu sehen. Er war nicht auf den Anblick, der sich ihm bot, vorbereitet. Snape sah aus wie jemand, den man unter Strom gesetzt hatte. Harry hatte selbst die Auswirkungen eines Cruciatus für einige Minuten erleiden müssen. Er fragte sich, wie lange der Fluch auf den Professor gesprochen worden war um ihn in solch einen Zustand zu versetzen.

Hermine bettete Severus zurück auf die Kopfkissen. Seine Atmung war mühsam, die Anstrengung, gegen den Schmerz zu kämpfen strapazierten seinen ohnehin schon misshandelten Körper. Ginny trat an seine Seite und trug eine Zauberformel vor, während sie einen kleinen Knauf am Stiel ihres Zauberstabes anbrachte. Es glühte rot auf, als sie den Zauberstab an Severus auf und ab über ihn bewegte. Sie murmelte eine weitere Formel und ein mehrfarbiges Glühen strahlte von dem Professor selbst aus.

Hermine setzte sich auf die Bettkante. „Was bedeuten die Farben?“

Ginny deutete auf Severus Hand. Die Farben änderten sich, als ein weiterer Krampf seine Finger erschütterte. „Siehst du die Veränderung in der Farbnuance? Grün ist gesund. Am Ende sollte seine ganze Aura grün sein. Die Veränderung von rot nach orange zu gelb und grün bedeutet, dass die Nerven in diesem Teil der Hand immer noch die Nachwirkungen des Schocks erleiden. Die Heilung beginnt tief innen und strahlt nach außen.“

Hermine konnte sehen, wie sich die Farbe entlang seiner Brust hin und her von gelb zu grün veränderte, die anderen Bereiche seinen Körpers strahlten im vollen Spektrum der Farben. Als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte sein ganzer Körper gezuckt.

Ginny lächelte. „Professor, eigentlich geht es Ihnen ganz gut. Als Sie eingeliefert wurden, war fast Ihre gesamte Aura rot. Ich würde sagen, dass Sie in ziemlich fähigen Händen sind. Noch ein Tag oder zwei der Ruhe und Sie sind wieder in Ordnung. Poppy sagte, dass sie in ein paar Stunden vorbeischaut.“

„Danke, Ginevra, aber ich habe eigentlich vor, morgen meine Pflichten wieder aufzunehmen. Bitte richten Sie Poppy aus, dass ihr Besuch nicht nötig sein wird.“

„Oh nein, das wirst du nicht tun. Du gehst nicht aus diesem Bett, und wenn ich dich anbinden müsste! Ginny, sag Poppy, dass sie die Stärke der Schlaftränke verdoppeln und sie mir zuschicken soll. Wenn ich ihn außer Gefecht setze, bleibt er in seinem Bett.“ Hermine runzelte die Stirn und forderte Severus heraus, ihr zu widersprechen.

„Hermine“, seine Stimme hatte einen warnenden Ton, „weißt du, mit wem du hier sprichst?“

„Ja, mit einem ziemlich störrischen Mann, der sich gerade von einem äußerst Kräfte zehrenden Fluch erholt. Erlaub dir selbst, ein Mensch zu sein, Severus.“ Hermine sah, wie sich seine Hand verkrampfte, als ihn eine neue Schmerzwelle überrollte. „Fein. Du bist dir sicher, dass es dir gut geht? Ich fordere dich zu einem Duell heraus. Wenn du gewinnst, werde ich kein Wort mehr sagen. Gar nichts. Du machst alles so, wie du es willst. Aber wenn ich gewinne, bleibst du hier in diesem Bett bis Montagmorgen.
Und ich darf dir sagen, dass ich dir das schon vorher gesagt habe. Ständig!“

Severus blickte sie finster an. „Es wäre fast den Schmerz wert, dich übers Wochenende zum Schweigen zu bringen.“ Er stellte fest, dass er zu müde zum streiten war. Er würde bis morgen warten und sehen, wie es ihm dann ginge. „Hermine, ich eule dir morgen. Potter, würdest du bitte dafür sorgen, dass Miss Granger sicher nach Cambridge zurückkommt?“

„Was lässt dich glauben, dass ich gehen würde? Ich gehe nirgendwo hin. Ich bleibe wie fest geleimt an deiner Seite bis ich mit deinem Zustand zufrieden bin.“ Hermine lächelte, er musste wirklich von seinem hohen Ross herunter.

„Hermine, du hast am Morgen ein Treffen mit deinem Studienberater. Ich lasse es nicht zu, dass du deine Lehrzeit in Gefahr bringst, weil ich in meiner Jugend dumm genug war, einem Größenwahnsinnigen zu folgen. Du wirst dieses Treffen nicht verpassen!“ Er verstummte und war sich sicher, dass ihn die Stimme in seinem Kopf ausschimpfen würde, weil er sie aufforderte, ihn zu verlassen und bei jemand anderem zu lernen. Stille herrschte in seinem Kopf. Vielleicht war er durch den Fluch ein für alle Mal diesen speziellen Dämon losgeworden.

Harry sah verblüfft drein und Hermine lachte bloß. „Das ist Severus Art zu sagen, dass er ein Todesser war, Harry. Severus, ich kann von hier nach Cambridge apparieren. Ich bin eine Hexe, oder hast du das vergessen? Ich bin sicher, dass Albus bei dir bleiben wird, während ich fort bin.“

„Ich brauche keinen Babysitter!“ Es war ein ziemlich eindrucksvoller Brüller, wenn man bedachte, wie wenig Kraft er hatte.

„Und ich werde dich nicht alleine lassen!“ Hermine war genauso eindrucksvoll, als sie zurück schrie.

„Äh, hören Sie, Professor. Ich habe ein paar Fragen an Sie. Wie wäre es, wenn ich bei Ihnen vorbeikomme, wenn Hermine gehen muss? Ich muss Sie sowieso noch persönlich befragen. Ich muss erfahren, was Ihnen genau passiert ist. Alles, an das Sie sich erinnern können, die Reihenfolge der Abläufe – diese Art Dinge. Ich nehme an, dass Sie gerne noch eine Nacht Ruhe haben wollen, damit Ihr Kopf wieder frei wird, ehe wir über die Geschehnisse reden. Um welche Zeit gehst du, Hermine?“

Snape starrte den jungen Mann an. Er hatte seinen Titel benutzt, nicht nur einfach seinen Namen. Irgendwann einmal hatte Potter wohl Diplomatie gelernt. „In Ordnung. Hermine, würdest du uns noch ein Tablett bestellen, bevor du am Morgen gehen musst?“

Hermine drehte sich mit dankbaren Augen zu ihrem Freund. Harry und Severus konnten sich nicht ausstehen, aber Harry zeigte eine Reife, von der sie nicht gedacht hätte, dass er dazu fähig wäre. „Ja, natürlich, Severus. Ich muss um 10.45 Uhr gehen, Harry.“

Eine Glocke erklang seitlich am Bett. Es war Zeit für einen weiteren Nervenentspannungstrank. In Anbetracht dessen, was das letzte Mal passiert war, wandte sich Hermine Harry und Ginny zu. „Ich begleite euch beide hinaus und komme dann gleich mit dem Trank zurück.“

Severus schloss die Augen. Er konnte aus dem anderen Zimmer das leise Murmeln von Stimmen hören. Er war hundemüde und war sicher, dass er sich nicht einmal würde bewegen können, wenn der Dunkle Lord selbst auftauchen würde. Das Bett senkte sich, als sich Hermine neben ihn setzte. Sie streichelte seinen Arm und ihre Stimme war sanft, als sie seinen Namen rief.

„Ich bin noch wach. Was für abscheuliche Sachen soll ich dieses Mal schlucken?“

Sie hielt ihm die Phiole an die Lippen. Er trank es aus, ohne einmal die Augen zu öffnen. „Du musst nicht bleiben. Ich verstehe das. Deine Ausbildung kommt zuerst.“

„Als ich Cambridge verließ, hatte ich meine Büchertasche bei mir. Ich brauche wirklich nicht viel mehr.“

„Ah, die allgegenwärtige Büchertasche“, sagte er mit einem leisen Lachen.

„Nach dem Treffen gehe ich noch in meine Wohnung, füttere Krummbein und hole mir ein paar Sachen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich mir einen Pyjama geborgt habe, um ihn als Nachthemd zu tragen.“

Severus drehte sich, um sie anzusehen. Sie lag auf der Seite, mit einem Schulbuch vor sich. Der Rand von seinem schwarzen Seidenpyjama ging ihr gerade bis zur Mitte des Oberschenkels. Ihre Beine schienen endlos zu sein. Seine Hand zitterte immer noch, als er die weiche Haut ihres Schenkels streichelte. „Es ist ein Verbrechen von dir, so sexy auszusehen, wenn ich gerade nichts tun kann.“ Er kämpfte gegen die Schwere seiner Augenlider. Der Nervenentspanner war stark mit einem Schlaftrank versetzt und jagte gerade durch seine Blutbahn.

Hermine küsste seinen Handrücken. „Du schuldest mir was. Ich garantiere dir, ich werde das in naher Zukunft eintreiben. Schlafe. Ich gehe nirgendwo hin.“

Sie sah, wie seine Atmung gleichmäßiger wurde, als er in einen schweren, vom Trank hervorgerufenen Schlaf fiel. Sie stellte den Timer an der Seite des Bettes neu ein. Poppy hatte ausdrücklich betont, dass er den Nervenentspanner in regelmäßigen Abständen einnehmen musste. Die nächste Ladung an Tränken beinhaltete auch einen Aufbautrank. Es war ein hoch entwickelter Trank, extra hergestellt, um beschädigte Nervenbahnen zu heilen.

Sie war dankbar für ihre Freunde und deren Unterstützung. Hogwarts war für sie immer ein Symbol der Sicherheit gewesen. Anscheinend wurde es nun auch ihre Festung. Die Welt war für sie heute ein wenig kälter geworden. Sie hatte während des Krieges ihre Eltern verloren. Sie hatte nicht die Absicht, auch Severus zu verlieren.

tbc

Die Spiele, die die Menschen spielen...

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