Minnies Fanfictions

Kapitel 43 Sonntag im Park

Sonntag im Park


Severus lächelte, während er mit halbem Ohr Hermines Erläuterung über den nächsten Redner lauschte, den sie gleich hören würden. Seine Stimmung hatte sich ein wenig aufgeheitert, denn das Mittagessen war besser als erwartet verlaufen. Er traute Tenbrook nicht, aber er schien nicht so schlimm zu sein, wie Severus das zunächst von ihm erwartet hatte. Das war jetzt der letzte Vortrag, an dem Hermine teilnehmen wollte. Ein schneller Halt in der Halle des Handels um einen Glaskessel zu bestellen und dann gehörte ihnen der Rest des Abends und der morgige Tag. Ein angenehmer Gedanke, der tatsächlich seinen Lippen ein Lächeln entlockte.

„… als er von Cambridge sprach. Es ist solch eine Schande, dass sie sich ausgerechnet im nächsten Jahr für eine Auszeit entschlossen hat. Ich hätte so gerne bei einer Frau studiert. Na gut. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich sie hier noch einmal reden hören kann, ehe sie nach Amerika geht.“ Hermine führte Severus in Raum 308 und nach hinten in den Saal.

„Sie? Wer ist der nächste Redner?“

Hermine schüttelte den Kopf. „Professor Morley. Hast du eigentlich irgendetwas von dem gehört, was ich gesagt habe?“

Die Jahre als Spion hatten Severus die Fähigkeit eingetragen, mehreren Konversationen gleichzeitig folgen zu können und die Bedeutung von jeder zu sammeln. Ein Talent das sich als sehr nützlich erwies, wenn sich große Gruppen von Todessern getroffen hatten. Seine Übung darin, sich von den anderen zu distanzieren war außerordentlich wertvoll und diente der Ablenkung, was ihm wiederum die Möglichkeit gab, sich ungehindert von Gruppe zu Gruppe zu bewegen und verschiedene Gespräche zu belauschen.

Er betete in einer ‚Hermin-schen’ Art ihre Anmerkungen über Professor Morley herunter. „Eine der interessantesten Vorlesungen, die du dieses Jahr in Cambridge gehabt hast. Hoch geachtet und angesehen im Gebiet der Zaubertränke. Geht früh im nächsten Jahr nach Amerika um ein Urlaubsjahr einzulegen, deshalb ist sie bedauerlicherweise nicht verfügbar um eine Lehrzeit bei ihr zu machen, denn du hättest die Möglichkeit begrüßt, in einem Gebiet, dass von Männern übervölkert ist, bei einer Frau zu lernen. Das Symposium hat dir die Gelegenheit verschafft, sie sprechen zu hören.“ Es war eine typische Antwort der Art, die sie ihm als Schülerin gegeben hätte. „Und doch hast du, wie auch immer, noch nicht den Namen der Hexe erwähnt.“

„Also gut, du hast doch zugehört, jedenfalls mehr oder weniger.“ Hermine starrte auf sein selbstzufriedenes Grinsen. „Und ich habe nicht gesagt, dass das Gebiet mit Männern überbevölkert sei. Ich habe es eher angedeutet.“

Severus sah zu, wie die Rednerin ihren Platz auf dem Podium einnahm. Morley. Mitte der Fünfzig, blond, durchschnittliche Figur. Weiblich. Warum hatte er noch nicht an sie gedacht? Wenn Hermine bei einer weiblichen Meisterin lernen würde, könnte das wirklich einige seiner eifersüchtigen Tendenzen zur Ruhe bringen.

Und außerdem nicht so schlecht anzusehen. Alles in allem wäre sie die richtige Person, zu schade, dass sie nicht verfügbar ist. Gibst du endlich zu, dass du doch eifersüchtiger bist, als du es gedacht hättest?

In Gedanken schob er die nervige Stimme ganz nach hinten in seinen Kopf und weigerte sich, das Gefühl zuzugestehen, welches sie andeutete. Er konzentrierte sich jetzt auf den Vortrag, der bereits anfing.

Hermine hatte mit ihrer Einschätzung Recht gehabt, dass Morley eine der interessanten Rednerinnen wäre. Die Hexe sprach über ihr Interesse für alte und vergessene Zaubertränke, welche die Vorläufer einiger heute üblichen Tränke waren, und über die Möglichkeit, einige davon wieder aufleben zu lassen. Sie führte das Hauptproblem an: diese Tränke wurden von Meister an Lehrling weiter gegeben ohne dass sie jemals auf ein Pergament notiert worden waren. Gerüchten zufolge gab es aber Fragmente von Pergamenten, von Schriftrollen und anderen Utensilien, die aufgetaucht waren und das an einem Ort – von allen unwahrscheinlichen Plätzen – am Friedhof zur Grenze von Salem und dass der Fund dort uralte und seltene Zaubertränke enthielt, die seit Hunderten von Jahren nicht gesehen worden waren.

Das amerikanische Ministerium wurde um Hilfe gebeten, um die entdeckten Fragmente und Schriftrollen wiederzugewinnen und zu studieren, in der Hoffnung, dass einige lang vergessene Zaubertränke bei Flüchen und Verzauberungen halfen, die sich bisher als unumkehrbar erwiesen.

Von Anfang bis Ende war es eine faszinierende Ausübung reiner Nachforschung, in einer Art, die Severus und Hermine beide gerne verfolgt hätten.

Professor Morley winkte Hermine zu, als sich die Menge am Ende des Vortrages lichtete. Ihr Gruß war warm und sie lächelte die junge Hexe an. „Hermine, wie schön Sie wieder zu sehen.“

„Professor, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich Ihren Vortrag genossen habe. Es muss so aufregend gewesen sein, nach Amerika zu gehen und die Schriftrollen zu untersuchen!“ Hermine errötete leicht, als Severus neben sie trat. „Es tut mir leid, ich habe euch beide noch gar nicht vorgestellt. Ähm, Professor Morley, Professor Snape. Professor Snape, Professor Morley.“ Hermine schien es an Worten zu fehlen, während sie von einem zum anderen blickte.

Die Hexe streckte grüßend eine Hand aus. „Bitte, nennen Sie mich Ella.“

Ziemlich steif nahm Severus die angebotene Hand und verbeugte sich kurz. „Ihr Vortrag war höchst interessant, Ella. Ich bin Severus, Severus Snape.“

„Ja, ich weiß. Sie sind bekannt für Ihre heldenhaften Taten als auch für Ihr Wissen über Zaubertränke und den dunklen Künsten, Professor. Tatsächlich war ich sogar am Freitag bei Ihrer Präsentation. Ich glaube, dass dort so ziemlich jeder des Symposiums war“, sagte sie mit einem Lachen. „Die Chance, den reservierten Professor Snape reden zu hören war einfach zu groß, um sie verstreichen zu lassen. Und wie zu erwarten war, haben Sie uns nicht enttäuscht. Wenn Sie einmal Zeit haben würde es mich freuen, über die Veränderungen zu hören, die Sie beide beim Wolfsbanntrank kreieren. Sie haben doch vor, Ihre Forschungen zu veröffentlichen, oder?“

Nicht beleidigt durch ihre offene Ehrlichkeit, lächelte Severus: „Wir haben vor, die ersten Veränderungen während der Weihnachtsferien zu testen. Wenn alles gut läuft, werden irgendwann im Frühling die ersten Ergebnisse veröffentlicht.

„Gemeinsam?“

Severus nickte. „Es ist Hermines Theorie. Ich helfe ihr eigentlich nur mit den passenden Bedingungen zu arbeiten um die richtigen Veränderungen bei den Zutaten zu finden.“

Ella war sicher, dass Snape mehr als nur ein wenig mehr dazu beitrug, aber sie hatte keinen Zweifel, dass sie gleichberechtigt arbeiteten. Severus war bekannt für seine Fachkenntnisse in Zaubertränke, aber Hermine war brillant, und diese Tatsache wurde innerhalb von Minuten nach einem ersten Treffen mit der jungen Hexe deutlich. Hermine war in mehreren Dingen erinnerungswürdig: Ihr Intellekt, ihr Status als Heldin der letzten Schlacht und als Freundin des Jungen, der lebte um endlich das Böse, das nicht genannt werden durfte, ein für alle mal zu zerstören, und für die einfache Tatsache, dass es sehr wenig Hexen gab, die sich dazu entschlossen, eine Meisterin im Fach der Zaubertränke zu werden. „So, Sie sind mit Severus hier um die Gemeinschaft der Zaubertränke auf Ihre Entdeckungen neugierig zu machen, hm?“ Das Lächeln der Hexe nahm den Biss aus der Bemerkung und machte es zu dem Kompliment, als das es auch gedacht war.

„Eigentlich nicht. Ich kam, um den Meistern zuzuhören, bei denen ich dachte, ich könnte nächstes Jahr meine Lehrzeit machen. Es tut mir wirklich leid, dass es bei Ihnen nicht geht. Ich würde es so genießen, bei einer Frau Zaubertränke zu studieren – es gibt so wenige in dem Bereich.“

„Danke, es schmeichelt mir, dass Sie eine so hohe Meinung von mir haben. Aber ich bin sicher, dass Ihre Ausbildung bei einem Mann nicht leiden würde.“

„Da bist du ja. Ich fragte mich schon, was los ist.“

„Entschuldige, ich habe gar nicht bemerkt, wie spät es schon ist. Hermine, Severus, ich möchte Ihnen gerne meine Partnerin, Kathryn Dalton vorstellen. Kath, das ist Hermine Granger und Professor Severus Snape.“

Kathryn erkannte sofort die beiden Namen der Helden aus der finalen Schlacht. „Es ist mir eine Ehre, Sie beide kennen zu lernen. Ich wollte Ihre Diskussion nicht unterbrechen, aber wir sind ein wenig im Termindruck.“

„Ich fürchte, dass sie Recht hat. Wir haben einen Portschlüssel in weniger als einer Stunde zurück nach London und ich muss noch ein paar ungeklärte Dinge erledigen, die mit meinen Einkäufen heute Morgen zu tun haben und außerdem auch noch fertig packen.“

Kathryn schüttelte den Kopf. „Erledigt. Wenn ich das dir überlassen hätte, würden wir noch in der letzten Minute umher hetzen und du würdest sagen: ‚Was ist das Problem, wir haben doch noch sechzig Sekunden Zeit?’ Du musst nur noch einen Lieferplan wegen der Bücher, die du gekauft hast, ausfüllen. Ich habe schon alles gepackt und uns aus dem Hotel ausgecheckt.“

Ihre Partnerin? Severus nickte der anderen Frau zu, eine Frau, die merkwürdigerweise wie eine ältere Version von Hermine aussah. „Dann wollen wir Sie nicht aufhalten. Miss Dalton, es war nett, Sie kennen zu lernen. Ella, viel Glück bei Ihrer Forschung.“

Ihre Partnerin? Tja, du weißt ja, was man so sagt. Zwei sind eine Gruppe, drei eine Menge. Ich frage mich, was vier wären? Schätze, Morley ist nicht die Antwort, Kumpel. Bleib besser bei Tenbrook.

Hermine fiel in den gleichen Schritt mit Ella. „Wir begleiten Sie noch zur Halle des Handels. Severus dachte darüber nach, einen Glaskessel zu kaufen, den er die Tage sah.“

Die merkwürdigen Vier gingen in Richtung der Halle des Handels. Ella hielt kurz nach dem Eingang an. „Es tut mir leid, dass wir so wenig Zeit hatten. Ich habe es wirklich sehr genossen, mit Ihnen zu reden.“

Überraschenderweise hatte Severus das gleiche Gefühl. Kathryn Dalton hatte ihm auf Nachfrage erzählt, dass sie im Ministerium für die Entwicklung der Zauberkunst arbeitete. Die Unterhaltung zwischen den Vieren hatte sich trotz des kurzen Weges zur Halle um einige Themen gedreht und war überaus interessant für alle gewesen.

Hermine nickte. „Vielleicht laufen wir wieder einmal ineinander. Viel Glück mit Ihrer Forschung.“

„Ich werde die Fachblätter wegen Ihrer Ergebnisse im Auge behalten. Der Tagesprophet und einige der Herausgeber waren so nett, ihre Lieferungen nach Übersee auszudehnen. Ich hasse es, eventuelle welterschütternde Entdeckungen zu verpassen, während wir fort sind.“ Ellas Lachen war warmherzig.

„Ella, die Zeit? Es tut mir leid, aber wir müssen los.“

Ella lächelte die andere Frau an. „Keine Ahnung, warum ich dich schon so lange ertrage.“

„Ohne mich würdest du immer noch in unserer Wohnung stehen und versuchen, dich daran zu erinnern, wo du deine Koffer zuletzt gesehen hast. Ehrlich, mir ist es total schleierhaft, wie du es schaffst, deine Veröffentlichungen rechtzeitig zum Abgabetermin fertig zu bekommen.“

„Ah, der Trick ist dabei zu wissen, was wichtig ist und was nicht. Koffer und Portschlüssel – bah! Bücher und Magazine, nun, da gibt es eigentlich gar keinen Vergleich, oder?“

Kathryn wandte sich an Severus und Hermine. „Es war mir wirklich ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen. Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann wieder.“ Sie drehte sich auf dem Absatz zu Ella um und deutete auf den hinteren Gang. „Los mit dir.“

„Hermine, Severus, passen Sie auf sich auf.“ Ella zuckte mit den Achseln und ging in die Richtung, in die Kathryn gedeutet hatte. „Ich gehe ja schon, ich gehe ja schon. Wirklich, wir haben noch eine Menge Zeit. Das dauert doch nur ein paar Minuten.“

Hermine beobachtete die beiden, wie sie in einem der Gänge verschwanden. „Nun, das war… interessant, gelinde gesagt. Ich mag Ella wirklich. Ihre Forschung klingt fantastisch. Stell dir mal vor, Schriftrollen zu untersuchen, die seit Hunderten von Jahren niemand gesehen hat.“

Er hatte das Gefühl, dass die Forschung absolut auf ihrer Linie lag. „Ich glaube mich erinnern zu können, vor ein paar Monaten einen Artikel von Professor E. Morley gelesen zu haben, der sich um die ungewöhnliche Handhabung des Gebrauchs von bestimmten Zutaten drehte und diese zu einem Gebräu mischte um einen eher negativen Wert zu einem positiven zu wandeln, den diese auch haben könnten. Ich glaube, dies basierte auf einem alten italienischen Prinzip und wurde der Entdeckung Leonardo da Vinci zugesprochen.“

Eine Braue hob sich spöttisch. „Der Leonardo da Vinci?“

„Ja, Leonardo da Vinci. Malte die Mona Lisa. Er war ein Zaubertränkemeister.“ Severus deutete auf einen Verkaufsstand ein Stück vor ihnen. „Da sind wir. Siehst du den Stapel da rechts? Ich dachte an diesen mittelgroßen Kessel.“

Hermine wandte sich ihm zu, um ihn anzustarren. „Leonardo da Vinci war ein Zauberer?“

Severus lachte leise. „Warum siehst du so überrascht aus? Seine Arbeit, seine Erfindungen, seine Kunst – sie verkünden schon lange die Arbeit eines Meisters. Als wenn sie von einem Engel berührt worden wären. Ich verstehe nichts von Engeln, aber ich zweifle nicht daran, dass man Magie für manches davon halten könnte.“

Hermine stand gedankenverloren da, als Severus den Einkauf und die Lieferung aushandelte. Es überraschte sie immer noch, wenn jemand, der berühmt war sich plötzlich als Zauberer erwies und dachte, dass das wohl etwas damit zu tun hatte, dass sie als Muggel aufgewachsen war.

Sie verbrachten eine weitere Stunde damit, durch die Stände in der Halle des Handels zu schlendern. Hermine war sehr aufgeregt gewesen, als sie ein seltenes Arithmantikmagazin in einem der Bücherstände verborgen in der hintersten Ecke fand.

Danach gingen sie in die Hauptlobby und zur Portschlüssel-Säule.

„Wo essen wir zu Abend? Du warst ziemlich geheimnisvoll deswegen.“

„Es ist kein Geheimnis. Es gibt ein kleines Restaurant in der Nähe, das ich mag. Tolles Essen.“

„Und?“

„Es gibt ein ‚und’?“

Hermine lächelte. „Ja, die Art, wie du das sagtest – das deutete klar auf ein ‚und’ hin. Es gibt tolles Essen dort und…?“

„Und eine Live-Band. Beim letzten Mal, als ich dort war, war es Jazz, aber der Stil der Musik wechselt.“

„Eine Band!“

Severus nickte. „Ich dachte, es würde dir gefallen, zu Abend zu essen und ein wenig zu tanzen. Bevor…“

Hermines Augen strahlten. Er musste nicht erklären, was dem ‚bevor’ folgen würde. Das Gefühl von seinem Körper an ihrem, wenn sie miteinander tanzten, hatte noch niemals versagt, die Hexe zu erregen. Es war eines der Dinge die sie nun vermisste, seit Severus seine Wette mit Albus beendet hatte. Seine natürliche Anmut machte ihn zu einem exzellenten Tänzer. „Du hörst nie auf, mich in Erstaunen zu versetzen.“

Er deutete zu dem offenen Viereck in der Säule vor ihnen. „Tipp mit deinem Zauberstab darauf, damit wir nach oben können und dann reden wir darüber, was ich noch tun kann, um dich zu erstaunen, wenn hier heute Abend nach Eden zurück kommen.“

Hermine fühlte, wie sich ihr Magen als Reaktion auf seinen verführerischen Tonfall zusammenzog. Wortlos tippte sie auf den silbernen Kreis im Inneren des Vierecks.

Severus lächelte. Er hatte extra Hermines Augen beobachtet und war sehr zufrieden darüber, dass sich ihre Pupillen durch die Andeutung in seinen letzten Worten erweitert hatten. Egal wie oft er sie schon hatte, er würde wohl niemals genug von dieser Hexe bekommen. Das war eine Tatsache, die ihm früher Angst gemacht hatte. Nun hoffte er nur, dass dieses Gefühl niemals aufhören würde.

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‚Die Reise zu den Sternen’ erwies sich als ein nicht allzu großes, dunkles Etablissement mit einer anscheinend endlosen Zahl von kleinen, halbverborgenen Nischen. Der Maitre begrüßte das Paar und erkannte sie sofort.

„Miss Granger, Professor Snape, ich freue mich so, dass Sie uns heute Abend die Ehre erweisen. Ich habe den Tisch, den Sie bestellt haben, schon für Sie bereit. Wenn Sie mir folgen würden?“ Er führte sie um die Tanzfläche herum zu einem Tisch, der in einer Nische in der Ecke stand. „Darf ich den Lachs heute Abend empfehlen? Er wurde heute Morgen frisch eingeflogen und von unserem Chef in einer köstlichen Dillsauce zubereitet, welche den Geschmack noch steigert. Ihr Ober wird sofort bei Ihnen sein.“

Hermine kicherte, Gedanken von fliegenden Fischen die Männer auf Besen überholten, kamen ihr in den Sinn. Immerhin lebten sie in einer magischen Welt, wenn Männer fliegen konnten, warum nicht auch Fische?

Severus hob fragend eine Augenbraue.

„Ich hatte gerade Visionen von fliegenden Fischen und Männern auf Besen. Wenn ein Hippogreif fliegen kann, warum nicht auch ein Fisch?“

„Ich glaube, der Gentleman meinte, dass jemand die Fische täglich einfliegt und nicht, dass sie selbst fliegen“, sagte Severus. „Aber ich glaube mich erinnern zu können, dass es eine Spezies von unsichtbaren, fliegenden Fröschen in Südamerika gibt, die, weil sie so schwierig zu fangen sind, ziemlich nützlich als Trankzutaten sind. Ihr Tempo kann es manchmal mit dem eines Schnatzes aufnehmen.“

Sein Verhalten war so lässig, dass Hermine nicht sagen konnte, ob er ihr einen Bären aufband oder nicht.

„So, was würde dich reizen?“, fragte er, während er die Karte durchsah.

„Ein unsichtbarer, fliegender Frosch?“

„Ich glaube nicht, dass die auf der Karte stehen.“

„Severus!“

Der Ober erschien und nahm ihre Bestellung für die Getränke und das Essen auf. Hermine klopfte mit ihrem Fuß den Takt zur Musik mit, als die Band anfing zu spielen. Die Melodie war sanft, fast traurig und hatte einen unterschwelligen Blues Rhythmus.

Severus stand auf und bot ihr förmlich die Hand. „Würden Sie gerne tanzen, Miss Granger?“

„Ich dachte, du tanzt nicht, außer wenn du dazu gezwungen wirst?“

„Den Tango vor Gott weiß wie vielen Leuten zu tanzen, inklusive meiner Schüler, in Strumpfhosen und einem Schurz ist Nummer zwei auf meiner Liste von Dingen, die ich nie mehr zu tun gedenke. Mit dir zu tanzen, in einem zurückgezogenen Rahmen, ist eine andere Sache.“

Hermine nahm seine Hand und ließ sich von ihm zur Tanzfläche führen. Severus zog sie nah an sich, während sie sich zu dem souligen Beat bewegten. „Was ist Nummer eins auf der Liste?“

„Mich nicht dem nächsten Dunklen Lord anschließen, egal wer es ist.“

„Severus…“

„Ich weiß. Wir haben das ganze ‚Wir hätten ohne dich den Krieg nicht gewonnen’ Ding schon durch. Wenn ich das wieder tun könnte, würde ich es nicht machen. Und bevor du noch fragst, ich glaube fest daran, dass irgendjemand versucht, sich den Titel wieder zu schnappen. Es kann in zehn oder in hundert Jahren sein, aber böse bleibt böse. Es verschwindet niemals ganz und gar, es verbirgt sich nur für eine Weile.“

Das war ein ernüchternder Gedanke. Ein weiterer Dunkler Lord. „Ich bin froh, dass wir jetzt zusammen sind.“

Severus schwieg, küsste sie sanft oben auf den Scheitel und seine Hand an ihrer Taille zog sie fester an sich. Er glaubte nicht länger daran, dass Hermine ihn verlassen würde, außer er würde ihr einen Grund dafür geben. Er wusste, dass sie ihn liebte – und das was sie liebte, hielt sie fest. Aber hin und wieder dachte er, er würde morgens aufwachen und herausfinden, dass ihre Beziehung nur ein Traum war, oder vielleicht eine Halluzination, die von einem Fluch zuviel verursacht wurde. Die Wirklichkeit ist vergänglich, sie liegt in der Wahrnehmung der Welt um einen herum und das war es, warum er sich entschieden hatte, sich keine Gedanken mehr um die ‚warums’ zu machen und das Hier und Jetzt einfach zu genießen.

Eine angenehme Stille lag zwischen ihnen, während sie tanzten. Hermine konnte das Muskelspiel unter ihrer Hand fühlen, die auf seinem Arm lag. Ein Lied ging in das andere über und Hermine seufzte und legte ihren Kopf an seine Schulter. Sie hatten immer noch Florenz morgen, aber nachdem sie die letzten Tage zusammen verbracht hatten, ging sie nur ungern wieder allein nach Cambridge.

Sie kehrten zu ihrem Tisch zurück, als der Ober mit ihrem Essen erschien. Der restliche Abend wurde ruhig verbracht. Sie sprachen über das Symposium, die verschiedenen Meister, die sie getroffen hatten und stießen miteinander auf Hermines offenkundigen Sieg über Rancine an. Tenbrook hatte ihr die verbesserte Schriftrolle beim Mittagessen gezeigt und ihr Name war mit den anderen Lehrlingen darauf verzeichnet. Und sie tanzten, eine Aktivität, die sie beide vermisst hatten – das sinnliche Gleiten des Körpers, der an den anderen gepresst war.
Der Abend war warm und die beiden genossen weiter das Gespinst von Intimität, das sich um sie gewunden hatte, während sie zurück zum Hotel gingen. Den Rest des Abends, bis spät in die Nacht hinein, verbrachten sie mit dem Erforschen der Dschungelsuite und einer Mannigfaltigkeit an… Stellungen. Es wurde spät, ehe das Paar ins Bett fiel und fast sofort einschlief.

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„Das ist so aufregend. Ich war noch in zuvor in Florenz“, sagte Hermine und überprüfte ihr Aussehen im Spiegel.

Severus sah sich im Baumhaus um und stellte sicher, dass sie nichts zurück gelassen hatten. Ihre Koffer waren geschrumpft und ruhten sicher in der Innentasche seines Umhangs. „Ich habe uns schon ausgecheckt, wir müssen nur in einer halben Stunde in der Abreisezone sein, sonst verpassen wir unseren Portschlüssel.“

Sie gingen in die Hauptlobby, die voller betriebsamer Hexen und Zauberer war. Sie konnten auch noch eine ziemlich große Menge Menschen in der Halle des Handels sehen. Einige Stände boten Last Minute Verkäufe mit dem Vorsatz an, Leute anzuziehen und so ihre Verkäufe nochmals anzukurbeln, da die Vorträge beendet und eine ordentliche Anzahl der Teilnehmer des Symposiums bereits abgereist waren. Severus leitete Hermine bis zum hinteren Ende der Lobby und durch ein großes Schild, die die Abreisezone auswies. Er checkte an dem Schreibtisch neben der mit Seilen abgegrenzten Zone ein und zeigte dem gelangweilten Zauberer die Papiere, die er erhalten hatte und die ihre Portschlüsselzeit und den Bestimmungsort bestätigten.

„Wenn Sie und die Lady zur Seite treten, rufen wir Sie auf, wenn es Zeit ist. Bitte verlassen Sie nicht diesen unmittelbaren Bereich. Wir haben einen engen Zeitplan, da so viele Leute heute abreisen. Ich schlage vor, dass Sie darauf achten, nicht den angegebenen Zeitpunkt zu verpassen – unser nächster verfügbarer Abreisetermin ist nicht vor morgen. Laut Plan gehen Sie in fünfzehn Minuten, um zwölf Uhr mittags nach…“ Der junge Mann warf einen Blick auf die Namensliste ganz oben auf dem Pergament. „Professor… Professor Snape. Ich, ähm, habe gar nicht bemerkt, dass Sie es sind, Sir. Es dauert nicht länger als ein paar Minuten, Sir.“

Severus starrte den jungen Mann finster an, der den Anstand hatte, unter dem übel wollenden Blick des Tränkemeisters zu erblassen.

Weniger als zehn Minuten später wurde Severus’ Name aufgerufen. Hermine und er traten hinter die Absperrung und ergriffen den Messingring, den ihnen der Zauberer reichte. Bei drei fühlte Hermine den Zug hinter ihrem Bauchnabel, der charakteristisch für das Reisen mit Portschlüsseln war. Egal wie häufig sie so reiste, das Gefühl ließ sie sich immer leicht desorientiert fühlen, wenn sie landete.

Sie kamen in einem weiteren, abgesperrten Bereich inmitten eines kleinen Büros an. Eine junge Hexe in fröhlich gefärbten Roben begrüßte das Paar. „Guten Tag, Professor Snape, Miss Granger. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr wir uns freuen, dass Sie unsere Stadt besuchen. Ihre Anfrage nach dem Portschlüssel war doch wegen einer Freizeitangelegenheit, stimmt das?“ Die Hexe nahm den Ring aus ihren Händen.

Hermine nickte der Hexe ausdruckslos zu.

„Wunderbar, Ihr Termin für den Portschlüssel zurück ist heute Abend um zehn. Wenn Sie bitte schon zehn Minuten vor Ihrer Abreise hier sein könnten, wären wir Ihnen sehr dankbar. Genießen Sie Ihren Tag.“

Sie gingen aus der Vordertür des Büros und standen in der Mitte eines grasbedeckten Parks. Das Gebäude schien hinter ihnen zu verschwinden und Severus nahm an, dass das an einem Verschleierungszauber lag.

„Oh mein Gott, sieh mal!“ Hermine deutete auf das Bauwerk direkt gegenüber. Vor ihnen erhob sich majestätisch Michelangelos Statue von David.

Severus lächelte. „Möchtest du das Museum ansehen? Es ist schon eine Weile her, dass ich hier war, aber in der Accademia dell' Arte del Disegno stehen einige der heraus ragendsten Gemälde und Skulpturen der Welt.“

Impulsiv küsste ihn Hermine auf die Wange. „Vielen Dank, das ist wundervoll. Gehen wir.“

Severus folgte Hermine in das Museum und sie verbrachten zwei angenehme Stunden damit, durch die Ausstellungen zu gehen. Es war einige Zeit her, dass er in Italien gewesen war, aber Severus war gut belesen. Er agierte als Führer, zeigte auf einige Arbeiten alter Meister und ließ Teile von Informationen hören, die er gelesen hatte. Hermine war besonders interessiert an den Künstlern, auf die er sie hinwies und die eigentlich magisch und keine Muggel waren.

Auch wenn die Kunstobjekte im Museum atemberaubend waren, die Stadt außerhalb davon war ebenso ein Augenschmaus. Die alten Gebäude mit ihren mittelalterlichen Akzenten und klassischer römischer Architektur waren genauso beeindruckend wie die Arbeiten der Künstler, die manche Häuser beherbergten.

Sie kamen zum Ponte Vecchio, der ältesten und meist fotografiertesten Brücke von Florenz, die durch ihre drei Bögen und den Arkaden auf jeder Seite charakterisiert war. Wie bei den meisten Brücken heutzutage, verliefen Ladenreihen an beiden Seiten entlang. Es gab kleine Stände, die punktuell auf den Gehsteigen vor den Geschäften standen und eine breite Vielfalt an Essen, Trinken und Souveniren anbot. Severus blieb stehen und kaufte bei einem der Händler Sandwiches. Hermine und er schlenderten weiter und sprachen über die Dinge in den vielen Fenstern, während sie vorbei gingen.

Ein Stück im Schaufenster eines Juwelierladens erweckte Hermines Aufmerksamkeit. „Ich will mir das einen Augenblick ansehen.“

Severus nickte, während er ihr in das kleine Geschäft folgte. Innen war der Laden größer, ohne Zweifel magisch vergrößert. Hermine sah sich einen kleinen, silbernen Kessel an und fragte sich, ob Severus einen solchen Anhänger tragen würde. Eigentlich war das Symbol in der wahren Mythologie weiblich, aber er war trotzdem ein Zaubertränkemeister und Kessel symbolisierten sein Handwerk. ‚Ich frage mich, ob sie auch Ketten mit Phiolen haben? Oder vielleicht einen Stöpsel für den Fall der Fälle?’, dachte sie mit einem Kichern.

Zu ihrer Überraschung fand sie wundervolle Stöpsel aus Glas in der nächsten Vitrine. Es gab sie in den unterschiedlichsten Größen, mit feinen Gold- und Silberlinien versehen und einige waren mit Runen bedeckt, die sie nicht kannte. Neben diesen lagen zwei Reihen mit kleinen Phiolen und die Korken oben hatten einen Bügel, um eine Kette hindurch zu fädeln. Ein handgeschriebener Zettel neben der ersten Reihe pries die Inhalte der Phiolen an, die alle Krankheiten heilen konnten, wenn man sie nur von Neumond zu Neumond nahe am Herzen trug.

„Severus, sieh mal.“ Hermine deutete auf die Phiolen, als sie ein plötzlicher Aufschrei unterbrach.

Sie hatte eine starke Energie gespürt, als sie das Geschäft betrat. Es war der Anhänger ihres Großvaters, aber nicht nur. Sie erkannte die originale Magie, aber etwas an seiner charakteristischen Macht war anders und auf eine merkwürdigen Weise stärker. Sie konnte sich an ihren Großvater erinnern, der ihr von einem Paar erzählte, für das er einen Anhänger gemacht hatte und wie sich die Energie verändert hatte. „Sie haben einen Anspruch aufeinander erhoben“, sagte sie verwundert. „Sie müssen die Elementare Magie wachgerufen haben, die in den Anhänger gewebt worden ist – und das ohne es zu wissen.“

Es war die Art von Magie, die ihr Großvater beschrieben hatte, aber diese Macht war ihr selbst nie beschieden gewesen, selbst zu erfahren – bis jetzt. Die Berührung des Verkäufers an ihrer Schulter schreckte die Hexe aus ihren Tagträumen.

„Senalda, geht es dir gut?“

Die Hexe schrie auf und ihre Hand fuhr zur Brust als könnte das ihr rasendes Herz beruhigen. „Gott, Charles, hast du mich aber erschreckt.“ Senalda durchsuchte mit den Augen den kleinen Laden und ihr Blick blieb auf Hermine und Severus stehen. „Professor, Miss Granger.“

Hermine sah, wie eine schwächere Version von Sybill Trelawney auf sie zukam.

„Sie haben einen Anspruch aufeinander erhoben, wie wundervoll! Ich habe schon Gerüchte über die Elementarmagie gehört, die gebraucht wird, um den Kreis zu vervollkommnen, aber ich habe niemals die Möglichkeit erhalten, seine Macht zu spüren!“ Ihre grünen Augen schimmerten durch ein inneres Licht. Auch wenn sie nicht den wilden, käferartigen Look ihrer Cousine hatte, gab es doch keinen Zweifel an ihrem allgemeinen Körperbau, dass sie jemand anders als eine Trelawney sein konnte: groß, dünn und wildes Haar, allerdings fehlten die Armreife und Perlen, auf die Sybill so stand.

Über was plapperte diese idiotische Frau da? „Trelawney“, stieß Severus bissig hervor, „worüber zum Teufel reden Sie? Was ist in diesem Anhänger, den Sie mir verkauft haben?“

„Ein Geschenk, Professor, ein großes Geschenk.“

Natürlich, Senalda Trelawney, die Hexe aus dem Smaragdblatt, die Severus den Anhänger verkauft hat. „Einander beanspruchen, wie… Seelenverwandte?“ fragte Hermine, die noch ein wenig Schwierigkeiten mit der unüblichen Phrase hatte.

„Nein, nicht ganz, denn Seelenverwandte setzen einen Mangel an freiem Willen voraus. Nein, ein Anspruch ist das Beste, wie ich diese Art Magie in Worte fassen kann“, sagte sie mit einem Lächeln.

„Versuchen Sie es weiter“, quetschte Severus zwischen zusammen gepressten Zähnen heraus. Ein großes Geschenk – sie spuckte den gleichen Sabber wie ihr Bruder an diesem Tag damals aus, als er zum Smaragdblatt zurückgekehrt war. Seine Hand griff fester um den Zauberstab in seiner Tasche – er hätte die Hexe längst verhext, wenn er gedacht hätte, dass das helfen würde. Zum Teufel, auch wenn es nicht helfen würde, sie zu verhexen würde ihm zumindest ein besseres Gefühl verschaffen. „Was haben Sie mit Hermine gemacht?“

„Ich habe gar nichts gemacht, Professor, ich weiß, dass wir dazu neigen, etwas zu fürchten, was wir nicht kennen oder verstehen, aber Ihnen wurde wirklich ein großes Geschenk zuteil.“

„Ja, das sagten Sie schon, aber verdammt noch mal, was bedeutet das?“, fauchte Severus. Ohne es zu merken, brachte er sich zwischen Hermine und Trelawney und seine Haltung war, um sie zu schützen, defensiv.

„Warum gehen wir nicht irgendwo hin, wo wir privat reden können? Wir sorgen hier wohl für ein Publikum.“ Senalda gestikulierte zu dem Pulk von Menschen, der das Zwischenspiel zwischen ihnen beobachtete.

Severus nickte und führte Hermine unvermittelt aus der Tür nach draußen. Stumm ging das merkwürdige Trio die Avenue zu einem kleinen Café hinunter, das am Ende der Brücke lag. Sie setzten sich an einen Tisch im Hintergrund des beinahe menschenleeren Lokals.
„Erklären Sie.“ Severus hielt die Hexe mit seinem Blick fest, damit sie es nicht wagte, ihn anzulügen.

Senalda lächelte. „Ja, ich hätte gerne einen Tee, danke.“

Hermine versuchte, ein Kichern zu verbergen, während Severus’ Blick mörderisch wurde.

„Miss Trelawney, Sie haben erwähnt…“ begann Hermine, nur um von Senalda unterbrochen zu werden.

„Bitte, nennen Sie mich Senalda, das machen alle meine Freunde.“

Ein junger Zauberer nahm ihre Teebestellung mit Scones auf, verschwand dann und sie konnten versuchen, die Dinge zu klären.

„Miss Trelawney…“ Aufgrund Senaldas Blick korrigierte sich Hermine. „Senalda, Sie sagten, wir hätten ‚einen Anspruch aufeinander erhoben’. Was bedeutet das?“

„Es bedeutet, dass Sie einander willentlich erklärt haben, dass sie einander gehören. Das Blatt erkennt die Integrität Ihrer Herzen und die Reinheit Ihrer Absichten.“

Severus schnaubte. „Reinheit ist schwerlich ein Wort, das ich mit mir assoziieren würde.“

„Ihre Absichten, Professor. Was auch immer Sie sind, oder auch nicht, ist nicht die Frage, einzig Ihre wahren Gefühle was Hermine betrifft. Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich Sie Hermine nenne, oder, Liebes?“ Hermine wollte gerade antworten, Senalda legte jedoch nach. „Sie haben einen magischen Bund zwischen Ihnen kreiert und diesen hat der Anhänger erkannt. Ich konnte fühlen, wie mich an jenem Tag die Magie im Anhänger rief, als Sie in den Laden kamen. Er erkannte da schon Ihre Absichten, auch wenn damals Ihr Herz noch nicht wusste, was es fühlte. Ich habe im Tagespropheten über Hermines unglücklichen Unfall gelesen. Es gab einen Kommentar über das glühende Blatt. Ich nehme an, dass Sie da den Bund geschaffen haben, aber es geht noch über dies hinaus.“

Severus lehnte sich zurück und versuchte, Senaldas Erklärung zu schlucken. Es war für seinen Geschmack zu vage. Einen Anspruch aufeinander erheben. Ein Bund. „So sind wir jetzt… an einander… gebunden?“

„Sie sagten, wir seien keine Seelenverwandten, was ist der Unterschied hierzu?“, wollte Hermine wissen, wobei ihre Stirn in Gedanken in Falten gelegt war.

Severus war nicht glücklich über Hermine gedankenvollen Gesichtsaudruck. Brachte sie der Gedanke daran, an ihn ‚gebunden’ zu sein, auf? Er war selbst nicht sicher, wie er das einordnen sollte. Konnte es umgekehrt werden, wenn sie sich zur Trennung entschließen sollten? Auch wenn sie ihre Liebe einander wahrhaftig erklärten, hatten sie doch noch nie richtig über die Zukunft gesprochen – außer natürlich einigen normalen Dingen: das Frühstück im Fuchsbau am ersten Weihnachtsfeiertag, das Testen des veränderten Wolfsbanntrankes an Lupin während der Ferien und natürlich Hermines Lehrzeit. Er nahm an, dass sie über Weihnachten bei ihm in Hogwarts bleiben würde, aber sie hatten noch nicht wirklich darüber gesprochen. Severus machte sich eine gedankliche Notiz, Hermine zu fragen, was ihre Pläne waren. Er wollte nicht einfach annehmen, dass sie bei ihm bleiben würde und später dann herausfinden, dass sie andere Vereinbarungen getroffen hatte.

‚Und was wäre so schrecklich daran, wenn ihr beide aneinander gebunden wärt? Hast du eine andere brillante, gut aussehende, String-tragende Hexe, die wirklich…’ die nervige Stimme wieherte ihn tatsächlich an, ehe er seinen Gedanken zu Ende führen konnte. ‚… deine Gesellschaft genießt?’

Glücklicherweise war der Ober mit ihrer Bestellung zurückgekehrt und unterbrach Senaldas Erklärung, was ‚einen Anspruch aufeinander erheben’ bedeutete. Das Letzte, das Severus wollte, war, das sie sich wiederholen würde. Er konzentrierte sich neu auf die Erklärungen der Hexe.

„Die Idee der Seelenverwandten unterstellt ein Fehlen des freien Willens, was das Individuum anbelangt. Ihre Seelen gehören einander, egal was passiert. Kein anderer kann je der Richtige für einen sein, keiner außer dem Seelenverwandten kann den anderen glücklich machen. Die allgemein verbreitete Annahme ist, dass die Seelenverwandten miteinander seit einer Ewigkeit verbunden sind und dazu ausersehen, von Leben zu Leben zu wandern um einander zu suchen. Vielleicht wirft man deswegen immer, wenn man von solch einem ‚ausersehenen’ Paar hört, ein Blick in die Geschichte. Ich kann nicht behaupten, dass jemand von ‚wahren, magischen Seelenverwandten’ in den letzten sechs- oder siebenhundert Jahren berichtet hat.“

„Und auf jemanden einen Anspruch zu erheben ist anders? Würden Sie bitte den Unterschied erklären?“

„Es geht über den Bund, den das Blatt bei Ihnen erkannt hat, hinaus. Es bedeutet, Professor, dass Sie sich aus eigenem, freien Willen gegenseitig geschenkt haben. Die Magie funktioniert nur, wenn sie ohne Arglist hervorgerufen und durch reine Emotion versprochen wurde. Es braucht sehr starke Emotionen um den richtigen Zeitpunkt zu erzeugen um diese Art von Magie zu rufen.“ Senalda biss in ihren Scone und beobachtete Hermine und Severus, wie diese das Gesagte verdauten.

„Was für eine Art von Magie ist das?“

Es war Severus, der Hermines Frage beantwortete. „Elementar. Dieselbe Magie, die Potter über all diese Jahre beschützt hat. Ihr Großvater bezog beides – psychische und natürliche Magie – als er das Blatt herstellte.“

Senalda lächelte. „Sehr gut, Professor. Ja, Elementarmagie in seiner grundlegendsten Form, jedoch so am Schwersten von allen zu kontrollieren oder anzurufen. Sagen wir, Ihre Seele, aus Mangel eines besseren Wortes, bedarf dreißig Dinge oder Punkte um Erfüllung und vollkommenes Glück zu erreichen.“

„Punkte?“

„Ja, so etwas wie Intelligenz, Aussehen, Freundlichkeit. Vielleicht wäre Charaktereigenschaften das bessere Wort. Ihre Seele braucht den ultimativen Partner um dreißig Charakteristiken zu teilen, damit Sie das totale und unmissverständliche Glück finden. Das heißt nicht, dass sie nicht mit jemandem glücklich werden können, der nur fünfundzwanzig von diesen Charakterzügen, die Sie suchen hat, oder auch nur zwanzig. Wir wissen nicht, ob jede Eigenschaft denselben Wert für unser Herz oder für unsere Seele hat, nicht? Bedeuten blaue Augen genauso viel wie Freundlichkeit anderen gegenüber? Würden zwei Menschen mit blauen Augen – mal angenommen, dass das eine der Charakteristiken wäre, die Sie wünschen – würden diesen beiden blauäugigen Menschen dasselbe für Ihr Herz bedeuten, wenn der eine intelligent und der andere kaum lesen und schreiben könnte – vorausgesetzt man nimmt an, dass alles gleich wichtig ist? Würden Sie eine andere Person akzeptieren, wenn sie die meisten der Charakterzüge hätte, die Sie erwarten, aber stattdessen braune Augen hätte? Bedeuten manche Eigenschaften mehr als andere?“

„Also, sie sagen, dass es mehr als einen Menschen gibt, der der Richtige für einen ist. Die Werte für jede Person mag dieselbe sein, aber jeder würde etwas anderes in einem zufrieden stellen.“ Hermine erwärmte sich für das Thema, während sie arithmantische Prinzipien zu dieser Logik ansetzte. „Zwei Partner können denselben Wert und doch unterschiedliche Charakteristiken haben. Man könnte mit beiden glücklich sein, aber in unterschiedlicher Art und Weise. Das ist das gleiche wie zwei plus zwei vier ergibt und eins plus drei ebenso. Man kommt am gleichen Ziel an, nur durch unterschiedlichen Mittel.“

„Exakt. Das ist das Prinzip, dass das Blatt benutzt, um zu erkennen, wie ein Herz nach einem anderen ruft, sogar bevor die besagten Herzen ihre Anziehung füreinander erkannt haben. Es erkennt ebenso, dass das Herz, die Seele, glücklich ist und seine Suche aufgegeben hat, aber man darf nicht außer Acht lassen, dass es auch Leute sein können, die die gleichen Anforderungen erfüllen, man sich aber nicht zu ihnen hingezogen fühlt. Das wären dann die Menschen, die engste Freunde werden, man fühlt echte Zuneigung für sie, doch nicht mehr.“

Hermine dachte, dass Harry und Ron recht gut in die zweite Kategorie passten. Nicht dass sie den Anforderungen entsprachen, wie Senalda es nannte, nach denen sie suchte, denn sie liebte die beiden innig, aber es gab kein Feuer. Severus allerdings, war eine ganz andere Geschichte. Die Hitze, die zwischen ihnen war, verblüffte sie. Es gab Zeiten, in denen sie wirklich überrascht war, dass sie nicht in Flammen aufgingen, wenn sie einander sahen – auch wenn sie auf eine ganz andere Weise durchaus Feuer fingen.

Auch Severus sah nachdenklich aus und fragte nach: „Aber das ist nicht dieses ‚Beanspruchen’, dass Sie meinten?“

„Nein, das ist der Bund, den das Blatt erzeugt. Der Anspruch hat mit zwei Menschen zu tun, die einander willentlich, zu einer Zeit von intensiven Gefühlen und ohne böswillige Absicht, gänzlich und bedingungslos schenken. Die Legende sagt, dass dieser ‚Anspruch’ durch eine Welle der Magie charakterisiert ist. Man sagt, dass es eine unsichtbare Verbindung zwischen zwei Menschen bildet, die jedem von ihnen gestattet, die Elemente anzulocken wenn er oder sie merkt, dass die andere Hälfte des Bundes in Gefahr sein könnte. Das muss die Veränderung sein, die ich in der magischen Charakteristik des Blattes bemerkt habe.“

Senalda bemerkte, wie Severus ein plötzliches Verstehen dämmerte. „Und nach Ihrem Gesichtsaudruck zu schließen, kann ich nur sagen, dass Sie genau wissen, was passiert ist und auch wann. War es so, wie es die Legende sagt? Haben Sie den magischen Schub gespürt? Wo waren Sie, als es geschah? Was haben Sie gesagt? Können Sie sich erinnern?“

Severus erinnerte sich. In ihrer ersten Nacht in Eden, nachdem sie Hermines Ex-Freund getroffen hatten, waren die Gefühle tatsächlich hoch geschlagen – für beide. Severus hatte Hermine ohne Vorbereitung genommen, jedoch war sie genauso heiß auf ihn gewesen. Er hatte ihr gesagt, dass sie sein war und sie hatte zugestimmt, das Gleiche von ihm gefordert, während sie ihm sagte, wie sehr sie ihn liebte. Er erinnerte sich, wie er ihr seine Liebe versicherte, kurz bevor sie beide kamen. Ein magisches Prickeln hatte sie umgeben und beide auf Höhen gebracht, die sie vorher noch nie erreicht hatten. Das würde die Erklärung für die merkwürdige Magie sein, die Hermine am nächsten Tag entwickelte, als Rancine ihr gegenüber gestanden hatte. Sie musste den Wind angezogen haben, als die Luft um sie herum gepeitscht war. Rancine würde nie erfahren wie viel Glück er an diesem Tag gehabt hatte. Hermine beruhigte sich, ehe sie den Mann wirklich verhexte. Wer weiß, was die Elementarmagie zu diesem Zeitpunkt mit ihrer Magie angestellt hätte, während sie Rancine beobachtete, obwohl es seiner Ansicht nach sehr zufrieden stellend gewesen wäre, wenn dieser sich aufgelöst hätte.
Hermine sah Severus fragend an. „Der Streit, den ich mit Rancine hatte? Ist da dieser ‚Anspruch’ aufgetreten? Du sagtest, dass die Luft um mich herum gepeitscht ist. Wind ist eines der vier Elemente.“

Severus schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist höchstwahrscheinlich nur ein Resultat des ‚Anspruches’. Ich glaube, dass es in der Nacht zuvor geschah, als wir nach dem Verlassen der ‚Halle des Handels’ in unsere Suite zurückgekehrt sind.“ Er betrachtete Hermine, die im Kopf die letzten drei Tage durchging und war sicher, dass es nicht lange dauerte, bis sie zum gleichen Ergebnis wie er kommen würde.

Ein Blick intensiver Konzentration überzog ihre Züge. „Wir sahen uns die Suite an, gingen zurück nach unten und hielten bei der ‚Halle des Handels’ an. Dieser Idiot von Steve war dort. Wir kamen wieder nach oben“, flüsterte sie.

Severus nickte. Er wollte das Prickeln der Magie erwähnen, und dass es sich mit dem intensivsten Orgasmus verbunden hatte, den er jemals erlebt hatte. Es war schwierig gewesen, auch nur zu atmen, ganz zu schweigen von der Möglichkeit, sich selbst zu schaden – als wenn sein Blut mit etwas anderem beschäftigt war und versuchte, eine höhere Gehirnfunktion zu aktivieren um mit ihr zu reden.

„Nun, es scheint, dass Sie beide das wann und wo herausgefunden haben. Was ist passiert? Wie hat es sich angefühlt? Was haben Sie gesagt?“ Senalda merkte durch Severus’ vorsichtigem Gesichtsaudruck und Hermines schuldbewussten, dass die Details sie wohl nicht voranbrachten. „Es gibt nur einen belegten Fall von diesem Typ der Beanspruchung und das liegt mehr als einhundertundfünfzig Jahre zurück. Mein Großvater hat mir davon erzählt, aber ich hätte niemals erwartet, diese Art von Magie zu spüren, denn ich dachte, dass es eine Legende wäre und nichts weiter.“

Severus verstand das Bedürfnis der Frau nach Klarheit. Es war immer die Absicht und das Ziel für den Forscher, bei einem funktionierenden Laborexperiment, zu wissen, warum das so war. „Was fühlen Sie? Alle Stücke meines Großvaters enthalten ein wenig von seiner Magie. Mein Bruder und ich teilen diese Magie. Es hat ein bestimmtes Muster, wie eine Unterschrift. So kann ich ein falsches Stück von einem echten unterscheiden. Ich fühlte den Einfluss des Blattes, wie er auf Sie reagierte, Professor, als Sie in den Laden kamen. Mein Bruder war ziemlich wütend auf mich, weil ich Ihnen das Stück verkauft habe. Aber ich bin genauso wie er geschult. Ich wusste, dass Ihre Absichten rein und Ihre Gefühle für Hermine wahrhaftig waren. Ich habe diese Magie noch nie so stark empfunden. Niemals.“

Eine Braue bog sich fragend und er erinnerte sich an das merkwürdige Verhalten des Bruders, als dieser im Geschäft befragt wurde. „Was hatte er für Bedenken?“

„Vor vielen Jahren hat ein gewissenloser Zauberer versucht, den Zauber des Anhängers zu verändern. Anstatt dass er nach einem anderen Herzen rief, wollte er es versklaven und hoffte, dass das Blatt mehr wie ein Liebestrank arbeiten würde und nicht als ein Anzeichen wahrer Gefühle. Mein Großvater merkte, was die Veränderung bedeutete und schaffte es, das Blatt gegen ein unmagisches zu ersetzen. Kurz danach begann mein Großvater damit, die verzauberten Blätter zurück zu kaufen, da er Angst hatte, sie könnten in die falschen Hände geraten. Ich machte nach seinem Tod damit weiter.

„Und doch haben Sie mir eines verkauft.“

„Ja.“

„Warum?“

Senalda seufzte. „Weil die Magie… mich dazu zwang. Ich weiß, dass Sie es nicht fühlen können, aber der Einfluss war zu stark. Es hätte mich für den Rest meines Lebens verfolgt, wenn ich mich dem nicht gefügt hätte.“

„Und Ihr Bruder?“

„Daemon fühlte es auch. Er ist nicht zufrieden mit mir, aber ich denke, er versteht es.“

„Er war besorgt darüber, dass Sie meine Absichten falsch interpretiert haben. Weil ich ein Todesser war.“

„Severus…“

Severus schüttelte den Kopf und seine Hand auf Hermines hielt ihren Einwand auf. „Madam?“ Er wusste, wie die Antwort lauten würde, denn das Mal auf seinem Arm würde alles, was er in seinem restlichen Leben machen würde, verdrehen. Senaldas Antwort jedoch kürzte das ab.

„Sie sind ein Ex-Todesser und ein ausgezeichnetes Mitglied des Orden des Phönix. Sie und Potter haben Voldemort besiegt. Das Blatt lügt niemals. Ihre Absichten waren rein.“ Senalda starrte in Severus’ Augen und forderte ihn heraus, sie zu korrigieren.

„Ich glaube, dass Potter und ich Hilfe bei der Vernichtung des Dunklen Lords hatten“, meinte er trocken. Sie nannte den Jungen Potter? Zu seinem Bedauern musste er zugeben, dass er ihre Gesellschaft… erträglich fand. „Und dieser ‚Anspruch’ – ist das dauerhaft?“

„Es bedeutet, dass Ihre Seelen in allen Punkten zusammen passen. Was Sie auch immer von einem Partner erwarten, haben Ihre Herzen und Seelen im anderen gefunden und das allein hätte schon den magischen Einfluss, den ich spürte, erklärt, aber irgendwann mussten Sie sich einander schenken. Ich weiß, dass Sie beide wissen, wann es geschah, denn ich kann es in Ihren Augen sehen. Ich muss das wissen, bitte, erzählen Sie mir die Einzelheiten.“

„Ist es dauerhaft?“

„Dauerhaft in dem Sinne, dass Seelenverwandte sich durch die Ewigkeit immerzu suchen? Nein, ich glaube nicht. Es ist ein Geschenk, es ist etwas, das gewahrt werden sollte, denn zu wissen, dass Sie die Richtigen füreinander sind, und dass eine Person, die Sie lieben auch Sie liebt – und das mit keinerlei Bedingungen. Aber ich möchte ein warnendes Wort anfügen, Professor. Liebe kann stärker als jede Macht auf Erden sein aber auch genauso zerbrechlich. Sie muss genährt und gepflegt werden und man muss sie gedeihen lassen, damit sie wachsen und andauern kann.“

„Wie ein Garten“, sagte Hermine und lächelte, als sie darüber nachdachte, einen Bund mit Severus zu teilen. Sie war glücklicher als je zuvor. Sie fühlte, dass sich alles, so lange er an ihrer Seite war, zusammen fügen würde.

Severus nickte. Lilys Liebe. Ihre ultimative Liebe für Potter hatte bewiesen, wie stark Liebe sein konnte. Er verstand jetzt dieses Opfer. Es war von der gleichen Art, die er gefühlt hatte, während Hermine bewusstlos gewesen war. Er hätte freudig den Platz mit ihr getauscht, wenn es bedeutet hätte, dass sie sicher gewesen wäre. Er hätte nicht ohne sie weitermachen können.

Sanft versuchte Senalda die beiden zu mehr Aussagen anzuspornen. „Wann? Wo? Professor, Hermine, bitte, ich muss mehr wissen!“

Als sich ihre Augen kurz trafen, nickten sie leicht und Severus versuchte, die Ereignisse zu beschreiben, die zu dem Anspruch geführt hatten. „Wir waren gerade in unsere Suite zurückgekehrt – nach einer Art Auseinandersetzung in der ‚Halle des Handels’.“

„Auseinandersetzung?“

„Ein unglückliches Treffen. Hermine rannte in einen alten Ex-Freund und das war… weniger angenehm.“ Sachlich Ereignisse und vor allem seine Gefühle wiederzugeben war schwierig und ziemlich untypisch für Severus – fast leichter, den mürrischen Mann fröhlich hopsend durch die Hallen von Hogwarts zu beobachten, während er eine lustige Melodie pfiff.

„Wir haben nicht gestritten. Ich habe Steve gesagt, dass ich mit Severus zusammen bin“, sagte Hermine, die sich seiner erbarmte und nun den Verlauf des Abends erzählte. „Wir kamen zurück nach Eden…“

„Eden?“, fragte Senalda unsicher nach.

„Die Dschungelsuite in Der Verzauberung. Das ist der romantischste Ort, den ich je gesehen habe. Man geht über ein Trugbild von einer Brücke – sie sieht wahnsinnig klapprig aus, ist aber in Wahrheit solide. Man geht über diese Brücke zu einem Baumhaus inmitten eines Dschungels. Wenn man den Aufzug nach unten nimmt, sieht man einen fantastischen Wasserfall mit einem Teich. Überall sind tropische Blumen und man ist in dieser Suite vollkommen für sich. Das Baumhaus ist noch mal etwas anderes. Es hat sogar einen eigenen Whirlpool! Der reinste Himmel.“

Senalda lachte, wer hätte gedacht, dass der Professor ein Hedonist des Herzens wäre? „Das hört sich großartig an. Ich verstehe, warum Sie das Eden genannt haben.“

Eine zarte Röte bedeckte Severus’ Wangen. „Ich dachte mir, dass es Hermine gefallen würde.“

„Auf jeden Fall kamen wir zurück in unsere Suite und… konfrontierten einander wegen… unserer Gefühle.“

„Haben Sie gestritten?“

„Nein, das nicht.“

„Die Ereignisse führten zu…“, sagte Severus und versuchte wieder, sich genau an die Begebenheit zu erinnern.

„Magischem Sex.“

Severus blickte Hermine an, wobei seine Augenbrauen in seinem Haaransatz verloren gegangen zu sein schienen und der Schock in seinem Gesicht über ihre unverhohlene Bemerkung deutlich zu sehen war.

„Nun, das war es, was passiert ist. Du warst aufgebracht und hast erneut diese Höhlenmenschen Sache heraus hängen lassen, weißt du nicht mehr? Du hast wieder gemeint, dass ich dir gehöre und ich habe zugestimmt. Ich erinnere mich, dass ich dir das Gleiche sagte und fühlte eine Woge von Emotionen, kurz bevor wir, ähm… bevor wir… naja, nun, da ich darüber nachdenke, glaube ich, dass das die Welle der Magie war. Kannst du dich daran erinnern?“

„Ja, natürlich. Ich hatte nur nicht vor, das Ereignis mit solch einer Aufmerksamkeit den Details gegenüber zu wiederholen, besonders nicht vor Dritten“, sagte er steif.

„Severus, Senalda ist die Einzige, die anscheinend weiß, was das ist. Wir müssen wissen, ob es noch etwas anderes gibt, auf das wir achten sollten. Ich habe momentan keine Bibliothek, in der ich danach suchen kann und bezweifle sehr, dass das in ‚Eine Geschichte Hogwarts’ steht, auch wenn der Autor darin wirklich einige sehr merkwürdige Sachen aufgeführt hat.“

Severus lächelte und war dankbar über Hermines Versuch, ihn zu beruhigen. „Eine Besserwisserin, die etwas nicht weiß? Tz, das ist wirklich einmalig.“

„Wenigstens erklärt das, was passierte, als ich so wütend auf Rancine wurde.“ Hermine griff nach seiner Hand. „Macht es dir etwas aus? Ich meine, es scheint ja nicht ständig so zu sein, aber es bedeutet doch, dass es ein paar Dinge gibt, über die wir nachdenken sollten.“

„Ausmachen? Ich denke, dass du diejenige bist, der es etwas ausmachen müsste.“ Ausmachen? Sie war alles, was er jemals wollte.

„Nein, gar nicht. Ich überlege nur, wie ich das Ron gegenüber zurück halten kann, wenn er mir sagt, dass du nicht der Richtige für mich bist.“ Hermine gab ihm einen Klaps auf die Hand und wandte sich wieder Senalda zu. „Gibt es da noch etwas, das wir wissen sollten?“

„Nicht dass ich wüsste. Man weiß ohnehin nicht allzu viel über diese Art von Magie. Vielleicht wären Sie so freundlich, mit mir in Kontakt zu bleiben. Ab und zu eine Eule, um mich wissen zu lassen, wie die Dinge laufen.“

„Senalda“, sagte Severus und sein tiefer Bariton schmeichelte den Namen der Hexe, „was machen Sie in Florenz?“

„Ich bin hier auf einem Einkaufstrip. Ich komme alle drei Monate hierher. Viele Kaufleute sind in den kleineren Dörfern, wo die hiesigen Künstler den Schmuck herstellen. Ihre Arbeit ist atemberaubend.“ Senalda packte ihre Habseligkeiten zusammen. „Ich habe Sie lange genug aufgehalten und bin wirklich dankbar, dass Sie so offen zu mir waren. Ich weiß, wie schwierig das gewesen sein muss, wenn man die Art von…“ Senalda brach ab. Severus hatte es zugelassen, sie beim Vornamen zu nennen – seine sexuelle Beziehung mit Hermine zu erwähnen schien momentan keine besonders gute Idee zu sein. „Während der Weihnachtsferien bin ich in London und besuche meinen Bruder und seine Familie. Vielleicht könnten wir uns zu einem Tee treffen?“

Hermine lächelte. „Das wäre schön. Wir sind in Hogwarts und arbeiten an einem Experiment. Ich eule Ihnen und dann können wir einen Zeitpunkt ausmachen.“

Senalda nickte beiden zu und stand auf. „Professor, Hermine, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel mir dieses Treffen bedeutet hat. Wir sprechen uns bald wieder.“

Severus und Hermine saßen einen Augenblick still da, die Ereignisse und Enthüllungen während ihres Gespräches gingen ihnen noch ziemlich wirr im Kopf herum.

„So.“

Schweigend nickte Severus. So – genau, was jetzt?

„Was kommt als Nächstes?“

„Nun, es ist jetzt halb sechs, wir haben immer noch über vier Stunden, ehe unser Portschlüssel nach Hause geht. Wir könnten in die Uffizien gehen. In der Broschüre, die ich gekauft habe steht, dass es eines der großartigsten Museen der Welt ist und dass es die lohnendeste Sammlung von italienischer Renaissance hat sowie die besten Arbeiten von solchen Meistern wie Botticelli, Titian, Michelangelo und da Vinci. Wer weiß schon, wann wir wieder nach Florenz kommen?“

„Hermine, wir müssen uns unterhalten.“

„Weswegen?“

„Über uns, über diesen ‚Anspruch’, über das, was passiert ist.“

„Nichts ist passiert. Wir sind die gleichen Leute, die wir schon gestern waren, nichts hat das verändert.“

Severus schüttelte den Kopf. „Dieser Anspruch…“

„… bedeutet nur, dass wir einander lieben und dass du der richtige Mann für mich bist. Ich wusste das bereits“, fügte sie mit einem Lächeln hinzu.

„Und die Elementarmagie?“

„Senalda sagte, dass es nur auftritt, wenn einer von uns glaubt, dass der andere in Schwierigkeiten ist. Eigentlich denke ich sogar, dass es nett ist etwas zu haben, auf das man zurückgreifen kann.“

„Und du bist nicht besorgt darüber, an mich gebunden zu sein?“

„Es ist eine Schande, dass es uns nicht telepatisch verbindet, es wäre richtig schön, mit dir zu sprechen, wenn du nicht bei mir bist. Ich werde das nachschlagen, wenn ich zurück in Cambridge bin. Vielleicht steht etwas in der Bibliothek dort oder die Verbotenen Abteilung von Hogwarts hat Informationen darüber. Aber für jetzt hat sich nichts geändert.“

Severus sah Hermine an und schüttelte den Kopf. „Möchtest du wieder zurück in das Schmuckgeschäft, ehe wir das Museum besuchen?“

„Vielleicht später.“

Mit der Hand auf ihrem Rücken leitete Severus Hermine zur Tür.

„Ich weiß, dass du mich liebst, aber ich möchte es trotzdem hin und wieder auch hören.“

„Gewiss.“

tbc

Verwirrt - oder doch nicht?

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