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Kapitel 11 Wo sind wir...

Wo sind wir...


... und was war das für eine Unebenheit in der Strasse?

‚Vielleicht gehe ich nach London und suche nächste Woche, wenn unsere Partie vorbei ist, nach einem neuen Spiel’, dachte Snape. Es war schon über einen Monat her, seitdem er Silenus das Snape'sche Familienschach zum Geburtstag geschenkt hatte und sie benutzten es immer noch. Er hatte in Hogsmeade nachgesehen und kein Spiel nach seinem Geschmack gefunden. Nun saß er in seinen Räumen und wartete auf seine Tochter und das samstägliche Schachspiel. Er hatte noch nicht realisiert, wie sehr er inzwischen ihre Partien genoss. So gesehen war die Zeit, die sie miteinander verbrachten, nicht besonders großartig, aber es bedeutete ihm mehr, als er überhaupt bemerkt hatte. So saß er nun da und dachte über die kommende Woche nach, während er auf Silenus wartete. Gedanken über Silenus leiteten versehentlich zu Gedanken über Hermine und ihren letzten Zusammenstoss.

Er hatte eine bittere Genugtuung empfunden, als er Punkte von der besserwisserischen Gryffindor abzog, auch wenn Albus sie wieder aufgefüllt hatte. Parks. Was für ein Trottel. Was sah sie nur in ihm? Tja, was. Er war jung, sah gut aus, war erfolgreich und von angenehmer Erscheinung. Severus seufzte. Tja, was. Es war Zeit, seinem eigenen Ratschlag zu folgen und sich zu den Lebenden zu gesellen. Er war niemals ein besonders netter Mann gewesen. Nett und Ex-Todesser passten nicht zusammen. Er war nicht jemand, der ‚Beziehungen’ hatte. Er mochte ein mächtiger Zauberer sein, aber letztendlich war er nur ein Mann. Als Todesser wurde von ihm erwartet, bei den dunklen Festen mit zu machen, und auch wenn sein sexueller Appetit ihm dort durchging und überhand nahm, war Vergewaltigung doch etwas völlig anderes.

Nach dem Krieg waren die Zeitungen voll mit seinen Anstrengungen, für die Seite des Lichtes spioniert zu haben, über seinen Orden des Merlin erster Klasse und dem aktuellen finanziellen Status seiner Familie. Hexen kamen überall hinter dem Ofen hervor, um nach ihm zu suchen. Die meisten, wenn nicht alle, hätten ihm nicht einmal einen Tag gegönnt, wenn er nicht das Tagesgespräch gewesen wäre. Er hatte vor dem Krieg die Nockturngasse besucht, aber nach all der Publicity war das nicht mehr möglich gewesen. Außerdem hatte er einige One-Night-Stands gehabt, aber nichts längeres, bis er vor fünf Jahren auf einer Zaubertränke-Konferenz in Italien gewesen war. Er hatte über eine von ihm verwendete Überarbeitung des Wolfsbanntrankes referiert. Eine bestimmte Hexe hatte gezielte und detaillierte Fragen über seine Arbeit gestellt und hatte ihn sogar nach der Vorlesung aufgesucht. Ihr Name war Melinda Marino und sie war Italienerin. Sie gingen in die Hotelbar um etwas zu trinken und zu fachsimpeln. Er überraschte sich selbst damit, dass er ihre Gesellschaft die nächsten drei Tage lang genoss. Sie war intelligent und hatte einen scharfen Verstand.

In der letzten Nacht der Konferenz landeten sie in seinem Bett in einem Gewirr von schwitzigen Laken und nacktem Fleisch. Jeder nahm, was der andere anzubieten hatte. Es war eine Befriedigung für beide. Sie trafen sich weiterhin zufällig über die nächsten drei Jahre. Abendessen, Wein, etwas Gerede und unglaublicher Sex. Schließlich lebten sie sich auseinander. Es war auf keiner Seite jemals genug Interesse vorhanden, eine Beziehung außerhalb der Bindung einzugehen, die sie selbst füreinander festgesetzt hatten. Inzwischen waren beinahe zwei Jahre vergangen, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Vielleicht sollte er Melinda eine Eule schicken und ihr mitteilen, dass er am nächsten Samstag in der Nähe sei. Er könnte nach Italien ebenso leicht wie nach London apparieren und er hatte nicht vor, nach einer Frau zu suchen. Er war nicht der Typ für Verabredungen. Aber ein paar zufällige Begegnungen würden nicht aus dem Rahmen fallen. Es war Zeit, sich zu den Lebenden zu gesellen.

Ein surrendes Geräusch alarmierte ihn, dass jemand außerhalb des Einganges zu seinen Räumen war. Der Eingangsbereich war so verändert worden, dass er die Anwesenheit seiner Tochter erkannte. Einen Augenblick später betrat eine lächelnde Silenus das Zimmer.

„Guten Tag, Professor, bereit zu verlieren?“, erkundigte sie sich, während sie den Platz am Feuer, der nun ihrer war, einnahm und das Schachspiel auf dem gerade erschienenen Tisch aufstellte.

„Du scheinst dir ziemlich sicher zu sein.“

„Im Gegenteil, ich stelle nur eine Tatsache fest.“

„Wir werden sehen. Ich stelle fest, dass du dich mit deinen Hausgenossinnen berätst, ehe du ein Passwort aussuchst – für die unwahrscheinliche Möglichkeit dass du gewinnst, aber ich glaube, ich werde das Passwort für diese Woche festlegen: Zerrissene Kakerlaken. Fangen wir an?“ Snape deutete auf das Schachbrett. „Ladies first.“

Silenus sah ihren Vater an. „Das Problem ist, dass ich glaube, dass Sie wirklich alle diese krassen Zutaten nachweislich bei den Sachen in ihrem Büro haben.“ Sie studierte das Regal, während sie sprach und bereitete sich darauf vor, den Königsbauern nach vorn zu schieben.

Snape lächelte das Mädchen leicht an. „Kann sein.“

Und der Rest des Nachmittages verging in etwa der gleichen Art wie es die vorangegangenen getan hatten. Sie unterhielten sich über Slytherin und die Chancen für den Hauspokal. Sie sprach über ihre Freunde und über den Unterricht. Und sie diskutierten lange über seine Forschung und wann die nächste Stufe fertig sein würde. Die Zeit verging, ohne dass es von Vater und Tochter bemerkt wurde.

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Hermine hatte nicht so viel Glück. Sie hatte das Gefühl, als würde jede Minute eine Stunde lang andauern. Sie behielt ihre Uhr im Auge um die Zeit zu überprüfen. Aidan hatte gesagt dass er niemals jemanden kennen gelernt hatte der eine Muggel-Armbanduhr so verwandelt hatte, dass sie in der Zaubererwelt funktionierte. Es war ja auch wirklich nicht sein Fehler, dass das Stück so heimtückisch war.

‚Kessel zu verkaufen’ war ein Hit unter den Musicals. Die Karten waren beinahe unmöglich zu bekommen. Das Stück basierte auf einem Buch des gleichen Namens und zeichnete sich durch das Hauptlied aus: ‚Meine Zutaten oder deine?’ Unglücklicherweise erinnerte sie das an jemand anderen.

Ginny stupste sie an und flüsterte: „Hermine, geht es dir gut?“ Ginny saß zu ihrer Linken und Aidan auf ihrer rechten Seite. Das Abendessen war ziemlich angespannt gewesen, ehe sie sich zum Hauptteil des Abends aufgemacht hatten.

„Klar, alles in Ordnung, Gin.“ Ginny warf ihr einen Blick zu der sagte ‚Wen versuchst du hier zu verarschen’, aber sah davon ab, irgendeinen weiteren Kommentar abzugeben.

Die Lichter waren gerade angegangen um die Pause zu signalisieren. „So“, sagte Harry, „was haltet ihr bisher davon?“ Er fühlte die Spannung in Hermine. Sie strahlte förmlich aus ihr heraus. Er hatte auf jeden Fall vor, später mit ihr zu reden, wenn sie allein wären. Zuerst hatte er gedacht, dass sie immer noch an den Angriff dachte, doch nun war er nicht mehr so sicher. „In der zweiten Hälfte kommt noch so ein großartiges Lied: ‚Welches Herz hackst du in Stücke, das des Drachens oder meines?’

Hermine brach in Gelächter aus. „Wer denkt sich nur solche Dinge aus?“

Aidan war den größten Teil des Abends ziemlich ruhig gewesen. Er beobachtete die Interaktion mit Harry und war neidisch auf die ungezwungene Freundschaft, die sie zu teilen schienen. Er überlegte, ob es Ginny auch störte, wollte aber nicht fragen.

„Wie wäre es, wenn wir nach dem Stück noch in meine Wohnung auf eine Tasse Tee oder was auch immer gingen?“ Ginny wusste, dass Harry noch mit Hermine reden wollte.

„Wie wäre es, wenn wir das nächste Mal in deine Wohnung gingen, denn es wird wohl sehr spät sein, wenn das Stück vorüber ist?“ Aidan versuchte diplomatisch, Hermine von Ginny und Harry Potter fern zu halten.

„Oh Aidan, es tut mir leid, ich habe vergessen es dir zu sagen. Morgen früh wollen wir uns ganz zeitig nach den Hochzeitsroben umsehen. Du hast Recht. Es wird wirklich schon sehr spät sein, wenn das Stück vorbei ist. Ich denke, ich gehe einfach mit zu Gin heute Abend. Es sind sowieso alle meine Sachen dort. Vielleicht nächste Woche.“ Sie hatten nichts am nächsten Morgen vor. Sie wollte nur nicht Aidans Gefühle verletzen.

„Harry, ich denke ich sah jemanden aus meinem Büro in der Lobby. Ich würde dich gerne vorstellen. Komm mit.“

„Wen hast du gesehen?“ Ginny warf ihm einen Blick zu, der mehr Macht hatte als ein Avada Kedavra. Männer konnten manchmal so blöd sein. Aber Harry stand auf und folgte Ginny artig nach draußen.

„Nun, das ist etwas, dass man nicht jeden Tag zu sehen bekommt. Harry Potter – der Zauberer, der die Welt rettete, wird von jemandem ins Gebet genommen, der fast einen Meter kürzer als er ist.“ Aidan sah Hermine an. „Was ist los? Warum möchtest du nicht bleiben? Bitte, lass dir etwas besseres einfallen, als dass ihr nur einkaufen gehen wollt. Und als Tipp für die Zukunft, du solltest deine Freundin über deinen Plan informieren und nicht einfach drauf los reden. Ginny sah ein wenig zu überrascht über deine Bemerkung aus. Hermine. Was stimmt nicht?“

Hermine seufzte. „Aidan, ich weiß nicht, was nicht stimmt. Ich weiß nur, dass das hier nicht… richtig ist. Ich kann es wirklich nicht erklären, weil ich es selbst nicht verstehe.“

Aidan betrachtete sie, während sie sprach. Er dachte zurück an den Abend im Garten. Sie war laut und wütend gewesen und voller Emotionen. Er hatte sie niemals zuvor so ungeschützt gesehen, seit sie zusammen waren. Er hatte eine Ahnung, was falsch war. „Du magst diese alte Fledermaus. Oder nicht?“

„Welche alte Fledermaus?“ Harry und Ginny waren gerade zu ihren Plätzen zurückgekommen.

„Das ist so ziemlich die lächerlichste Aussage, die ich jemals gehört habe.“ Hermine sah ihn an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen.

„Ich habe dich gesehen, Hermine. Ihr beide standet Nase an Nase streitend im Garten. Ich habe dich niemals, in all der Zeit in der wir miteinander ausgehen, so lebendig gesehen.“ Sein Stolz war verletzt und man spürte es in seiner Stimme. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie irgendein Interesse an dieser übergroßen Fledermaus haben könnte. Nun, da musste mal ein Interesse da gewesen sein, sonst hätten sie ja nicht ein Kind zusammen.

Die Lichter gingen aus, der Vorhang öffnete sich und schnitt so effektiv alle weiteren Unterhaltungen ab. Hermine konnte den zweiten Akt kaum hören. Snape?

Sie standen unbehaglich außerhalb des Theaters, nachdem das Stück zu Ende war. „Denk darüber nach, was ich gesagt habe. Ich eule dir nächste Woche. Ich mag dich wirklich, Hermine und ich denke, wir könnten glücklich miteinander sein. Aber du musst entscheiden, was du möchtest.“ Er küsste sie auf die Wange, ehe er zu Harry und Ginny Gute Nacht sagte.

„Gehen wir zurück in meine Wohnung“, meinte Ginny und hakte sich bei Hermine unter.

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Sie saßen auf Ginnys Sofa mit Tee und Pralinen vor sich auf dem Tisch. „Ist das, was Aidan wegen Snape sagte, wahr?“ Harrys Blick war offen. Was genau ging da vor sich?

„Was wegen Severus?“

„Severus? In Ordnung, hast du Gefühle für ihn?“ Severus. Nein, für ihn würde er immer Snape sein. Er respektierte den Mann. Snape hatte sein Leben bei verschiedenen Gelegenheiten gerettet. Er war Silenus’ Vater und ein brillanter Tränkemeister. Aber er musste ihn nicht mögen.

„Komm schon, Harry.“ Hermine verdrehte tatsächlich die Augen, als sie ihn ansah.

Harry begann zu lachen. „Ich meine das ernst.“

Hermine seufzte schwer. „Ich weiß nicht, Harry. Aidan ist… nett.“

„Autsch.“ Harry zuckte zusammen.

„Genau das ist der Punkt. Wenn er mich küsst, dann ist es… nett. Ich möchte aber Leidenschaft haben. Ich möchte, dass es mir durch und durch geht. Ich will nicht, dass es nur… nett ist.“

„Und mit Snape ist es besser?“ Ginny war neugierig.

Hermine sagte kein Wort. Sie brauchte es nicht. Sie errötete bis unter die Haarwurzeln.

„Okay, das war jetzt mehr Information als ich haben wollte.“ Harry versuchte, seinen Geist vor den Bildern zu verschließen, die sich ihm aufdrängten.

„Wow. Wir müssen uns unbedingt unterhalten. Ich möchte Details hören!“

„Ginny!“, grollte Harry Ginny an.

“Was?”

“Er ist ein Ex-Todesser. Was erwartest du?“ Harry wurde ein wenig grün, als er bemerkte, was das für Bilder aufwarf.

„Nein. Das ist es nicht. Denn das ist der Punkt. Todesser tun nicht, was Severus tut… ähm, tat. Traut mir, ich bin sicher, dass sie sich nicht darum gekümmert haben, ob die andere Person Vergnügen dabei hatte. Aber wir sind nie weiter als das gegangen. Es war nur Sex. Großartiger Sex. Aber nur Sex.“ Hermine hatte ein albernes Lächeln auf dem Gesicht, während sie darüber nachdachte, was er mit seinem wundervollen Mund und seiner Zunge getan hatte. Und besonders, wenn er Schwung in die Sache brachte…

„Großartig. Ginny, denkst du, dass du mich zuverlässig obliviaten kannst?“

Ginny lachte. „Harry, hör auf.“

„Harry, das ist zwölf Jahre her. Wir haben uns beide verändert. Er ist immer noch wütend auf mich, weil ich ihm nichts von Silenus gesagt habe. Es war damals nichts zwischen uns und es ist jetzt nichts zwischen uns. Ich wollte nur, dass wir um meiner Tochter Willen Freunde sind.“ Hermine nahm einen Schluck von ihrem Tee.

„Ich wäre auch auf dich wütend, wenn ich eine Tochter hätte, von der ich zwölf Jahre nichts wusste. Was ist im Garten passiert?“

Ein verschmitztes Licht tauchte in ihren Augen auf. „Nun, er fand Aidan und mich zusammen und zog Punkte von Gryffindor für unangemessenes Benehmen eines Mitgliedes des Personals ab.“

Ginny lachte und lachte. „Du machst Scherze!“

„Nein, und ich habe dann Punkte für unfaire Lehrmethoden abgezogen. Aber noch besser waren die Punkte, die ich wegen schlechter Hygiene abgezogen habe! Albus hat am Ende alle Punkte wieder aufgefüllt und so ist kein Schaden entstanden.“ Alle drei lachten nun.

„Wenigstens hast du etwas Konstruktives getan.“ Harry versuchte, sich selbst wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Wie geht es dem Kind mit all dem?“

„Dem Kind geht es großartig. Sie ist aufgeregt, dass sie ihren Vater kennen lernen kann. Um die Wahrheit zu sagen, ich bin sogar ein wenig eifersüchtig, wie gut die beiden miteinander zurechtkommen. Versteht mich nicht falsch. Ich bin glücklich, dass die beiden sich kennen lernen, aber sie gehörte während der ganzen Zeit mir alleine. Ich bin ein Einzelkind, ich kann nicht gut teilen.“ Hermine lächelte, während sie dies sagte, aber man konnte die Wahrheit im Gesagten sehen.

Harrys Stimme war ruhig. „Hermine, du hast ihr nichts von dem Angriff gesagt, oder doch?“

„Du weißt genau, wie man die Stimmung runter bringt, nicht wahr?“

„Hermine?“ Ginny sorgte sich um ihre Freundin.

„Ich bin nicht sicher, wie ich es ihr sagen sollte, auch wenn ich es sollte. Es geht mir jetzt gut. Es ist vorbei und liegt in der Vergangenheit.“

„Sie sollte es wissen. Bist du okay?“ Ginny war immer noch besorgt darüber, dass der Angriff sie mehr beeinflusst hatte, als sie zugab.

„Ja, Ginny, es geht mir gut. Ich brauche nur eine neue Liebe und dann ist alles wieder vorbei. Harry, möchtest du mich noch mit jemand anderem verkuppeln?“

„Nun, da gibt es diesen Kerl, den ich kenne…“

Der Rest der Abend verlief mit Gesprächen über voraussichtliche Dates, die bevorstehende Hochzeit und noch vielem anderen was sie so wussten, während die drei Freunde sich miteinander entspannten.

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Am Montag war der erste Schneefall dieses Schuljahres. Die Schüler waren entzückt, als sie die Große Halle betraten und den Schneefall auch innen vorfanden. Albus hatte den Schnee so verzaubert, dass er einige Meter über ihren Köpfen verschwand. Snape ertrug die Täuschung mit seinem üblichen finsteren Blick. Er dachte immer noch darüber nach, was er über das Wochenende tun sollte. Er bemerkte Hermine am anderen Ende des Tisches, lachend und sich mit einem der neuen Mitglieder des Personales unterhaltend. Sie war die… was war sie? Die Frau war die neue Assistentin der Bibliothekarin, Sheila irgendwas. Sie war blond, in Hermines Alter und viel zu fröhlich. Sie schien nur aus Lächeln und Kichern zu bestehen. Kein Benehmen für jemanden in ihrem Alter, dachte Snape lieblos.

Und es ging weiter. Der Dienstag folgte dem Montag, der Mittwoch dem Dienstag. Und dann kam der Donnerstag.

Snape beobachtete seine Tochter, als sie und Miss Brownynn den Aufpäppelungstrank zusammenmischten. Er wusste, dass sie die Klasse unterrichten könnte, wenn man an die Häufigkeit dachte, in der sie Hermine half, den Trank für Poppy herzustellen. Ihre Augen waren rot unterlaufen und sie machten einen überaus traurigen Eindruck. Er ging im Raum umher, prüfte die Tränke und verlieh und reduzierte Punkte. Die meisten Schüler hatten den Trank richtig vollendet.

„Nehmen Sie eine kleine Menge Ihres fertigen Trankes und füllen Sie es in eine Phiole ab. Schreiben Sie Ihren Namen darauf und legen Sie sie auf meinen Schreibtisch. Den Rest des Trankes schütten Sie in einen versiegelten Becher. Sie können gehen, wenn Sie Ihre Arbeitstische sauber gemacht haben. Wenn Sie den Trank richtig fertig gestellt haben, wird er in den Krankenflügel gesandt, um dort benutzt zu werden.“ Er war zurück an seinen Schreibtisch vor der Klasse getreten. „Miss Granger, ich möchte Sie nach dem Unterricht sehen.“

Silenus und Jessie tauschten Blicke aus. Jessie klopfte ihrer Freundin zur moralischen Unterstützung auf den Arm. Diese Geste blieb Snape nicht verborgen. Die Schüler verweilten niemals in seiner Klasse. Der letzte Schüler ging, als die Glocke läutete. Silenus folgte ihrem Vater in sein Arbeitszimmer und blieb seitlich des Schreibtisches stehen.

Snape setzte sich in seinen Sessel und versuchte, für sich Zeit zu schinden. Wo war Hermine? Er war nicht gut darin, wenn Mädchen in diesem Alter Schwierigkeiten hatten. „Stimmt etwas nicht, Silenus?“

„Nein, Sir“, kam die ruhige Antwort. Ihre Augen lagen auf dem Schreibtisch vor ihr. Sie vermied Snapes Blick.

„Silenus, du siehst bestürzt aus. Was ist nicht in Ordnung? Möchtest du, dass ich zu deiner Mutter gehe?“ Snapes schwarze Augen blickten sie nachdrücklich an. Das war neu für ihn. Was stimmte nicht mit dem Mädchen? „Silenus?“

Ihre Stimme war leise. Er musste sich anstrengen, sie zu verstehen. „Wir haben heute in Geschichte der Zauberei von Grindelwald und seinen Gefolgsleuten gelernt. Das führte zu einer Diskussion über Voldemort und seinen Anhängern, da das Jubiläum seiner Vernichtung vor der Tür steht.“

Snape wurde blass und dachte, dass er nur schwer atmen könnte. Er dachte, er hätte mehr Zeit mir ihr gehabt. Dass sei einander noch besser kennen lernen könnten, ehe sie etwas über die Gräueltaten, die er verübt hatte, herausfand. Er bereute es schon so lange, ein Todesser geworden zu sein, aber jetzt ging es noch tiefer. Er wollte eine Absolution, doch er würde sie wohl nicht bekommen. Er war sicher, dass das etwas war, das sie nicht versehen konnte. Er hatte das Gefühl, als würde ihm das Herz heraus geschnitten.

„Waren Sie wirklich ein Todesser?“ Ihre ruhige Stimme war für ihn schmerzvoller als jeder Cruciatusfluch, der jemals vom Dunklen Lord gesprochen worden war.

Er stand auf und antwortete mit einem tiefen Seufzen und schweren Herzen: „Komm mit mir, Silenus. Ich werde versuchen, deine Fragen zu beantworten.“ Er führte sie durch den verzauberten Durchgang in der Rückwand seines Wohnzimmers.

Sie saßen in ihren Sesseln wie immer, als das Schachspiel zwischen ihnen erschien. Snape winkte es fort und sah seine Tochter an. „Ist es wahr?“, fragte sie und sah ihm endlich in die Augen.

„Ja, Silenus, es ist wahr. Ich war jung. Meine Familie geht weit zurück in der Zaubererwelt. Der Name Snape hat eine lange Tradition. Ich glaubte nicht an den Plan des Dunklen Lords, die Welt von unreinem Blut zu befreien, aber ich wurde von der Macht angezogen, die er anbot und von der Chance, die dunklen Künste zu trainieren. Ich habe dir erzählt, dass ich keine angenehme Kindheit hatte. Meine Zeit in Hogwarts war nicht gerade viel besser. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass ich das Dunkle Mal nahm und mich ihnen anschloss. Voldemorts Anhänger, besonders mein einziger Freund Lucius Malfoy, lockten mich sich ihnen anzuschließen. Kurze Zeit nachdem ich dabei war, realisierte ich, was für ein geistesgestörter Mann er war. Ich ging zu Albus, um ihm von Voldemort zu erzählen und von der möglichen Gefahr für Potters Eltern. Lily war eine Zeitlang hier in Hogwarts eine Freundin von mir gewesen. Ich habe keine Gnade erwartet. Ich kam nur zu Albus um ihn über die Gefahr zu informieren. Ich wusste, dass er ein ehrenhafter Mann war und dass er mich wenigstens anhören würde. Ich hatte damit gerechnet, nach Askaban zu gehen, doch Albus und das Schicksal hatten andere Pläne für mich. Er engagierte mich, Zaubertränke zu unterrichten und Voldemort und die anderen Todesser auszuspionieren.“ Seine Stimme war leise und hypnotisch. Obwohl er diese Geschichte seiner Tochter berichtete, schien es, als würde er zu sich selbst sprechen.
„Ich wusste niemals, wann die Attacke auf Lily geplant war. Ich hätte sonst versucht, sie aufzuhalten. Ein Todesser mit Namen Pettigrew verriet sie an den Dunklen Lord. Potters Eltern wurden ermordet und Baby Harry vernichtete den Dunklen Lord. Eigentlich war es Lily gewesen, die Harry geschützt und den Dunklen Lord umbrachte. Sie hatte einen sehr mächtigen Zauber mit alter Elementarmagie gesprochen. Der Zauber ist gebunden und wird von einer der stärksten Mächte der Erde angetrieben – von Mutterliebe. Abgesehen davon war der Dunkle Lord nicht wirklich fort.“

Gedankenverloren rieb er über seinen linken Unterarm. „Mein Mal war immer noch dunkel. Ich wusste, dass er wiederkommen würde. Ich sagte das Albus und wir beobachteten und warteten. Als Harry nach Hogwarts kam, erstarkte Voldemort wieder. Ich wurde ein Doppelagent. Ich bin sicher, dass dir deine Mutter über einige ihrer Abenteuer mit Potter hier an der Schule erzählt hat. Wir arbeiteten, nachdem sie die Schule abgeschlossen hatte, zusammen an dem Trank, der den Dunklen Lord schwächen würde. Es dauerte trotzdem noch fünf weitere Jahre, ehe wir fähig waren, ihn zu vernichten. Ich habe keine Rechtfertigung für das was ich tat, was ich war.“ Snape war still geworden. Er hatte sein Bedürfnis zu leben verloren. Er konnte seine Tochter nicht ansehen. Er wollte den Horror und die Zurückweisung nicht in ihrem Gesicht sehen.

Ihre ruhige Stimme schnitt durch seine Gedanken. „Woher wissen Sie, dass er diesmal wirklich fort ist?“

„Mein Mal. Nachdem Potter ihn das erste Mal vernichtet hatte, blieb es dunkel. Als er ihn später vernichtete, brannte mein Mal das letzte Mal auf und veränderte die Farbe. Es ist jetzt silbern-weiß. Es sieht wie eine alte Narbe aus. Wirklich trügerisch, da es doch so viel mehr ist.“

„Kann ich es sehen?“

Snape sah sie prüfend an. „Warum möchtest du es sehen?“

Silenus zuckte mit den Schultern. „Neugierde, denke ich.“

Er starrte sie eine weitere Minute lang an, ehe er nachgab. Er zog den Ärmel seiner Robe nach oben und begann damit, die lange Reihe von kleinen schwarzen Knöpfen an der Manschette seines Gehrocks auf zu machen. Er öffnete die Knöpfe an der Manschette seines weißen Hemdes und rollte den Stoff nach oben. An seinem linken Unterarm waren die Umrisse einen Schädels mit einer Schlange, die hindurch lief, zu sehen. Die Linien waren silbrig-weiß und sahen wie nach langer Zeit verblasst aus. Silenus streckte einen Finger aus um den Umriss nach zu zeichnen. Snape zuckte zusammen, als ihre Hand seine Haut berührte. „Es… es tut mir leid. Ich wollte das nicht tun!“ Sie sah ihn ängstlich an. „Hat das wehgetan?“

„Nein. Es tut nicht mehr weh. Silenus, ich kann nicht rechtfertigen, was ich getan habe. Ich habe niemals behauptet, ein guter Mensch zu sein.“

„Sie haben einen Orden des Merlin bekommen.“

„Ja, für das Erstellen des Trankes, der Voldemorts Herrschaft beendete und für das Spionieren über all die Jahre. Das rechtfertigt aber nicht, dass ich mich zuerst dem Dunklen Lord überhaupt angeschlossen habe. Und es verändert nicht die Tatsache, dass ich Sachen in beiderlei Namen getan habe – im Namen des Dunklen und des Lichts – die ich bis zu dem Tag an dem ich sterbe bereuen werde.“ Nun, jetzt würde er seine Samstage wieder für sich selbst haben. Sie würde kein Monster zum Vater haben wollen.

„Wie kamen Sie und Mom zusammen?“

Tja, wie? „Deine Mutter und ich arbeiteten an dem Trank, nachdem sie Hogwarts abgeschlossen hatte. Sie blieb sechs Monate lang hier.“ Er dachte zurück an ihre gemeinsame Zeit. Was hatte Hermine dem Mädchen erzählt? Hatte sie ihre Beziehung romantisiert? „Was hat dir deine Mutter gesagt?“

Silenus zuckte wieder mit den Schultern. „Nicht viel. Dass ihr beide zusammen gearbeitet habt. Sie sagte mir, dass Sie brillant wären und dass sie dachte, dass Sie ein guter Mann wären. Sie hat niemals wirklich darüber gesprochen, was zwischen euch geschehen ist, nur, dass sie nicht hier bleiben konnte. Sie fürchtete wohl, dass ich verletzt würde oder sie ermordet worden wäre.“

Snapes Lachen klang bitter. „Deine Mutter ist eine weise Frau. Sie hatte Recht. Auch wenn ich das zu dieser Zeit nicht so gesehen habe.“

„Ich nehme an Sie dachten wie so viele andere, dass Mom tot wäre, da sie nicht nach ihr suchten.“

Snape sah seine Tochter an. Sie wollte einen Held, einen Ritter in einer schimmernden Rüstung, der auftauchte, um die holde Maid zu retten.

„Silenus, ich suchte nach deiner Mutter, als sie ging. Aber sie hatte eine Eule mit der Bitte an Albus geschickt, dass wir sie in Ruhe lassen sollen. Und dann gab es das Gerücht ihres Todes. Ich achtete genau darauf, aber ihr Name wurde nie erwähnt. Der Krieg ging weiter. Unschuldige Menschen starben. Erst als sie zurück kam erfuhr ich, was wirklich mit ihr geschehen war und wohin sie ging. Ich wusste nichts von dir, bis sie zurückkam.“

Ihre Stimme war wieder ruhig. „Hat es Ihnen Leid getan, als Sie von mir gehört haben?“ Sie beobachtete ihn und wartete auf seine Zurückweisung. Die Fledermaus der Kerker, ein Ex-Todesser und sie wartete auf seine Anerkennung.

Seine Stimme vor rau vor Emotionen. „Silenus, wenn ich auch das meiste in meinem Leben bedauere, hast du dich als das einzig Gute darin erwiesen. Wenn ich morgen sterbe, dann weiß ich doch, dass ein kleiner Teil von mir nicht böse war.“

„Sie sind nicht böse.“

„Silenus, hast du zugehört? Ich bin nicht nett. Ich bin kein Held. Ich bin ein alter Mann, der garstig und weitgehend unbeliebt ist. Ich habe keine Illusionen. Ich weiß, was ich bin.“

Er musste sich anstrengen, sie zu hören. „Ich mag Sie.“

„Danke, Silenus. Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet.“ Sie kam zu ihm, um ihn zu umarmen und dieses Mal umarmte er sie zurück. Sie war bereit, ihn zu akzeptieren, ungeachtet dessen, wie schwarz sein Herz war. Sie war seine Absolution. „Ich mag dich auch. Deine Mutter hat gesagt, dass du der beste Teil von uns beiden wärst. Ich kann da nur zustimmen. Du bist besser als wir beide. Es tut mir nur leid, dass ich dich nicht schon früher kennen gelernt habe. Außerdem glaube ich, dass du ein wenig Gryffindor in deinem Blut haben musst, um etwas Gutes in mir alter Fledermaus zu sehen.“

Sie hatte sich wieder in ihrem Sessel gemütlich gemacht. Ihre Augen waren klar und hell. „Kann ich Sie etwas fragen?“

„Ich glaube nicht, dass ich dich davon abhalten könnte, oder?“ Sein Herz fühlte sich leichter als in den vergangenen dreißig Jahren an.

Sie sah ihn an. Er konnte an ihren Augen und an der Gestik ihres Mundes sehen, dass sie ihn etwas fragen wollte, doch ihre Meinung geändert hatte. „Was machen Sie in den Weihnachtsferien?“

„Silenus, das wolltest du mich nicht fragen.“

„Doch, das war es. Ich bin neugierig. Was machen Sie in den Weihnachtsferien? Bleiben Sie hier oder gehen Sie irgendwo hin?“ Sie hatte einen unschuldigen Blick in den Augen. Das war ganz sicher nicht ihre Frage gewesen.

„Ich habe dir von meinem geerbten Haus erzählt, Snape Manor. Vielleicht erlaubt es deine Mutter, dass du es im Sommer besuchst. Es wird dir in jedem Fall eines Tages gehören. Ich dachte immer, ich wäre der letzte Snape, doch du hast das verändert. Und wegen Weihnachten – ich bleibe normalerweise im Schloss und arbeite an Tränken und meiner Forschung. Also. Wirst du nun sagen, was du mich wirklich fragen wolltest?“

„Wollen Sie in meinen Gedanken lesen, um es heraus zu finden?“

„Silenus.“

„Ok, ok. Wir haben nie darüber gesprochen. Aber ähm…“ Sie nahm einen tiefen Atemzug, wie um die Worte aus ihrem Mund zu schieben. „Wie soll ich Sie anreden?“

Snape hätte gelacht, wenn er nicht der Meinung gewesen wäre, dass es das Mädchen vor ihm aufgebracht hätte. Er war nicht sicher gewesen, was sie fragen wollte. Er befürchtete, dass die Frage irgendetwas mädchenhaftes sein würde oder Merlin bewahre, dass er ihr etwas über Sex erklären müsste. Er musste sofort mit Hermine darüber reden. Wie sie ihn nennen sollte? Sie schien den Atem anzuhalten, während sie auf seine Antwort wartete. „Wie möchtest du mich anreden?“ Nun da er darüber nachdachte… normalerweise nannte sie ihn Sir oder Professor. Dem Blick in ihren Augen nach zu urteilen hoffte er, dass es nicht Sevie oder Daddy war. Er dachte nicht, dass er das schlucken konnte, zu süß und fluffig für seinen Geschmack.

„Wenn wir unter uns sind, nicht im Unterricht oder sonst wo, könnte ich dich Dad nennen?“ Sie sah ihm fest ins Gesicht und wartete auf seine Antwort.

„Ich glaube, das ginge in Ordnung. Würdest du es vorziehen, wenn ich dich Tochter anstatt Silenus rufe? Oder hast du noch einen anderen Namen im Sinn?“ Er hob eine Augenbraue wie wenn er die Frage noch unterstreichen wollte.

Sie bemerkte, dass er sie neckte. „Nun, ich dachte, ich könnte meinen Namen zu Harrietta ändern lassen. Dann könntest du mich kurz Harri nennen.“ Ihr Lächeln war wie das Sonnenlicht in dem dunklen Raum.

„Silenus!“

Die Uhr über seinem Schreibtisch läutete. Beide Hände hatten sich zu: „Mittagessen beginnt in zehn Minuten und das Mädchen hat zwei Unterrichtsstunden versäumt“ bewegt.

„Ich schwöre, das Ding ist besessen“, murmelte Snape. „Tja, anscheinend muss ich auch noch mit den Professoren McGonagall und Sprout sprechen. Ich bin sicher, dass Albus sie darüber informiert hat, dass du bei mir bist oder sie hätten schon längst eine Suchmannschaft geschickt.“

„Woher weiß er das?“

„Er… weiß es einfach. Nun, Tochter. Gehen wir zum Mittagessen?“

„Okay. Dad.“ Sie probierte den Namen aus um zu sehen, ob er passte.

Dad. Sein Herz zerfloss in seiner Brust.

Die Welt drehte sich und alles darin war in diesem Moment in Ordnung.

tbc

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