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Kapitel 57 Letzte Worte

Letzte Worte


Dumbledore warf einen letzten Blick durch das Büro und klopfte seine Taschen ab, worin er seinen Zauberstab und andere nützliche Dinge für den Kampf verstaut hatte. Alle anderen Mitglieder der Armee waren schon am Versammlungsort und der Rest der Schüler befand sich sicher in ihren Häusern. Er wollte gerade nach seinem Portschlüssel greifen, als ihn eine Stimme vom Kamin aufhielt.

„Dumbledore!“, rief es harsch.

Der Direktor drehte sich um und starrte auf das Gesicht in den Flammen – Lucius Malfoy.

„Lucius?“, sagte Dumbledore fragend.

„Sie alter Narr! Ihr geliebter Tränkemeister ist gerade disappariert und hatte den Schlüssel für Marlston in seiner hinterlistigen Hand!“, zischte Malfoy.

Dumbledore sah ihn ungläubig an. War das ein Trick? „Das kann… doch nicht…“

„Ich weiß, was ich gesehen habe, Sie vertrauensseliger Tor!“, spottete der blonde Mann. „Was haben Sie für die Sicherheit des Schlüssels getan?“

„Nun, ich… er war in Miss Grangers Obhut. Er ist ihr Eigentum“, antwortete Dumbledore, immer noch geschockt darüber, dass er einem Betrug aufgesessen sein könnte. „Severus… er… ich kann es nicht glauben. Sind Sie sich absolut sicher?“

„Ich habe keine Zeit mehr für Ihre wirre Verzögerungstaktik“, verdeutlichte Lucius. „Ich muss Lady Marlston und Lord Potter darüber informieren.“

Ehe ihm der Direktor noch weitere Fragen stellen konnte, war er weg. Dumbledore schloss die Augen und murmelte: „Was habe ich getan?“ Er wusste, dass er schnell zu Hermine und Harry musste, ehe Lucius deren Augenmerk von der Schlacht weg zog, um Snape zu verfolgen. Aber wenn das, was er gesagt hatte, wahr sein sollte, dann gab es noch mehr, worüber man sich sorgen musste als den Tod von Voldemort, viel mehr.

Aber warum, warum würde Severus so etwas tun? Und falls er etwas derartiges vorhatte, wie würde er an diesen Wesen vorbei kommen – ‚Jenen, die darunter weilen’? Nichts von all dem machte Sinn. Lucius musste sich irren. Er war sicher, dass er Severus im Basislager bei den anderen Ordensmitgliedern finden würde. Er musste einfach dort sein.

Dumbledore ergriff den Portschlüssel und verschwand sofort.

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Der Direktor erschien am Versammlungsort und bemerkte, dass der größte Teil der Truppen bereits zum Basislager in die Nähe von Marlston Village transportiert worden war. Der Rest waren ein paar Ordensmitglieder, das medizinische Personal und Harry. Dumbledore seufzte schwer, als er Lucius Malfoy bemerkte, der in ein Gespräch mit dem Dunklen Lord vertieft war.

Jeder, der in der Schlacht verletzt werden sollte, würde hierher zum Versammlungsort zurück gebracht, damit sich sofort um sie gekümmert werden konnte. Madam Pomfrey trug die Verantwortung, stellte Feldbetten auf und beschaffte die medizinischen Utensilien. Als sie Dumbledore erblickte, ging sie unverzüglich zu ihm hinüber. „Professor“, rief sie.

„Ich bin ziemlich in Eile, Poppy“, sagte dieser und sah sich um. „Kann das noch warten?“

„Ich denke schon, Sir“, antwortete sie stirnrunzelnd.

„Haben Sie heute Abend Severus schon getroffen?“, fragte er und hoffte sehr, dass das der Fall sein würde.

Pomfrey schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann mich nicht erinnern, ihn überhaupt gesehen zu haben. Natürlich war alles ein wenig hektisch.“

„Danke“, erwiderte Dumbledore und ging rasch zu Lucius und Harry.

Die beiden Zauberer wandten sich zu ihm und der alte Mann stellte fest, dass Harry schon alles ausführlich berichtet worden war und er sich nun anstrengen musste, seine Wut zu zügeln.

„Harry, Gott sei Dank bist du noch da“, rief er. „Lucius hat dir also bereits erzählt, was er gesehen hat?“

Der Junge sah ihn abschätzend an, ehe er antwortete. „Ich habe es immer vorhergesehen, schon vor langer Zeit. Aber keiner wollte mir glauben. Und weil Sie ihm getraut haben, haben es alle anderen auch getan.“

Dumbledore sah wirklich reuig aus. „Es tut mir so leid, Harry.“

Dieser nickte. Es war keine Zeit, um das Spiel von Schuld und Tadel zu spielen. Was geschehen war, war geschehen. Nun musste eine Lösung gefunden werden. „Geht beide zum Basislager, um Draco und Hermine zu finden. Lasst sie nicht hinter Snape hergehen, egal, wie außer sich Hermine ist.“

„Was ist mit Ihnen, mein Lord?“, erkundigte sich Lucius.

„Ich muss zuletzt kommen“, erwiderte Harry. „Voldemort wird sofort wissen wenn ich da bin, er kann es spüren. Ich will nicht, dass sie das Basislager angreifen, ehe wir bereit sind.“

„Ja, mein Lord“, nickte Lucius.

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„Herrin! Herrin!“, rief eine Stimme laut. Hermine erkannte sie sofort und drehte sich, um Bugger zu suchen, den Halbkobold, der ihr Hauself war. Er rannte aus den Wäldern auf sie zu. Viele Leute im Basislager starrten die merkwürdige Kreatur an.

„Bugger?“, fragte sie überrascht. „Was machst du hier? Ist im Haus alles in Ordnung?“

„Ja, Herrin“, antwortete er und rang nach Atem. „Aber nicht im Dorf. Schreckliche, schreckliche Zauberer sind dort. Ich wusste, dass Sie kommen würden, Herrin. Ich wusste, dass Sie und die Herren uns retten würden! Bugger ist da um zu helfen.“

„Danke. Es ist schön, dich wieder zu sehen“, gab sie zurück. „Woher wusstest du, wo unser Lager ist?“

„’Jene, die darunter weilen’ haben es mir gesagt. Sie enthüllten mir, dass Sie hier seien. Keine Sorge, Herrin. Keiner hat mich kommen sehen. Bugger kennt viele geheime Wege.“ Er sah über ihre Schulter an ihr vorbei und knurrte. Hermine drehte sich um und erkannte Lucius und Dumbledore hinter sich. Lucius sah die Kreatur verächtlich an, denn er erinnerte sich gut daran, welche Behandlung er von ihm erfahren musste.

„Keine Sorge, Bugger“, beruhigte ihn Hermine. „Er ist auf unserer Seite, wirklich.“

„Miss Granger, ich habe eine beunruhigende Nachricht für Sie“, sagte Dumbledore.

Draco war, als er seinen Vater und Dumbledore zusammen gesehen hatte, an ihre Seite getreten, denn die beiden waren eine sehr ungewöhnliche Kombination.

Hermine nahm seine Hand und wappnete sich gegen schlechte Neuigkeiten. „Ja?“

„Ist Ihnen bewusst, dass Ihr Schlüssel für Marlston verloren gegangen ist?“, erkundigte sich der Schulleiter.

Hermines Augen weiteten sich ängstlich. „Was sagen Sie da?“

„Ich habe ihn bei Snape gesehen, Mylady“, erklärte Lucius und kam damit gleich auf den Punkt. „Er ist mit dem Schlüssel in der Hand disappariert.“

Hermines Hand glitt an ihr Herz. „Das kann nicht sein. Ich hatte ihn… in einer… Kiste eingesperrt.“

„Haben Sie diese in letzter Zeit kontrolliert?“, erkundigte sich Lucius.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich dachte nicht… das jemand… oh Gott!“ Sie wandte ihr Gesicht ab und vergrub es in Dracos Schulter, der seinen Arm um ihre Taille legte.

„Bist du sicher?“, fragte Draco seinen Vater.

„Ja, denn es ist ein ziemlich markanter Schlüssel. Ich habe mich ganz deutlich daran erinnert“, entgegnete Lucius.

„Herrin“, schaltete sich Bugger ein. „Das ist in Ordnung. Sie werden ihn umbringen. ‚Jene, die darunter weilen’ werden nicht gestatten, dass er ohne Sie dort ist. Sie werden wissen, dass Sie ihn hassen und er wird sterben.“

Hermine tröstete das nicht. Ihr Gesicht sah bei der Vorstellung, dass Snape sterben würde, ebenso entsetzt aus. Sie wurde ganz grün, während sie all diese widersprüchlichen Emotionen durchfuhren. Ein Teil von ihr schrie danach, dass er sterben sollte und der andere Teil bat um Gnade.

„Wenn ich etwas einwenden dürfte“, begann Dumbledore, „Professor Snape kennt diese Wesen. Er weiß, dass er ohne Sie Marlston nicht betreten kann, auch mit dem Schlüssel nicht. Warum würde er dann hingehen? Vielleicht ist er ganz woanders hin appariert.“

„Das stimmt“, stimmte Draco zu. „Er wusste es, außer er hat irgendwie einen Weg gefunden, um das zu umgehen. Aber mir ist nicht klar, wie.“

Dumbledore musterte Hermines Gesicht genau. „Sie wissen es, Miss Granger, nicht? Vielleicht nicht bewusst, aber Sie wissen es.“

Das Mädchen schüttelte verwirrt den Kopf. Der Schulleiter stellte sich vor sie und sah ihr tief in die Augen. „Denken Sie nach, Miss Granger“, forderte er sie mit einer Stimme auf, die eine Oktave tiefer als sonst war. „Erinnern Sie sich…“

Hermine blinzelte einige Male und ihre Atmung beschleunigte sich, als sich Bilder in ihrem Kopf bildeten. Zaubertränke… Prüfung… Glückseligkeit… Snape! Ihre Hand packte Dracos Schulter und sie sah ihn alarmiert an. „Ich erinnere mich an etwas! Er hat sie genommen… meine Gefühle… er hat sie mir abgenommen und sie in eine Gedächtniskugel gelegt!“

Dumbledores Herz füllte sich mit Furcht. „Welche Art von Gefühlen?“

Hermine schaute ihn an und war bemüht, es sich wieder ins Gedächtnis zu rufen. „Liebe… meine Empfindungen für Harry und Draco… er hat danach gefragt.“ Sie sah panisch aus. „Oh Gott, er benutzt das, um sie auszutricksen! Er benützt meine Liebe!“

„Sehr schlau“, kommentierte Lucius. „Aber das beantwortet noch nicht die Frage nach dem Warum? Was will er in Marlston?“

Hermine schwankte benommen und Draco musste sie fester halten. „Er hat mich über Marlston ausgefragt, jetzt erinnere ich mich wieder daran.“

Dumbledore legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Machen Sie sich keine Vorwürfe, meine Liebe. Ich bin davon überzeugt, dass Sie unter Drogen standen. Trotzdem ist die Situation noch viel dringlicher, als ich erwartet hatte. Er muss aufgehalten werden.“

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Severus Snape war ins Foyer von Marlston appariert und zog sofort die Gedächtniskugel aus seiner Tasche. Um ihn herum erklangen Schreie, die ihn beinahe taub machten. Die Luft wurde dick. Schnell öffnete er die Glaskugel, hielt sie sich unter die Nase und inhalierte tief.

Ein Gefühl überkam ihn, ein sehr heftiges. Niemals zuvor hatte ihm ein Trank, den er genommen hatte, so eine gute Empfindung beschert. Liebe… so fühlte sich das also an. Er schloss die Augen und schwelgte in der ungewohnten Emotion. Als er sie wieder aufmachte, erschrak er, da er sich dreizehn bemalten Soldaten mit alten, mächtigen Äxten gegenüber sah, die mit tödlichen Blicken an ihn herantraten. Blaue Kriegsfarbe, die quer über ihre Gesichter geschmiert war, dazu eine bullige Brust und eine Art Kilt ließen sie erscheinen, als wären sie geradewegs aus dem Zeitalter um 500 n.Chr. entsprungen.

Severus säuberte sorgfältig seine Gedanken und ließ nur die Emotion von Hermines Liebe durch seinen Körper pulsieren. Das musste einfach funktionieren! Immer noch kamen sie langsam auf ihn zu und sahen ihn angewidert an. Die Äxte waren angriffslustig erhoben und ein Knurren kam aus ihren Mündern. Snape schloss die Augen und füllte seine Gedanken mit Bildern von Hermine, als würde er sie lieben und umgekehrt. Wenn das nicht klappte, würde er es sicher bald herausfinden – durch die Klingen von dreizehn Äxten.

Als das Knurren aufhörte wagte er es, die Augen zu öffnen und sah, dass ihn die dreizehn Krieger mit verwirrten Gesichtsausdrücken anstarrten. Sie kamen nicht länger näher, schienen allerdings sehr unentschlossen zu sein, was sie tun sollten. Sie schauten einander an und dann wieder zurück zu Snape.

Dessen Herzschlag stieg vor Erleichterung. Ja! Das könnte wirklich klappen.

„Meine Geliebte hat mich geschickt“, erklärte er. „Seht, sie hat mir diesen Schlüssel gegeben.“ Er hob die Hand mit dem Schlüssel für Marlston. Die Kämpfer sahen auf seine Handfläche und dann wieder in sein Gesicht. „Sie bat mich, Merlin für sie zu schützen, während sie für das Dorf kämpft. Sie sagte, ihr würdet mir den Weg zeigen.“

Die Krieger musterten ihn weiterhin und Snape tat sein Bestes, jeden Gedanken in seinem Kopf zu blockieren, der ihn hätte verraten können. Er fragte sich, ob das alle waren. ‚Jene, die darunter weilten’: waren sie wirklich nur dreizehn? Bisher hatte er nur drei davon zur selben Zeit gesehen.

Dann teilten sich die Soldaten vor ihm und öffneten einen Weg, der zu einem Breiteren führte. Der Größte drehte sich um, führte an und Snape schaute zunächst auf die anderen, ehe er dem bulligen Krieger einem Flur nach rechts hinunter folgte. Sich umsehend stellte er fest, dass ihm die Restlichen nicht nachkamen.

Schließlich blieb der Recke stehen und ein hölzernes Panel öffnete sich neben ihm. Snape verlangsamte seinen Schritt und trat neugierig näher. Der Kämpfer deutete nach innen und der Tränkemeister fragte sich, warum ihn das Wesen nicht hinein führte.

Als Severus die Öffnung erreichte, warf er zuerst einen Blick hinein und erkannte die Halle der Portraits aus Hermines Erinnerungen. Sie war unglaublich lang und erstreckte sich so weit nach hinten, dass es schwer war, das Ende zu erspähen. Er schaute den Krieger an und dieser deutete erneut auf den entfernten Teil der Halle, die vor ihnen lag. Snape verstand, dass der Soldat nicht weiter gehen würde – jetzt lag es nur an ihm. Vielleicht, so überlegte er, konnten jene Kreaturen diesen Raum nicht betreten.

Er ging etwa zwei Meter hinein und starrte auf die alten Portraits der Ahnen von Marlston. Was eine Fülle an Geschichte allein diese Halle bedeutete! Aber er hatte keine Zeit zu verlieren. Er musste fortfahren, ehe jemand bemerkte, dass er nicht bei der Schlacht war. Er blickte sich um und bemerkte, dass der Recke nicht länger da war – er war verschwunden.

Severus fühlte sich befreit. Falls sie ihn wirklich allein gelassen hatten, musste er sich nicht länger anstrengen und seine Gedanken vor den Wesen verbergen. Er ging weiter und bemerkte, dass sich die Portraits in diesem Teil der Halle nicht bewegten. Er nahm an, dass sie sehr alt sein mussten, aber unglücklicherweise war das nicht mehr der Fall, als er weiter und weiter vorankam. Aufkeuchen und Fragen schlugen ihm von allen Seiten entgegen. Sie forderten ihn auf, sich zu erkennen zu geben und wohin er wollte. Da Severus sie ignorierte und seinen Schritt sogar beschleunigte, wurden sie unruhiger und zorniger. Viele der Frauen schrien ihn nun an und die Männer bedrohten ihn.

Snape hielt seine Aufmerksamkeit gerade nach vorn gerichtet und versuchte sich von dem Gegröle, welches von beiden Seiten kam, abzuschirmen. Die Portraits begannen, gegen die Wand zu rütteln und zu klappern, da sie immer wütender und aufgebrachter über sein Eindringen wurden. Als der Boden zu wackeln anfing und Severus seine Augen erschrocken aufriss, hob sich der Boden unter ihm wie eine Welle und versuchte ihn nach hinten zu schleudern. Er stützte sich mit beiden Händen an den Seiten ab, als ihn die Welle anhob und taumelte ein wenig, aber er schaffte es dennoch, die Balance zu halten.

Er wusste, dass er so schnell als möglich aus dieser verdammten Halle heraus musste. Er drang weiter nach vorn vor und musste sich ständig an den Wänden halten, da noch mehr Beben und Wellen danach trachteten, ihn von den Beinen zu werfen – während die Portraits weiterhin schreiend seinen Untergang forderten. Als er sich wieder einmal an der Wand hielt, spürte er, wie eine warme Flüssigkeit über seine Hände lief und keuchte entsetzt auf als er sah, dass es Blut war.

Verzweifelt sah er sich um und erkannte, dass jetzt alle Bilder hinten aus ihren Rahmen bluteten und so schnell den Boden damit tränkten. Snape strauchelte und glitt beinahe in der warmen Flüssigkeit aus. „Verdammt seid ihr!“, brüllte er.

Er gab den Gedanken auf, hier heraus zu gehen und rutschte über den blutigen Boden, schwamm manchmal sogar auf dem Bauch und stieß sich von den Wänden ab, um das hintere Ende der Halle zu erreichen.

Nass… er war von Blut durchnässt!

Eine letzte große Welle schleuderte ihn nach vorn und bäuchlings rutschte er zum Ende des Raumes, wobei ihm die hölzerne Tür wie das Paradies vorkam. Er krachte hinein, griff nach dem Knauf und war überrascht, dass sie nicht verschlossen war. Er zog sich daran von dem nassen Boden hoch und die Tür ging knarrend auf. Feuchte Luft wehte ihm in sein nasses, blutiges Gesicht.

Schnell drängte er sich in das Zimmer, keuchte schwer und schloss die Tür hinter sich. Es war völlig dunkel – aber still, genau das, was er im Moment brauchte. Er ließ sich an der Wand hinunter und lehnte sich in dem Versuch an, wieder zu Atem zu kommen.

Bald würden die Dunklen Lords tot und all das würde es wert gewesen sein, sagte er zu sich selbst.

Er steckte seine Hand in eine tiefe Tasche seiner Robe, die ebenfalls voller Blut war und atmete erleichtert auf, dass sein Zauberstab immer noch dort war. Er zog ihn heraus und murmelte: „Lumos“, während er mit einer schlagenden Bewegung das Blut entfernte.

Er war in einer Art Steinzimmer und…

„Verdammte Scheiße!“, rief er aus, sprang auf die Füße und drückte sich an die Wand. Schlangen! Überall waren Schlangen, sie bedeckten praktisch den gesamten Boden. An der gegenüberliegenden Seite des Zimmers entdeckte er eine weitere Tür.

Snape hatte erwartet, dass es Hindernisse geben würde. Er hatte gewusst, dass es keine einfache Aufgabe sein würde, Merlin zu befreien. Aber er war jetzt schon erschöpft von seiner Reise durch die blutige Halle der Portraits und seine Roben waren nass. Und nun musste er es auch noch mit diesen verfluchten Schlangen aufnehmen, um seinen Weg fortsetzen zu können. Sie fingen bereits an, sich zu bewegen, da sie das Blut in der Luft rochen.

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Die Truppen standen in geordneten Reihen und warteten auf Harrys Ankunft. Alle kannten den Plan, denn die Kapitäne hatten ihn oft genug erklärt damit niemand im Unklaren war, was er zu tun hatte.

Die Lufttruppen warteten mit ihren Besen in der einen und dem Zauberstab in der anderen Hand, die Bodentruppen trugen nur ihre Zauberstäbe. Es war kalt, aber wärmende Feuer waren nicht erlaubt. Dennoch rann einigen der Schweiß von der Stirn und erwartungsvolles Schnaufen war das einzig hörbare Geräusch.

Soweit schien es, dass sie unentdeckt im Basislager angekommen waren und sie warfen nervöse Blicke in Richtung des Dorfes, auch wenn es ziemlich gut hinter der Lichtung verborgen lag.

Eine dunkle Gestalt schwebte um sie und sie fühlten sich befreit, als Moody leise rief: „Potter.“

Er war da. Bald würde alles beginnen. Herzschläge erhöhten sich und Zauberstäbe wurden fester gepackt.

Harry schob die Kapuze zurück, erhellte seinen Stab und blickte auf die geordneten Truppen, welche auf das Kommende warteten. Alle sahen ihn an, Harry Potter, damit er sie in die Schlacht führen würde. Er wollte schreien und hatte den Wunsch, ihnen zuzurufen, dass sie alle fortrennen und sich irgendwo versteckten sollten. Er fühlte sich für alle und jeden Einzelnen verantwortlich und das war fast mehr, als er ertragen konnte.

Er sah sie an, stellte Augenkontakt her und versuchte, sich jedes Gesicht einzuprägen. Einige nickten ermutigend zurück. Dann schloss er die Augen und öffnete seine Sinne, die sich auf seinen Feind konzentrierten. Ja, er konnte ihn spüren – Voldemort. Er war nah, im Dorf und wusste ebenso, dass er hier war. Da war ein Gefühl der Selbstgefälligkeit und des Spottes und eine Herausforderung an Harry, zu ihm zu kommen und sich ihm zu stellen. Harry konnte keinerlei Panik auf Voldemorts Seite spüren. Keinerlei Hektik, sich bereit zu machen oder Befehle an seine Todesser zu geben.

Harry konnte es fühlen. Sie warteten darauf, dass er den ersten Zug machen würde.

Er befürchtete, dass es so sein würde, obwohl er gehofft hatte, dass er sie hierher locken könnte, weg vom Dorf und seinen Bewohnern. Aber wie erwartet wollte Voldemort, dass sie zu ihm kämen. Das versprach für die Leute von Marlston nichts Gutes, die ohnehin schon sicher waren, als Pfand benutzt und damit entbehrlich zu werden.

Harry holte tief Luft und öffnete die Augen. „Es ist nicht länger erforderlich, still zu sein“, sagte er laut. „Sie wissen, dass wir hier sind.“ Alle sahen sich nervös an und schauten dann zurück zu ihm. „Sie wollen, dass wir den ersten Schritt machen. Und das tun wir auch. Ich vertraue darauf, dass jeder die erste Phase des Angriffs kennt?“ Er blickte sich wieder um und überall sah er nickende Köpfe. „Gut.“

Das konnte doch nicht alles sein. Harry wusste, dass er noch mehr reden sollte. Er führte seine Armee in die Schlacht und einige von ihnen… ein paar von ihnen kehrten vielleicht niemals zurück. Er schuldete ihnen Worte der Ermutigung, Worte der Stärke. Seine Augen fingen die von Hermine und Draco ein, die ihn aus dem Hintergrund beobachteten. Dumbledore stand neben ihnen und Harry wusste, dass er sich um die ‚andere Sache’ ebenfalls kümmern musste. Er hatte darüber nachgedacht, ehe er hier angekommen war und sich mehrere Optionen überlegt.

„Ich möchte, dass ihr wisst“, begann er erneut, „wie stolz ich heute Nacht auf jeden Einzelnen von euch bin. Ich habe eure Kraft gesehen, eure Entschlossenheit und euer Können und das erfüllt mich mit absoluter Sicherheit, dass wir heute nichts anderes als siegen können. Ich hege keinerlei Zweifel, dass diese Nacht die Letzte für Voldemort und seine Todesser sein wird.“ Harry spürte eine kleine Veränderung ihn ihrer Zuversicht, während er sprach. Ja, sie brauchten diese Ansprache. Sie wollten hören, dass der Sieg vor ihnen lag.

Er fühlte seine eigene Stärke, die von seiner Brust in seinen Hals drang. Er spürte die Macht, die seine Worte mit Magie durchsetzten. Irgendwie wusste er, was immer er sagte, würden sie ihm glauben. Seine nächsten Sätze sagte er mit einer Stimme, von der er wusste, dass er so noch nie gesprochen hatte, wobei wohl keiner den Unterschied bemerken würde.

„Ich gebe euch den Schutz und die Stärke meines Blutes“, kündigte er an. Er hob seinen Unterarm und mit einer Liebkosung eines Fingers drang Blut aus einem langen Schnitt. Er tauchte den Finger hinein und hob ihn hoch. „Wer möchte es erhalten?“

Ron trat ohne zu zögern hervor und schaute ihm in die Augen, als er vor ihm stand. Harry zeichnete einen Blitz, ähnlich seiner Narbe, auf Rons Stirn. Als das die anderen sahen, versammelten sie sich in einer Reihe hinter dem Rotschopf, um allen Schutz und alle Macht zu erhalten, die sie nur bekommen konnten.

Während Harry seine Armee zeichnete, wandte sich Hermine mit besorgtem Gesichtsausdruck an Draco. „Hast du nicht gesagt, dass Leute niemals jemandem ihr Blut geben sollten, weil es gegen sie in Dunklen Ritualen benutzt werden könnte?“

„Ich glaube nicht, dass so etwas bei Harry wirken würde, Liebes. Wenn man einen Dunklen Lord mit Hilfe eines solchen Rituals loswerden könnte, dann wäre Voldemort schon vor langer Zeit dahingeschieden.“

„Oh“, antwortete sie. Es drängte sie, mit Harry zu reden, danach Snape aufzuhalten und nur die Wellen der Beschwichtigung, die von dem mächtigen hellen Zauberer hinter ihr gekommen waren, hielten sie davon ab, zum Manor zu laufen. Harry hatte Dumbledore gebeten, sie nicht gehen zu lassen, ehe sie mit ihm gesprochen hatten. Das bedeutete, dass er einen Plan hatte – und sie konnte kaum erwarten, ihn zu hören.

Als Harry fertig war, seine Armee zu zeichnen, kam er zu ihnen. „Gebt mir eure Zauberstäbe“, bat er, ehe sie auch nur ein Wort an ihn richten konnten.

„Harry?“, begann Hermine.

„Gebt sie mir“, wiederholte er. Beide zogen ihre Stäbe und Harry beschmierte sie großzügig mit seinem Blut. „So“, sagte er, „jetzt bin ich im Manor bei euch, auch wenn ich mich eigentlich hier im Dorf aufhalte.“

Plötzlich verstanden sie, was er meinte. Er wusste, dass die Triade getrennt werden musste, um beide aufzuhalten – Voldemort und Snape. Er lieh ihnen durch sein Blut seine Macht, damit die Triade ihnen trotzdem die Stärke verleihen würde.

„Oh, Harry“, sagte Hermine und sah ihn ängstlich an. „Du brauchst uns doch hier. Aber…“

„Ich weiß, dass ihr gehen müsst“, sagte er. „Wenn man es genau betrachtet, ist das sogar wichtiger, als hier zu sein.“ Er reichte ihnen ihre Zauberstäbe zurück. „Es ist die einzige Möglichkeit für mich, gleichzeitig an zwei Orten zu sein.“

Draco benützte seinen Stab, um sich ebenfalls einen Schnitt auf dem Arm zu ziehen. „Dann machen wir das Gleiche. Die Triade kann auch bei dir sein.“ Da Harry nicht länger einen Zauberstab benutzte, malte Draco einen Streifen auf dessen Wange.

„Ja, das ist gut“, stimmte Hermine zu und tat das Gleiche. „Wir sind auch bei dir.“

„Wie wollt ihr zum Haus kommen?“, fragte Harry.

„Bugger sagte, dass er einen geheimen Weg kennt“, antwortete sie.

Harry bemerkte zum ersten Mal, dass Bugger ein kleines Stück hinter Hermine stand. Dieser verbeugte sich vor ihm und erklärte: „Herr, Bugger wird sie hinbringen.“

„Ich gehe auch mit ihnen, Harry“, meinte Dumbledore. „Immerhin fühle ich mich teilweise verantwortlich für das, was passiert ist.“

Harry nickte ihm zu. Seine Truppen warteten darauf, dass Phase Eins der Schlacht begann. Aber es gab noch etwas zu tun. Er nahm Hermines und Dracos Hände und führte sie tiefer in die Lichtung und außer Sicht der anderen.

Er nahm Hermines Gesicht in beide Hände und versicherte ihr: „Du schaffst das, ich weiß es.“

Sie nickte tapfer und versuchte, die Tränen zu unterdrücken.

Er legte seine Lippen auf ihre, küsste sie und schlang seine Arme um ihren Körper, während Hermine ihn ebenfalls fest hielt. Dann unterbrach er den Kuss und flüsterte an ihrem Hals: „Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr!“

Hermine drückte ihn noch fester an sich und ihre Wange lag an seinem Herzen. „Ich liebe dich auch, Harry. Ich werde dich immer lieben.“

Sie traten auseinander und Harry wandte sich an Draco, der ebenfalls nah am Wasser gebaut zu haben schien. Er ging dicht zu ihm und sie sahen sich einige Augenblicke lang an. „Wäre besser, wenn das Blut funktioniert“, murmelte der Blonde, der sich unbehaglich ob seiner Emotionen fühlte.

Harry schlang seine Arme um ihn, fuhr mit einer Hand durch Dracos Haar und zog ihn an sich. „Halt die Klappe und küss mich“, forderte er ihn auf und nahm dessen zitternden Mund in Besitz. Sie küssten sich innig, bis Dumbledore unterbrach.

„Harry“, sagte er, „wir sollten uns wirklich auf den Weg machen. Die Zeit rennt uns davon.“

Sie beendeten den Kuss und Harry meinte: „In Ordnung.“ Dumbledore verließ die Lichtung und wartete. Hermine umarmte beide gleichzeitig und ging dann fort, ehe sie wieder zu weinen anfing.

Harry legte seine Hände auf Dracos Schultern und flüsterte leise: „Ich liebe dich. Zweifle nie daran.“

Draco schüttelte den Kopf. „Das tu’ ich nicht. Ich liebe dich auch.“

Harry beugte sich zu seinem Ohr und raunte: „Wenn sie es nicht tun, dann musst du es machen. Keine Gnade für Snape. Er muss sterben.“ Er nahm den Kopf zurück und sah ihm in die Augen.

Draco nickte und mit einem letzten, verzweifelten Blick, folgte er Hermine aus der Lichtung hinaus.

tbc

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