Minnies Fanfictions

Kapitel 03 Unterschiedliche Ansichten

Unterschiedliche Ansichten


Harry erwachte am nächsten Morgen in einem leeren Bett. Er rollte sich herum und bemerkte, dass die Tür zum Balkon offen stand. Er stand auf, ging nach draußen und fand Hermine dort, die in den Garten starrte.

Er stellte sich hinter sie, fuhr mit den Fingern an ihrem Hals hinab und schob ihre Haare zur Seite, damit er an ihrer weichen Haut knabbern konnte. „Du bist wütend auf mich.“

„Nein, nur enttäuscht“, antwortete sie, zeigte aber keinerlei Reaktion auf seine Aufmerksamkeiten.

„Das ist genauso schlimm“, sagte er, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie leicht an sich. „Es tut mir leid, dass ich dich schlafen geschickt habe. Ich wusste, dass du mit mir streiten würdest, ich wollte dich aber so schnell als möglich wieder zurück bringen.“

Sie befreite sich aus seinen Armen und drehte sich mit blitzenden Augen um. „Du hast Recht, ich hätte mit dir gestritten! Es ist mein Recht zu sagen, was mir im Kopf herum geht und wie konntest du es nur wagen, mir das weg zu nehmen? Sind deine Gefühle die Einzigen, die in dieser Beziehung wichtig sind?“

„Nein, natürlich nicht.“

„Nein? Tja, du hast aber nicht an Dracos gedacht und natürlich lässt du auch meine nicht zu!“

„Was meinst du denn damit? Du sagst doch klar, was du willst, und das sogar ziemlich laut, um ehrlich zu sein.“

Hermine warf die Hände hoch. „Ach! Du bringst mich zur Verzweiflung, Harry!“ Sie lief ein paar Schritte zur Schlafzimmertür, drehte sich aber noch einmal um. „Geh zu ihm. Bring alles wieder in Ordnung. Ihr seid beide unglücklich und du machst mich auch traurig. Warum kannst du ihm nicht die Bestätigung geben, die er braucht? Was ist daran so schwer?“

„Weil ich es gar nicht tun müsste. Ich habe ihm schon unzählige Male gesagt, was ich für ihn empfinde und er braucht immer noch mehr. Es ist, als würde er mir nicht glauben. Er verhält sich wie ein verdammtes Kind.“

„Genau wie du! Wenn es wieder um Gefühlssachen geht und du zu beweisen versuchst, dass du Recht hast, dich dabei aber wie ein Arsch verhältst, wird uns das irgendwann nur auseinander reißen. Es geht hier um Kompromisse, Harry. Gib ihm, was er braucht, auch wenn du denkst, dass er es nicht nötig hat. Das tut man für Menschen, die man liebt.“

Harry holte tief Luft und lehnte sich an das Balkongeländer. „Warum kann ich mich nur nicht so wortgewandt wie du ausdrücken?“ Er sah sie mit einem kleinen Lächeln an. „Du hast natürlich Recht. Wie immer.“

„Also gehst du zu ihm?“

Er seufzte und dachte nach. „Ich schreibe ihm und schicke es ihm mit der Einladung zu Ginnys Ball.“

„Und warum gehst du nicht selbst zu ihm?“

„Wie du schon gesagt hast, es ist ein Kompromiss. Ich gebe ein Stück nach, aber er muss das auch tun.“

Hermine verdrehte die Augen. „Dickkopf!“ Sie lief ins Schlafzimmer und unter die Dusche.

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Eine Stunde, ehe Dracos Gäste ankommen sollten, rauschte Narcissa in den Salon und unterbrach Dracos Konzentration beim Lesen.

„Draco, Liebling, eine Eule ist gerade angekommen“, verkündete sie.

„Jeden Tag kommen Eulen an“, sagte er stirnrunzelnd.

„Ja, aber diese könnte etwas sein, das dich interessiert.“

„Und?“

„Eine Einladung, mein Lieber, aus Marlston. Es wird ein Ball für das Weasley-Mädchen gegeben, ein Geburtstagsball.“

Dracos Stirnrunzeln wurde tiefer. „Oh, fantastisch. Noch mehr Ehren für die Weasleys. Vielleicht sollte ein Feiertag für Zauberer ernannt werden. Weasley Tag! Wir könnten alle unsere Haare rot färben und uns in abgetragene Kleidung werfen.“

„Na, komm schon, Draco“, schalt Narcissa. „Du bist schon völlig abgestumpft. Der Ball in Marlston wird eine große Sache sein und… vielleicht sogar eine gute Gelegenheit, um deine Beziehungen wieder zu kitten.“

„Mutter, bitte“, spottete Draco.

„Oh, das hätte ich beinahe vergessen. Das ist auch noch für dich angekommen“, lächelte Narcissa und hielt eine Rolle mit dem Siegel von Lord Potter hoch.

Draco sprang auf, griff danach und riss sie ihr aus der Hand. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“ Er schaute auf den Absender. Sie war an ihn adressiert und in Harrys Handschrift. Sein Herzschlag beschleunigte sich erwartungsvoll und er brach sofort das Siegel und entrollte das Pergament.

„Dann lass ich dich mal in Ruhe“, meinte seine Mutter abschließend und ging lächelnd zur Tür hinaus.

Draco setzte sich wieder in seinen Sessel und starrte gebannt auf das Schriftstück.

„Lieber Draco,

mein Auftritt heute Nacht tut mir leid und nicht nur deswegen, weil Hermine für das, was ich getan habe, wütend auf mich ist – was sie ziemlich deutlich zeigt, nebenbei bemerkt. Fakt ist, dass es mir leid tut, das ich nicht etwas einfühlsamer mit deinen Gefühlen umgegangen bin, was Ron angeht.

Ich habe darüber nachgedacht, wie ich mich fühlen würde, wenn du einen Freund hättest, den ich nicht leiden könnte. Ich schätze, es wäre für mich auch nicht gerade die angenehmste Sache. Und doch bin ich nicht sicher, ob ich einfach so gehen würde.

Aber ich versuche nicht mehr zu denken, dass ich im Recht bin und ich hoffe, du machst das Gleiche.

Entscheidend ist, dass ich dich vermisse, wir beide vermissen dich – sehr. Ich bin echt scheiße im Entschuldigungen finden. Hermine und du seid viel besser mit Worten als ich es je sein werde. Aber du solltest wissen, dass ich dich liebe und bei mir brauche.

Komm zum Ball. Sogar deine Freunde sind mit eingeladen, daher solltest du dich nicht allzu sehr von den Weasleys umzingelt fühlen. Ich will, dass wir drei wieder zusammen sind – so wie es sein sollte.

Aber zähl nicht darauf, wieder gehen zu können. Du wirst bleiben – und wenn ich dich an das Bett ketten müsste. Das wäre sogar nicht mal eine schlechte Idee…

In Liebe, Harry“

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Narcissa besah sich den aufwändig gedeckten, langen Esstisch und war stolz auf ihr wertvolles chinesisches Familienporzellan samt Gläsern. Ihre einzige Enttäuschung an diesem Abend war Dudleys Verhalten. Kurz bevor die Gäste ankamen, kündigte er an, dass er mit seinen eigenen Freunden auswärts essen würde und zog ab, indem er die Auffahrt in seinem neuen, schwarzen Sportwagen hinunter raste. Sie nahm an, dass der Muggeljunge nicht von Dracos Freunden umgeben sein wollte und sich dachte, dass sie nichts gemeinsam haben würden.

Natürlich wusste sie nichts von der früheren Unterhaltung zwischen Dudley und und ihrem Sohn.

Draco hatte an die Tür geklopft und sie aufgesperrt, als der Muggel nicht antwortete. Er fand ihn auf dem Bett liegend und mit einem Kopfhörer in den Ohren. Als Dudley die Augen öffnete, setzte er sich auf und zog die Stöpsel heraus.

„Was zum Teufel willst du?“, knurrte er.

„Womit bekomme ich dich heute Abend los? Ich will dich nicht bei meinen Freunden haben“, fragte Draco kühl.

„Du denkst, dass ich bei deinen freakigen Freunden sein will? Ein Haufen von Schwanz lutschenden…“

„Es reicht“, bellte Draco. „Nenn deinen Preis.“

Dudley grinste ihn höhnisch an und überdachte das Angebot. „Wie viel hast du?“

Draco zog einen Beutel mit Goldmünzen heraus und warf ihn in Dudleys Hand. „Genug?“

Dieser öffnete ihn und schüttete ihn in seine Hand. „Soll das alles sein?“

Draco starrte ihn finster an und zog noch einen Beutel Gold heraus. „Fordere dein Glück nicht heraus, Dursley“, sagte er und warf ihn ihm hin.

So saß er jetzt mit seinen Freunden zusammen und war zufrieden mit der Gesellschaft, die er hatte – von einer abgesehen. Sein Vater war, kurz bevor sie sich hinsetzen wollten, aufgetaucht und das änderte die Atmosphäre von entspannter Frivolität zu vorsichtiger Höflichkeit.

Lucius Malfoy saß an einem Ende des langen Tisches und seine Frau am anderen. Draco saß fast in der Mitte, damit er sich mit den meisten Leuten unterhalten konnte. Die Gäste bestanden aus seinen Freunden aus Slytherin: Blaise Zabini, Gregory Goyle, Vincent Crabbe, Theodore Nott und Pansy Parkinson, die nicht eingeladen, aber als Theodores Gast gekommen war. Offenbar hatten sie einen großen Teil des Sommers zusammen verbracht.

Es gab noch einen Gast, den Blaise mitgebracht hatte, einen zwanzigjährigen Zauberer aus Russland. Er hieß Demetrius Baranov, sah ziemlich gut aus und zog während des Essens öfters die Aufmerksamkeit auf sich.

Als alle Platz genommen hatten, grüßte Lucius jeden Gast mit Namen, da er die langjährigen Freunde von Draco alle kannte. Als sein Blick auf das unbekannte Gesicht fiel, fragte er: „Und Sie sind?“

Blaise schaltete sich schnell ein. „Entschuldigen Sie, Mr. Malfoy. Ich habe vergessen, Ihnen meinen Freund vorzustellen. Dies ist Graf Demetrius Baranov. Demetrius, das ist Mr. Lucius Malfoy.“

„Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen, Mr. Malfoy“, grüßte Demetrius mit einem Nicken. „Ich hatte schon die Freude, Ihre reizende Frau kennen zu lernen, als ich angekommen bin. Ihr Haus ist umwerfend.“

Lucius musterte den jungen Mann sorgfältig und die Zahnräder in seinem Kopf ratterten. „Baranov…“, murmelte er. „Hört sich bekannt an, doch… nicht in letzter Zeit.“

„Ich bin nach Durmstrang gegangen, Sir, und hatte in den letzten Jahren nicht viel Zeit zu reisen. Vielleicht kannten sie meinen Vater, Graf Mikhail Baranov?“

Lucius warf Demetrius weiterhin einen analysierenden Blick zu. „Ich kannte ihn nicht persönlich. Aber ich weiß von ihm. Ich nehme an, dass er nicht mehr lebt, wenn Sie jetzt seinen Titel tragen?“

„Ja, Sir, er ist letzten Winter an einer Krankheit gestorben“, antwortete Demetrius und sah kurz zu Boden.

„Wie traurig“, erwiderte Lucius fast automatisch.

Das Dinner lief weiter und die Freunde taten ihr Bestes, um die interessantesten Dinge aus ihren Sommerferien zu erzählen. Aber Draco wusste, dass die Anwesenheit seines Vaters allen einen Dämpfer aufgesetzt hatte. Er konnte nur hoffen, dass dieser früh gehen würde, damit der Abend nicht ein völliger Schlag ins Wasser wäre.

„Also, Graf Baranov“, sagte Narcissa, die spürte, dass sich einer der Gäste von den Erzählungen über Hogwarts ausgeschlossen fühlte, „was machen Sie nun, da sie die Schule abgeschlossen haben?“

„Neben der Leitung aller Besitztümer der Baranovs, verbringe ich die meiste Freizeit mit Nachforschungen, Mrs. Malfoy“, antwortete Demetrius.
„Oh? Und was erforschen Sie?“

„Demetrius ist ein Historiker“, erwiderte Blaise für ihn. „Er ist vor allem an der Geschichte von Dunklen Zaubererfamilien interessiert, natürlich von seiner eigenen abgesehen.“

„Stimmt das?“, fragte Narcissa interessiert nach.

Demetrius nickte. „Ja, Madam. Tatsächlich habe ich Blaise gebeten, mich heute Abend hierher mitzunehmen, in der Hoffnung, dass sich eine Gelegenheit ergibt, mit Ihnen und Ihrer Familie zu sprechen.“

Narcissa lächelte. „Wie wunderbar, und das, obwohl das Geschlecht der Malfoys schriftlich doch so gut dokumentiert ist. Ich glaube nicht, dass ich Ihnen mehr als das, was Sie höchstwahrscheinlich schon in Büchern gelesen haben, erzählen kann. Wenn Sie bisher noch keine entdeckt haben, haben wir vielleicht ein paar Pergamente in der Bibliothek, die Sie bei Gelegenheit durchsehen könnten.“

„Ich fand wirklich schon einige Informationen über die Abstammung der Malfoys. Aber ich habe viele Fragen, die die Familie Marlston betreffen.“

Im Speisezimmer wurde es schlagartig still und alle Gesichter drehten sich zu dem Neuen.

„Blaise erwähnte, dass Draco Malfoy der dritte Teil der derzeitigen Triade zusammen mit Lady Marlston und Lord Potter ist. Ich hoffte, dass ich vielleicht ein paar Antworten bekomme, und zwar auf Sachen, die ich sonderbar fand. Jedes Mal, wenn ich glaubte, dass ich etwas durch meine Nachforschungen der Geschichte von Marlston herausgefunden hatte, entpuppte es sich als eine Sackgasse.“

Narcissa sah Draco an, der Demetrius misstrauisch beäugte. Sie wusste natürlich, dass Marlston ein Gesprächsthema war, dass völlig tabu war, jedenfalls was Draco anbelangte. Ihr Sohn hatte sich nicht einmal ihr anvertraut, was die vielen Mysterien von Marlston anging. Lucius wusste wahrscheinlich mehr als sie, aber wie viel, konnte sie nicht sagen.

Lucius brach das Schweigen. „Vielleicht gibt es einen guten Grund für diese ‚Sackgassen’, Graf Baranov.“

„Ich bin nicht auf der Suche nach Klatschgeschichten, Mr. Malfoy“, antwortete Demetrius. „Es geht um kleine Dinge wie Geburts- und Todestage und auch Heiratsurkunden. Immer wenn ich etwas finde und der Name Marlston darauf steht, ist die Schrift verwischt oder die Rolle beschädigt. Ich weiß, dass der Name beinahe fünfzehnhundert Jahre zurückgeht, aber es gibt nicht einen Friedhof, wo ein Marlston begraben ist.“

„Nein, natürlich nicht“, schaltete sich nun Draco ein. „Die Familie hat ihre eigene Gruft auf den Ländereien von Marlston. Sie ist nicht öffentlich zugänglich – genauso wenig wie Marlston selbst.“

„Oh… verstehe“, erwiderte Demetrius enttäuscht. „Aber, vielleicht könnte ich später etwas von deiner Zeit beanspruchen, wenn es dir nichts ausmacht, Draco.“

„Es macht mir aber etwas aus“, antwortete der Blonde fest. „Wissen kann gefährlich sein, Graf Baranov. Und wenn es um Marlston geht, dann kann Wissen sogar… fatal sein.“

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Zu jedermanns Erleichterung entschuldigte sich Lucius sofort nach dem Essen und gab vor, dass er noch Geschäftliches in seinem Arbeitszimmer zu erledigen hätte. Draco und seine Gäste gingen nach draußen in den Garten, um die Nachtluft zu genießen und um ungehindert miteinander reden konnten.

Draco setzte sich auf eine Bank und beobachtete seine Freunde, die lachten und sich unterhielten, während sich seine Gedanken um Harrys Brief drehten. Er war insgeheim außer sich vor Freude, dass Harry den ersten Schritt gemacht hatte, auch wenn Hermine ganz sicher ihre Hände darin hatte. Egal. Draco hatte vor, seinen Drang zu unterdrücken, sofort nach Marlston zu laufen. Stattdessen würde er bis zum Ball warten. Harry sollte ruhig ein wenig länger leiden.

Blaise kam, setzte sich neben ihn und bot ihm eine Zigarette an.

Draco rauchte nur selten und niemals bei Hermine und Harry, da beide den Geruch hassten. Er zuckte mit den Achseln, nahm das Angebot an und wartete kurz, bis Blaise sie mit seinem Zauberstab anzündete.

Einen entspannenden Zug nehmend, erkundigte er sich: „Also, was ist mit dem hübschen Wichtigtuer? Vögelst du mit ihm?“

Beide beobachteten Demetrius, der bei Theodore Nott und Pansy stand und über etwas redete, dass sie offenbar alle amüsierte. Pansy hing an Teddy und kreischte ihr Lachen in dessen Ohr.

Blaise lächelte. „Nein.“

Draco sah ihn an, als wüsste er es besser.

„Ernsthaft, das tu ich nicht“, behauptete Blaise wieder.

„Dann hoffst du, dass du ihn bald vögeln kannst“, stellte Draco fest. „Du vergisst wohl, wie gut ich dich kenne.“

Blaise zuckte mit den Schultern. „Ich habe hie und da ein paar Andeutungen fallen gelassen. Aber er scheint nur an den Damen interessiert zu sein.“

„Was machst du dann mit ihm?“

„Eigentlich habe ich darüber nachgedacht, seine Schwester zu umwerben“, erklärte Blaise. „Meine Mutter kennt ihre Familie und hat ein Kennen lernen arrangiert.“

„Und?“

„Und sie war nicht mein Typ. Viel zu prüde. Ich finde ihren Bruder viel interessanter. Wir wurden Freunde – irgendwie.“

„Und was ist mit der Werbung um Mädchen, die du noch gar nicht kennst?“

Blaise warf Draco einen Blick zu. „Nicht bei jedem von uns ist die Zukunft schon so festgelegt wie bei dir. Ich bin der letzte meines Geschlechts, daher ist der auf mir lastende Druck doppelt so groß, eine passende Frau zu finden. Ist dir klar, wie schwer es ist, eine Reinblütige zu finden, die noch keinen Sex mit all deinen Freunden gehabt hat?“

Beide sahen Pansy an und lachten. Sie hörte ihr Gelächter und starrte sie an, da sie annahm, dass über sie gesprochen wurde. Sie packte Teddys Arm und streckte ihre Mopsnase in die Luft.

„Wenn du eine passende, familienfreundliche Hexe findest, ist sie entweder eine Nutte oder prüde“, fuhr Blaise fort. „Daher musste ich mein Suchgebiet ausweiten – in andere Länder. Da der Krieg nun vorüber ist, denkt jeder über seine Zukunft nach. A propos – warum bist du nicht glücklich und nackt bei deinen Lovern und planst eure Eigene? Ich war ziemlich überrascht, deine Einladung für heute Abend zu bekommen.“

„Ich habe mich entschieden, meine Eltern noch zu besuchen, ehe das neue Schuljahr anfängt“, antwortete Draco mit einem Schulterzucken.

„Ärger im Paradies?“

„Eher Weasleys im Paradies“, murmelte Draco.

„Weasleys?“ Blaise lachte. „Du meinst, dass sie gerade in Marlston zu Besuch sind?“

Dracos angewiderter Blick war die ganze Antwort, die Blaise brauchte.

Er dachte, dass es weise wäre, das Thema zu wechseln. „Ich habe gehört, dass Snape nicht zurück nach Hogwarts kommt. Ich frage mich, wer unser neuer Hauslehrer wird.“

Der Blonde schüttelte den Kopf, rauchte und dachte über Marlston nach. „Keine Ahnung“, murmelte er.

„Man sagt, dass Snape niemals in der Schlacht gekämpft habe, sondern dass er einfach weg ist. Denkst du, dass er ein Feigling geworden ist?“

Draco zuckte nur mit den Achseln und hoffte, dass Blaise das Thema Snape fallen lassen würde.

Aber Blaise war nun schon jahrelang sein bester Freund. Er merkte, dass dieser etwas verbarg. „Du weißt etwas darüber, nicht wahr?“

Draco sah ihn an. „Auch wenn ich das täte, ist es unmöglich, dir das zu erzählen. Tut mir Leid.“

„Lord Potter hat ihn umgebracht, oder?“, fragte Blaise weiter und seine Augen blitzten vor Aufregung. „Er hat Snape immer gehasst.“

„Nein, Harry hat ihn nicht umgebracht“, kam die Antwort. „Er ist nicht tot, kommt aber auch nicht zurück. Das ist alles, was ich dir erzählen werde. Hör auf, Fragen darüber zu stellen.“

Blaise senkte die Stimme. „Dann ist er in den Kerkern von Marlston, stimmt’s?“

„Blaise…“, warnte Draco.

Dieser hob geschlagen die Hand. „Entschuldige. Keine weiteren Fragen mehr.“

In diesem Moment eilte ein Hauself zu ihrer Gruppe herüber. Er blieb neben Demetrius stehen und räusperte sich, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen.

Demetrius sah den Elf an. „Ja?“

„Master Lucius Malfoy bittet um Ihre Anwesenheit in seinem Arbeitszimmer, Sir“, verkündete er.

Demetrius nickte und folgte dem Elf zurück zum Haus.

„Was hältst du denn davon?“, fragte Blaise, der ein wenig besorgt um seinen neuen Freund war.

„Ich habe wirklich keine Ahnung“, antwortete Draco lässig. Er sah seinen Freund an und grinste. „Vielleicht findet ihn mein Vater auch gut aussehend.“

Blaise lachte halbherzig, da er sich dafür verantwortlich fühlte, Demetrius hierher gebracht zu haben.

„Also, gehst du zum Ball der Weasleys?“, wollte Draco wissen.

Blaise warf ihm einen merkwürdigen Blick zu. „Haben wir eine andere Wahl? Eine Einladung aus Marlston ist nichts, dass man einfach so ignorieren kann. Sogar meine Mutter beendet ihren Urlaub, um dort sein zu können. Sicher bist du auch da, oder?“

„Ja, ich werde dort sein.“

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Demetrius Baranov stand wartend vor der Tür des Arbeitszimmers, als sie sich von selbst langsam öffnete. Er trat hinein und erblickte die imposante Gestalt von Lucius Malfoy sitzend hinter seinem Schreibtisch, wo er konzentriert ein großes Buch durchsah. Der markante Blonde sah von seiner Arbeit nicht einmal hoch, auch wenn er genau wusste, dass sich Demetrius im Zimmer befand.

Vor Lucius Schreibtisch standen zwei Plüschsessel und Demetrius setzte sich in den, der näher stand. Die Kaminuhr tickte laut, während er darauf wartete, dass Lucius etwas sagte. Als einige Minuten vergangen waren, schlug der Mann das Buch zu und öffnete ein Weiteres, in welchem er mit dem Finger eine lange Reihe hinunter fuhr.

Demetrius seufzte und war der Meinung, dass dieses Benehmen schon hart an der Grenze zur Unhöflichkeit war. „Sir? Gibt es etwas, dass Sie von mir möchten?“, fragte er schließlich, da er zurück zu den anderen wollte.

„Merkwürdig“, murmelte Lucius und fuhr mit seiner Suche fort.

„Entschuldigen Sie, Sir, aber was ist merkwürdig?“

Endlich hob Lucius den Kopf und lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Ich habe alle Dokumente durchsucht und in keinem steht ihr Familienname.“

Demetrius kniff verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Ich versichere Ihnen, dass meine Familie existiert, Sir. Die Baranovs…“

„Sie verstehen mich falsch“, unterbrach Lucius. „Ihre Existenz steht nicht in Frage. Allerdings Ihre Loyalität tut es.“

„Sir?“

„Ihre Familie stammt doch von Dunklen Zauberern ab?“

„Ja Sir, das stimmt.“

„Und doch hat bisher kein Mitglied der Baranov Familie einen Eid an Lord Potter geleistet. Er hat seit Ende des Krieges drei Empfangstage abgehalten. Von nah und fern sind Dunkle Zauberer gekommen und haben ihm Gehorsam geschworen. Allerdings… haben Sie noch nicht daran gedacht, zu Ihrem neuen Lord zu gehen?“

„Mein Vater ist im letzten Winter verstorben und…“

„Ich will Ihre Entschuldigungen nicht hören!“, donnerte Lucius. „Sie hatten keine Zeit, zu Lord Potter zu kommen, aber doch genug, um über Marlston Nachforschungen anzustellen.“ Er stand auf und ging um seinen Schreibtisch herum.

Demetrius stand ebenfalls auf, besorgt, was geschehen würde. „Sir, ich hatte vor zu gehen, aber…“

„Verstehen Sie nicht“, grinste Lucius höhnisch, „dass ich alles mit Ihnen machen könnte – alles was ich möchte – und Sie nirgendwo Zuflucht finden würden? Die Hellen Zauberer würden Ihnen nicht helfen und die Dunklen fallen jetzt unter die Gesetze von Lord Potter. Und da Sie ihm noch keinen Gehorsam geschworen haben, macht Sie das zu einem Rebellen. Dem Dunklen Lord ist das eigentlich ziemlich egal, doch er beschützt diejenigen, die ihm einen Eid geschworen haben. Doch Rebellen mag er überhaupt nicht.“

„Ich bin kein Rebell!“, beharrte Demetrius.

Lucius trat näher an ihn heran. „Ihre Mutter… Ihre Schwester… sind beide Freiwild. Jeder Dunkle Zauberer kann mit ihnen machen, was er will und Lord Potter würde nicht einschreiten. Er beschützt keine Dunklen Rebellen.“

„Nein!“, fauchte Demetrius zurück. „Lassen Sie sie aus dem Spiel! Ich lege diesen Eid ab. Sagen Sie mir wann und wo und ich werde dort sein!“

Lucius war belustigt, er liebte die Machtposition, die er innehatte. Normalerweise genoss er es, Rebellen zu quälen und im Moment befanden sich drei davon in seinen Kerkern, auch wenn er Lord Potter diese bestimmte Neigung noch nicht mitgeteilt hatte. Dieser sagte einfach: „Du kümmerst dich darum, Lucius.“

Und das tat er.

Bei diesem speziellen Rebellen waren Lucius allerdings die Hände gebunden.

„Zum Glück für Sie“, fuhr er fort, „sind Sie heute Abend ein Gast meines Hauses. Folglich werden Sie keine Bestrafung erhalten. Dennoch müssen Sie mit Ihrer Familie zu dem Ball in Marlston kommen, wo Sie auf gebeugtem Knie um Lord Potters Vergebung bitten werden. Es liegt dann an ihm, ob er die Baranovs akzeptiert. Bis dahin würde ich mich unauffällig verhalten, wenn ich Sie wäre.“

Demetrius sah erleichtert zur Seite. „Ich verstehe.“

„Sie dürfen gehen“, sagte Lucius. „Genießen Sie jetzt den Rest des Abends, Graf Baranov.“

Die Tür öffnete sich und Demetrius ging rasch hinaus.

Lucius wollte gerade zu seinem Schreibtisch zurückkehren, als Pansy Parkinson durch die Fenstertüren von draußen herein kam.

„Miss Parkinson“, sagte Lucius. „Haben Sie sich verlaufen?“

„Ich…“, stotterte Pansy nervös. Sie blickte auf die offene Tür, durch die Demetrius gerade gegangen war und ging schnell dorthin, um sie zu schließen. Dann drehte sie sich zu Lucius um und schaute ihn an. „Mr. Malfoy, ich muss mit Ihnen reden.“

„Das tun Sie ja schon“, antwortete Lucius und hoffte, dass es nicht allzu lange dauern würde.

Pansy war ein Nervenbündel, als sie langsam näher kam. „Wissen Sie, Mr. Malfoy, nächsten Monat ist die Verhandlung meines Vaters.“

„Ja, das ist mir bewusst.“

„Meine Mutter und ich… wir haben gehofft, dass es Ihnen vielleicht möglich wäre, ein gutes Wort für ihn einzulegen. Verstehen Sie, ich habe in der Schlacht nicht gekämpft und so keine Chance gehabt, eine Begnadigung für ihn zu bekommen, wie sie die anderen bei ihren Familien erhalten haben. Ich möchte genau wie sie nur eine Chance, ihn zu bekehren. Bitte, Mr. Malfoy, können Sie uns helfen? Es ist… schwierig ohne ihn zu Hause.“

Lucius betrachtete sie. „Ja, und ich nehme an, dass Ihre Chance auf eine gute Heirat gen Null tendiert.“

Pansy sah zu Boden. Sie hatte erwartet, dass Lucius Malfoy sie kritisieren würde, aber das machte ihr nichts aus. Sie musste versuchen, das, was vom Namen ihrer Familie noch übrig war, wieder herzustellen.

„Diese Begnadigungen gewährte Lord Potter seinen Anhängern für die Loyalität und die Dienste in der Schlacht.“

„Ich habe auch einen Eid an Lord Potter geschworen“, sagte Pansy beharrlich.

„Ja, nachdem Sie versucht haben, Lady Marlston zu töten. Das hat Sie beim Dunklen Lord wirklich nicht gerade beliebt gemacht, meine Liebe.“

„Aber sie hat mir vergeben. Wir hatten eine Waffenruhe, ein Übereinkommen.“

Pansy stellte fest, dass Lucius keinerlei Lust hatte, sich für ihre Sache einzusetzen. Aber sie hatte noch eine Idee. Sie hatte gehofft, dass es nicht dazu kommen würde, aber…

Sie trat näher an ihn heran und meinte: „Wenn Sie ein gutes Wort für ihn einlegen… könnte es die Mühe für Sie wert sein.“ Sie hob eine Hand und spielte mit dem obersten Knopf ihrer Bluse.

Lucius hob eine Augenbraue. „Miss Parkinson, auch wenn ich die Überbleibsel meines Sohns probieren wollte, was nicht so ist, würde ich keine Todesser in einem Verfahren gegen die Wünsche meines Lords unterstützen. Meine Loyalität wäre dann in Frage gestellt.“

„Würden Sie dann mit Lord Potter darüber sprechen? Sagen Sie ihm, dass ich um eine Begnadigung für meinen Vater bitte? Ich bitte nicht für meinen Bruder, nur für meinen Vater“, drängte sie.

„Warum sollte ich das tun? Ich habe Ihren Vater nie leiden können.“

„Bitte, ich mache alles dafür. Ich würde auch Ihre… Mätresse… sein, so lange wie Sie wollen.“

Lucius Augen wanderten über ihren Körper und er überdachte ihr Angebot.

tbc

Denkspielchen

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