Minnies Fanfictions

Kapitel 09 Sonnenaufgang

Sonnenaufgang


Dumbledore schaute auf die geschlossene Tür der Bibliothek und dachte über Harrys seltsames Verhalten nach. Er drehte sich um und bemerkte, dass Lucius und Narcissa immer noch da waren und ihn von einem kleinen Sofa aus beobachteten.

„Irgendetwas stimmt hier nicht“, sagte er mehr zu sich selbst.

„Natürlich“, erwiderte Narcissa, „es ist ja auch ein ziemlich ereignisreicher Abend.“

Dumbledore blickte Lucius genau an. „Ich nehme nicht an, dass Sie es mir erzählen würden, wenn Sie mehr wüssten, Lucius?“

Der blonde Mann lächelte leicht. „Ich versichere Ihnen, dass es nicht Teil meiner Pläne für diesen Abend war, von Vampiren k.o. geschlagen zu werden.“

„Aber… gab es Pläne?“, versuchte es der Schulleiter weiter.

„Also wirklich, Dumbledore, Sie sollten inzwischen wissen, wo meine Loyalitäten liegen. Wenn es welche gäbe – glauben Sie dann wirklich, dass ich Ihnen davon erzählen würde?“ Lucius hielt inne, um eine Antwort abzuwarten, die nicht kam. „Und es kommt durchaus vor, das ich nicht in Pläne eingeweiht bin – außer der Feier zu Miss Weasleys Geburtstag.“

„Wenn Sie es sagen“, antwortete der alte Mann.

Lucius nickte und grinste immer noch. „Ich sage es.“

„Nun denn“, seufzte Dumbledore, „werde ich nach dem Wohlergehen Ihres Sohnes sehen, da sich im Moment niemand um ihn besonders zu sorgen scheint.“

„Draco ist ein sehr fähiger Zauberer!“, rief Narcissa aus, die sich von der Andeutung beleidigt fühlte, dass sie sich nicht sorgen würde.

„Ja, gnädige Frau“, meinte Dumbledore und verbeugte sich. „Ich weiß das. Aber heute Abend geschehen hier wirklich merkwürdige Dinge.“ Mit diesen Worten drehte sich der alte Zauberer um und eilte, genau fühlend, dass diese Nacht noch lange nicht vorüber war, den Korridor hinunter.

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Draco spürte, wie seine Seele in die Dunkelheit gedrückt wurde, denn Mordreds Kraft war nicht zu besiegen. Warum? Warum hatte er es nur zugelassen, dass Mordred schon wieder seinen Körper übernommen hatte? Dieser Ort, diese Leere war einfach schrecklich! Er fühlte sich eingeschlossen in einem finsteren Raum – ohne Fenster, ohne Türe und völlig ohne Licht.

Dann erinnerte er sich – Blaise, Hermine, Marlston. Ja, das war es gewesen. Er hatte Marlston für Hermine beschützen müssen. Sie hatte ihn darum gebeten. Und er würde alles für sie tun – sogar das…

Gott! Er hasste es, hier zu sein. Wo war er? In irgendeinem kleinen Schlupfwinkel seines Gehirns und darauf wartend, dass Mordred Snape los wurde? Snape! Snape war in Blaise Körper…

Oh Gott! Draco stand in der finsteren Leere und schrie mit aller Kraft. Er hatte eine Sache vergessen. Mordred würde Blaise Körper töten.

„Mordred!“, rief er ins Nichts. „Töte nicht den Körper! Bring Blaise nicht um!“

Noch mehr Leid erfüllte sein Herz, als er daran dachte, dass Mordred, wenn er einen Körper übernahm, sich auch die Dunkle Macht von demjenigen, der sie im Moment hatte, zurückholte. Das bedeutete, dass Harry machtlos war! Draco fiel auf die Knie und schluchzte. Harry war den Vampiren ausgeliefert!

„Was habe ich nur getan!“, schrie er.

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Snape zog Ginny erneut vor sich und richtete den Zauberstab auf Mordred.

Dieser sah ihn belustigt an. Er legte den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus.

Snape fing an, zurückzuweichen und zog Ginny mit sich, während seine Zauberstabhand zitterte. Er beschloss, sich Mordred Unaufmerksamkeit zu Nutze zu machen. „Avada Kedavra!“, brüllte er und zeigte mit dem Zauberstab auf den lachenden jungen Mann.

Ein grüner Energieblitz drang aus dem Stab. Mordred hob die rechte Hand, öffnete sie und fing mühelos die Energie wie mit einem Netz ein.

Snapes Augen weiteten sich verblüfft, während ihn sein Gegenüber angrinste, die Hand zum Gesicht hob und einen leicht grünen Nebel von der Handfläche pustete.

„Denkst du wirklich, dass du den größten Zauberer aller Zeiten, den Sohn Merlins, mit einem magischen Stöckchen besiegen kannst?“, spottete er. „Denkst du, dass dich mein Vater belohnen würde, wenn du ihm die Freiheit schenkst? Du bist ein Narr.“

Verzweifelter als zuvor versuchte Snape, zurückzuweichen. „Ich will nur mich befreien. Ich möchte meinen Körper zurück.“

„Lügner!“, zischte Mordred. „Ich kann das Wesen meines Vaters spüren, wie er dir hilft und dich führt.“

Die Portraits entlang der Wand sahen fasziniert zu und ihre Köpfe drehten sich von Mordred zu Snape, wenn sie sprachen. Das war bei weitem die beste Unterhaltung, die sie seit langem gehabt hatten.

Während Snape zurück trat, ging der Andere näher auf ihn zu.

Mordred Augen wanderten über Ginnys folgsame Gestalt. Er lächelte verführerisch und winkte mit der Hand. „Komm zu mir, mon Cherie.“

Snape versuchte, sie fester zu packen, aber sie entwischte ihm so leicht, als würde er Butter festhalten. Ohne seinen Schild fühlte er sich schutzlos. Er wandte sich ab und rannte in Richtung der Tür, die zum Labyrinth führte, die Gemäldegalerie hinunter. Vielleicht konnte er dem ersten Lord dort entkommen und wieder hinaus laufen, ehe er ihn finden würde.

Er sah beim Rennen über die Schulter zurück und war erleichtert, dass Mordred im Augenblick mehr an Ginny interessiert zu sein schien. Die Weasley-Schlampe hatte gerade ihre Arme um ihn geschlungen und küsste ihn auf den Mund.

Mordred genoss den kleinen heißen Mund der Hexe in seinen Armen. Es war schon sehr lange her, dass er dieses Vergnügen gehabt hatte.

„Mordred!“, warnte ihn eine Hexe in einem Portrait. „Er entkommt dir! Lass die Hexe los!“

Er hob den Kopf und seine Augen klärten sich wieder. Ein unheimliches Glühen strahlte von ihm aus, als er tief einatmete und auf den Rücken des fliehenden Snape blies. Der rennende Zauberer bemerkte, dass er ein unbeschreibliches Tempo aufgenommen hatte und die Bilder an seinen Seiten unscharf an ihm vorbei flogen, ehe er mit einem schmerzhaften Knall gegen die rückwärtige Tür krachte. Sein Kopf traf das harte Holz und hinterließ eine Blutspur, während er zu Boden rutschte.

Snapes Seele flog aus Blaise Körper, da er den enormen Schmerz des Aufpralls nicht länger ertragen konnte. Er sah auf den blutüberströmten jungen Zauberer hinunter und ließ ein frustriertes Aufheulen los. Seine Pläne waren zunichte!

Ein einsaugendes Gefühl in Höhe seiner Brust lenkte ihn plötzlich ab und Snape spürte, wie ihn die Kontrolle verließ. Ein Strudel öffnete sich hinter ihm und zog ihn mit unglaublicher Macht an sich. Seine Seele schrie, als sie sich überschlug und hinein taumelte.

Mordred lächelte zufrieden über das Ergebnis. Seine Augen zuckten wieder nach unten zu dem warmen Körper der Hexe in seinen Armen. Schnell drehte er sie um und drückte sie gegen die Wand, was die Portraits in Nähe aufkeuchen ließ. Den Rock ihres Abendkleides hebend, küsste er sie innig und presste sie erneut an die Mauer.

„Aufhören!“, hallte eine Stimme durch die Galerie.

Mordred ließ Ginny nicht los, drehte aber den Kopf in Richtung des Eindringlings.

Albus Dumbledore kam auf sie zu. „Was hat das hier zu bedeuten?“ Er blieb wie angewurzelt stehen, als er den überirdischen Schimmer in Dracos Augen sah. Er schaute auf das Gemälde darüber. Da er es leer fand, beantwortete das die Frage, die er im Kopf hatte.

Dumbledore veränderte seine Haltung.

„Mordred, nehme ich an?“, fragte er.

„Raus hier, Heller Zauberer“, befahl dieser. „Siehst du denn nicht, dass ich beschäftigt bin?“

Der Schulleiter konnte aus der Entfernung einen Körper erkennen, der auf dem Boden lag. „Was ist passiert?“

Mordred erinnerte sich an den alten Zauberer vom letzten Mal, als er diesen Körper übernommen hatte. Er war ein Freund der derzeitigen Lady Marlston. Er wusste auch über seinen Vater Bescheid. „Er hat wieder versucht, ihn zu befreien. Daher habe ich mich um ihn gekümmert. Also raus jetzt mit dir, damit ich meinen Spaß mit dieser Frau haben kann.“

„Diese Frau ist die beste Freundin von Hermine Marlston. Sie wäre nicht gerade glücklich, wenn ihre Freundin auf diese Art und Weise genommen wird. Und… Sie benützen außerdem den Körper von Lady Marlstons Lover. Es würde sie noch unglücklicher machen, wenn sie wüsste, dass Dracos Körper eine sexuelle Beziehung mit einer anderen Frau hätte.“

Mordred lachte, ließ Ginny aber langsam los. Er wandte sich an Dumbledore und meinte: „Du nimmst mir den ganzen Spaß, wieder mal ein Mensch zu sein, alter Mann.“ Er drehte das Mädchen in Albus Richtung und schubste sie ein wenig. „Dann nimm sie. Frauen sollten nicht ohne Schutz herum laufen.“

Er sah zu, wie Dumbledore Ginny vorsichtig an seine Seite zog und nach Verletzungen suchte. „Du bist schlau“, stellte er dann fest. „Du weißt, dass ich es nicht riskieren würde, dass Lady Marlston unglücklich ist. Es hängt einfach zu viel von ihr ab.“

Er machte eine Handbewegung und der Imperiusfluch fiel von Ginny ab. Sie schwankte ein wenig auf den Füßen, ehe sie ihren Schulleiter mit großen Augen anstarrte. Tränen sammelten sich in ihren Augen, ehe sie in Richtung der am Boden liegenden Gestalt am Ende der Galerie davon eilte. Sie erinnerte sich an alles – auch an das, was mit ihr geschehen war. Es war so furchtbar und frustrierend, dass sie nicht fähig gewesen war, ihre eigenen Handlungen zu kontrollieren!

„Blaise!“, schluchzte sie im Laufen.

„Blaise Zabini?“, fragte Dumbledore geschockt nach. „Er hat versucht, zu Merlin zu kommen?“

„Nein, derjenige, der seinen Körper übernommen hat, versuchte das“, entgegnete Mordred. „Ich muss jetzt gehen, der andere will seinen Leib zurück. Er brüllt mich von innen an.“

Mit einem letzten Grinsen, brach Dracos Gestalt auf dem Boden zusammen. Albus sah zu, wie sich Mordreds schwarzes Wesen erhob, um den jungen Lord Malfoy drehte und geradewegs in den leeren Rahmen darüber schoss, um erneut die wirkliche Konstitution von Mordred zu formen. „Nun, dann ist ja wieder alles in Ordnung!“, verkündete er.

„Das müssen wir erst noch sehen“, antwortete Dumbledore. Er beugte sich nach unten und prüfte Dracos Puls. Anscheinend war er im Moment nur bewusstlos. Daher erhob sich der alte Mann wieder und eilte Ginny nach.

Als er dort ankam, bot sich ihm keine besonders vielversprechende Szene. Blut war an der Tür und auf dem Boden verschmiert. Ginny lag auf den Knien und weinte an Blaise’ Seite.

„Das war Snape“, schluchzte sie. „Er hat seinen Körper übernommen und den Fluch auf mich gelegt…“

„Ja“, unterbrach Dumbledore. Etwas dieser Art war ihm auch schon klar geworden. „Sehen wir mal nach dem jungen Mann.“ Er zog seinen Zauberstab und ein gelber Lichtstrahl drang aus dessen Spitze. Ein paar Worte flüsternd, untersuchte Albus Blaise’ Körper.

Ginny sah ihm prüfend ins Gesicht, während ihr weiterhin die Tränen über die Wangen liefen.

„Gute Nachrichten, Miss Weasley“, sagte Dumbledore. „Er lebt noch und hat einen starken Lebenswillen. Laufen Sie und holen Sie Poppy Pomfrey aus dem Ballsaal. Sie hat ein paar Patienten, um die sie sich kümmern muss.“

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Es war noch dunkel, als die ersten Morgenstunden herein brachen. Hermine saß auf der Bettkante und strich über die silberblonden Strähnen von Dracos Stirn, als er wieder zu Bewusstsein kam.

Langsam öffnete er die Augen und sein Blick war entspannt – bis er realisierte, wer da neben ihm war. Glück lag in seinen Zügen. „Es geht dir gut“, stellte er fest und hob eine Hand, um ihre Wange zu liebkosen.

Hermine lächelte ihn liebevoll an. „Ich habe mich wieder erholt. Und du? Wie geht es dir?“

„Irgendwie seltsam, aber nicht verletzt… glaube ich“, kam die Antwort. „Ich habe wieder Mordred in meinen Körper gelassen. Es war Snape…“

„Shhh…“, erwiderte Hermine und legte einen Finger über seine Lippen. „Dumbledore hat mir schon alles erzählt. Ich danke dir, Liebster. Ich danke dir dafür, dass du Marlston verteidigt hast.“

Dracos Hand legte sich über ihre und presste sie gegen sein Gesicht. Eine einzelne Träne löste sich aus seinem Augenwinkel. „Mordred hat Blaise getötet“, flüsterte er heiser.

Hermine schüttelte den Kopf. „Oh nein, das hat er nicht. Blaise lebt.“

Draco sah zuerst überrascht, dann hoffend aus. „Er lebt? Gott! Ich habe das alles gespürt. Ich fühlte die Macht, die Mordred auf ihn richtete!“

„Er kommt wieder auf die Beine“, versprach sie. „Im Augenblick kümmert sich jemand um ihn.“

Dann setzte Draco sich plötzlich auf, als ein neuer Gedanke durch seinen Kopf fuhr.

„Harry! Wo ist Harry? Die Vampire…“, rief er panisch.

„Er hat sie gefangen“, versicherte sie ihn und drückte ihn sanft zurück auf das Kissen.

Gekreische, Gezeter und die Laute von aufgeregten Stimmen waren auf einmal von draußen zu hören, was Draco wieder hochschießen ließ. „Was ist da los?“

„Das ist die Exekution der Vampire. Harry hat verfügt, dass sie sterben sollen, wenn es dämmert.“

Draco schwang die Beine seitlich aus dem Bett und bekämpfte den Schwindel, der ihn beim Stehen überfiel. Nichts in der Welt hätte ihn davon abgehalten, Zeuge des Todes dieser Vampire zu sein – überhaupt nichts. Sein Puls klopfte aufgeregt, während er zu den Doppeltüren ging, die zum Balkon ihres Schlafzimmers führten.

Hermine stand mit einem leichten Lächeln ebenfalls auf und sah zu, wie er mit beiden Armen die Türen aufschlug, so dass sie hart gegen die Wände krachten. Sie drehte den Kopf und nickte der Gestalt zu, das sich in den Schatten des Raums verbarg.

Bugger verbeugte sich vor seiner Herrin und schnippte, kurz bevor er verschwand, mit den Fingern.

Hermine trat dann ebenfalls auf den Balkon hinaus und blieb an der Stelle stehen, wo Draco am Geländer lehnte und begierig die Vorgänge unten beobachtete. Nach rechts blickend bemerkte sie, dass auch die Ballgäste durch die Saaltüren strömten und auf das Gelände kamen, um zuzusehen. Es war ja kein Spektakel, dass man jeden Tag zu sehen bekam, auch wenn sie überzeugt davon war, dass es einige gab, die nicht den Magen für eine Exekution hatten und deshalb lieber drinnen blieben.

Trotzdem waren die Schreie und wütenden Rufe der Vampirfrau nicht zu überhören, die gefesselt von einer Gruppe von Harrys Anhängern mit brennenden Fackeln in den Händen hinaus gezerrt wurde. Ihr Ballkleid hing in Fetzen hinunter und ein paar Hautstellen und ein Teil ihres Haares waren schmutzig oder verbrannt. Die Qualen, die ihr bei ihrer Festnahme zugefügt wurden, waren nicht zu übersehen. Einige der Zuschauer aus dem Saal hielten sich geschockt und angeekelt die Hände vor den Mund, während andere böse lächelten.

Zwei große Metallpfosten waren im Garten errichtet worden und die Fackelträger zogen die Vampirin zu einer davon und wickelten die herunter hängenden Fesseln um ihren übel zugerichteten Körper.

Hermine betrachtete Draco genau und bemerkte den angestrengten Blick auf seinen Zügen und die Kraft, mit der er sich am Geländer hielt.

Dann wurde der Vampir in den Garten geführt und sein Auftritt war völlig unterschiedlich zu dem der Vampirin, da er unverletzt war und sich nicht wehrte. Er ging trotz seiner Fesseln ruhig zwischen seinen Bewachern her und akzeptierte sein Schicksal. Viele wunderten sich, warum dieser Vampir bisher nicht verletzt worden war.

Draco fletschte wild die Zähne. „Baranov!“ Er ärgerte sich über sich selbst, dass er die Zeichen nicht früher bemerkt hatte. Warum hatte er nichts Merkwürdiges an dem Grafen festgestellt, als er an jenem Abend nach Malfoy Manor gekommen war? Aber Vampire konnten aalglatt sein. Wenn sie satt waren, schienen sie manchmal völlig menschlich zu sein.

„Waren es nicht drei?“, fragte er dann, ohne die Augen von seinen Feinden zu lassen.

Hermine stand nah bei ihm und presste ihren Körper wärmend an die Rückseite seines Armes. „Die Schwester des Grafen ist unschuldig und immer noch menschlich.“

Dracos Augen überflogen die Menge. „Wo ist Harry?“

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Bugger erschien in einem privaten Salon neben dem Dunklen Lord. „Lord Malfoy sieht vom Balkon aus zu, Herr.“

„Sehr schön“, gab Harry zurück. „Fangen wir an.“

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Lord Potter stand vor den beiden gefesselten Vampiren und die Menge verstummte, um seine Worte zu hören.

Er sah in die Gesichter der Zuschauer und seine leuchtend grünen Augen zuckten zum Balkon, auf dem seine beiden Lover standen. Er konnte Dracos Begierde und Aufregung spüren und es machte ihn unglaublich zufrieden.

„Für eure Verbrechen an Lady Marlston, werdet ihr bei Sonnenaufgang sterben“, kündigte Harry an. Die Vampirin schrie und verfluchte ihn, während der Graf nur stoisch nach vorn blickte. Harry ignorierte Sybilla und fokussierte sich kurz auf Demetrius. Ihre Augen trafen sich, ehe er ihm den Rücken zuwandte und zu einer Gruppe seiner Anhänger ging.

Die Dämmerung kam schnell und die Leute aus dem Ballsaal traten nervös von einem Bein auf das andere und flüsterten miteinander. Jeder wusste, dass Sonnenlicht Vampire vernichtete und dass es ein sehr schmerzhafter Tod für sie war.

Von seinem günstigen Aussichtspunkt aus konnte Draco die Sonne hinter den Bergen aufsteigen sehen. Erwartungsvoll packte er das Geländer fester. „Sieh hin, Liebes, sie werden leiden für das, was sie dir angetan haben“, sagte er und verfolgte den Sonnenaufgang mit den Augen. Sein Herz raste voller Aufregung, die dieser Augenblick für ihn hatte. Rache war wirklich süß.

Hermine legte den Arm um ihn und küsste die nackte Haut seiner Schulter, wo sein schwarzer Seidenbademantel verrutscht war. Sie fühlte, wie das Blut durch seine Adern jagte und wie hoch sein Adrenalinspiegel war. Sie liebte ihn stark und leidenschaftlich. Sie hatte ihn wahnsinnig vermisst, als er fort gewesen war und wusste, dass sie ihn bald in sich brauchte, um das wieder wett zu machen.

Der Sex würde fantastisch sein, wenn man zum Maßstab nahm, wie Draco durch Harrys Machtdarstellung praktisch sabberte.

Als die ersten Sonnenstrahlen die beiden Vampire erreichten, wurden Sybillas Schreie beinahe ohrenbetäubend. Ihre Haut zischte, frische Brandstellen erschienen und ein übler schwarzer Rauch bedeckte die Luft über ihr.

Die Zuschauer, die etwas feinfühliger waren, drehten sich um und verließen, um der Szene zu entkommen, gemeinsam den Garten und zogen sich ins Hausinnere zurück.

Die Meisten allerdings waren fasziniert von dem, was sie sahen und taten das mit weit aufgerissenen Augen und klopfenden Herzen.

Harry schaute wieder zu Draco und Hermine und war sehr zufrieden über das, was er zu sehen bekam.

Das Schreien ließ nach und alle warteten, bis sich der dunkle Rauch verzogen hatte. Es interessierte jeden Einzelnen, was wohl übrig geblieben war. Wo Sybilla einmal gestanden hatte, hing nur noch ein schwarzes, verkohltes Bündel, aus dem sich Aschestücke lösten und in der sanften Morgenbrise davon flogen.

Aber das fesselte nur kurz ihre Aufmerksamkeit, da alle fasziniert auf etwas anderes starrten. Der Rauch hatte sich nun geklärt und dort stand, immer noch gefesselt, aber ohne Brandmale – Graf Demetrius Baranov, dessen Brust sich heftig hob und senkte, während er mit Tränen in den Augen in die Sonne blickte.

Die Menge begann laut miteinander zu diskutieren, wie es möglich war, dass ein Vampir in der Sonne überleben konnte. Es gab nur zwei Anwesende, die überhaupt nicht überrascht waren.

Harry trat vor und hob eine Hand, um die Zuschauer zum Schweigen aufzufordern. Alle verstummten und schauten, um eine Antwort für diesen Vorfall zu bekommen, zum Dunklen Lord. Harry öffnete den Mund um etwas zu sagen, wurde aber durch einen lauten Ruf unterbrochen.

„NEIN!“

Alle drehten die Köpfe in Richtung des Schreis. Draco Malfoy stand oben auf dem Balkon und sein Gesicht war vor Wut verzerrt.

„Nein!“, rief er erneut. „Er muss ebenfalls sterben! Töte ihn, Harry! Schlag ihm den Kopf ab!“

Bugger, der neben Harry stand, sah besorgt zu seinem Meister hinauf. Was würde er jetzt tun?

Dieser warf Bugger einen kurzen Blick zu und räusperte sich dann.

„Es scheint“, begann er, „dass Graf Baranov kein Vampir mehr ist. Es liegt nahe, dass ihn die Macht des Marlstonblutes von seinem Elend geheilt hat.“

Überraschte Rufe erklangen von allen Seiten, doch Harry lag nur etwas an Dracos Reaktion.

Hermine schlang ihre Finger um Dracos Arm und drängte: „Lass uns später über diese veränderte Situation reden. Wir entscheiden über Graf Baranovs Schicksal nach dem Frühstück.“ Sie versuchte, an seinem Arm zu ziehen, um ihn zurück ins Schlafzimmer zu bringen.

Draco schüttelte entrüstet ihre Hand ab. „Er ist derjenige, der dich beinahe umgebracht hätte! Dies ist eine Hinrichtung und er soll jetzt sterben!“ Er drehte sich, um wieder zu Harry hinunter zu sehen. Dieser schien zu zögern.

Draco konnte das alles einfach nicht glauben. Warum standen sie alle nur rum und taten nichts? Töte das Arschloch! Es war völlig egal, ob er wieder ein Mensch war oder nicht.

Er knurrte frustriert und hob die Hand. „Accio Schwert“, rief er. Von einer Ritterrüstung in der Eingangshalle löste sich das Schwert und flog pfeilschnell in seine Hand.

„Draco, bitte tu nichts Voreiliges!“, bat Hermine und sah Harry alarmiert an.

Der Blonde schob sie zur Seite und lief die Treppen des Balkons hinunter, wobei das glatte Metall des Schwertes in der frühen Morgensonne glänzte. Alle Augen waren nun ihm zugewandt und erwarteten eine blutige Enthauptung.

Hermine rannte hinter ihm die Stufen hinab, stellte sich an Harrys Seite und schaute verzweifelt von einem zum anderen.

Draco stand jetzt vor dem Grafen, der seinen Blick mutig erwiderte.

„Du wirst sterben, Baranov“, verkündete er, hob das Schwert in die Luft und machte sich bereit, den Hals des gut aussehenden Mannes vor sich aufzuschlitzen.

Eine starke Hand umfasste sein Handgelenk und hielt die Hinrichtung auf.

„Nein!“, sagte Harry, dessen Magie extra Kraft in seinen eisernen Griff legte.

Draco sah ihn an und seine Augen waren vor Ungläubigkeit und dem Gefühl des Verrates weit aufgerissen.

Harry hielt ihn weiter fest. „Nein, Draco. Er hat genug gelitten.“

Er ließ es zu, dass Draco vor ihm zurück wich, als hätte er sich verbrannt und ihn wütend anstarrte. „Er hat genug gelitten? Er hat gelitten? Was ist mit Hermine?“, fauchte er. Er war nicht dabei gewesen, um die Geschichte des Niederganges der Familie Baranov zu hören und wusste nur, dass Böses über Hermine gekommen war. Er konnte nicht verstehen, warum Harry so nachsichtig war.

Zu sagen, dass er wütend war, wäre eine Untertreibung gewesen. Alle wurden stumme Zeugen, wie Draco das Schwert zu Boden warf und das laute Geklapper hallte durch den Garten.

Hermine trat behutsam näher. „Draco…“, flüsterte sie.

Doch er wich zurück und hob eine Hand, um sie abzuwehren. „Nicht!“, zischte er. Seine Augen trafen ein weiteres Mal Harrys und übertrugen seinen Zorn und seine Kränkung. „Verpiss dich, Potter“, murmelte er, wandte sich ab und schritt mit geballten Fäusten durch den Garten davon.

Als Draco das Gefühl hatte, außer Sicht zu sein, fing er an zu rennen. Er musste weg hier, Luft bekommen und sich wieder beruhigen. Etwas tun! Alles war besser als Harry zu sehen! Scheiß Harry, scheiß auf ihn! Er rannte schneller und schneller in Richtung des Flusses und es war im völlig egal, wo er schlussendlich landen würde.

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Hermine griff nach Harrys Hand und sagte, nur für seine Ohren bestimmt: „So war das nicht geplant.“

Er drückte ihre Finger und antwortete: „Gib ihm ein wenig Zeit.“

Dumbledore drängte sich durch die Menge Umherstehender und blieb vor ihnen stehen. „Hermine, es ist schön, dass es Ihnen wieder gut geht.“

„Danke, Professor“, sagte sie zögerlich. Dumbledore schaute beide und auch den Grafen ziemlich analytisch an, was ihr gar nicht passte. Er stellte sich vor Baranov, der immer noch an den Pfosten gefesselt war. Der junge Mann gab seinen Blick zurück, zeigte aber keine Regung.

Der Direktor zog einen kleinen Spiegel aus seinen Roben und hielt ihn hoch. Ganz klar war das Konterfei des Grafen neben ihm zu erkennen.

„Tja, das ist wirklich ganz ungemein einmalig“, murmelte er. „Sind Sie sicher, dass Sie tatsächlich vollkommen ein Vampir waren, Sir?“

„Ganz sicher“, antwortete Demetrius.

Dumbledore hob abwägend eine Augenbraue und sah von ihm zu Harry und Hermine.

„Geht hier vielleicht irgendetwas vor sich, von dem Sie drei etwas wissen?“, fragte er, überzeugt, dass sie irgendetwas miteinander verband. Es interessierte ihn sehr, wie das Leben des Vampirs wieder hergestellt worden war, aber noch mehr wollte er das ‚warum’ wissen. Zu viele Ereignisse an diesem Abend passten einfach nicht zusammen.

Hermine schaute zu Harry und gab zurück: „Vielleicht.“

Harry seufzte. „Ich glaube, das Spiel ist aus.“ Er lachte und wandte sich dann an seine Anhänger. „Bringt Graf Baranov und Professor Dumbledore in mein Arbeitszimmer.“ Er sah den Direktor an und fügte hinzu: „Dort wird alles erklärt.“

Einen Moment lang waren seine Anhänger verwirrt, führten jedoch seine Anordnungen aus.

Dann drehte sich Harry zu den Zuschauern um und verkündete: „Ein Flohnetz nach draußen ist jetzt offen. Jeder, der auf diese Weise nach Hause reisen möchte, kann das jetzt tun. Wenn Sie Portschlüssel dabei haben, können diese jetzt ebenfalls genutzt werden. Alle, die lieber apparieren möchten, müssen die Kutsche zurück ins Dorf und zum Steinkreis nehmen.“

Hermine hatte auch noch etwas zu sagen. „Danke, dass Sie alle zu Ginnys Geburtstagsball gekommen sind. Es ist uns klar, dass einiges sehr merkwürdig verlaufen ist, aber ich kann Ihnen versichern, dass alles wieder in Ordnung ist. Ich habe vor, die Situation mit den Baranovs in einem Artikel zu erklären, der in Mr. Lovegoods ‚Klitterer’ veröffentlicht werden wird.“ Sie lächelte den Mann an, der neben seiner Tochter Luna stand. Beide lächelten dankbar für die Werbung, die sie mit ihrer Bekanntmachung gemacht hatte.

„Ja, vielen Dank für Ihr Kommen. Wir hoffen, dass es eine Nacht war, die Sie niemals vergessen werden“, fügte Harry hinzu und nickte. Die Dunklen Zauberer in der Menge verbeugten sich vor ihrem Lord.

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Draco war am Flussufer angelangt und keuchte vor Erschöpfung und Wut. Er konnte nicht verstehen, warum Harry und Hermine einfach so… verziehen! Wie konnten sie diesen Vampir nicht bestrafen wollen, nach allem, was er ihr angetan hatte?

Und vor allem – was zur Hölle tat er hier am Fluss? Malfoys rannten nicht vor Schwierigkeiten weg! Oh nein, Baranov würde nicht so leicht davon kommen. Draco schlug hart gegen einen Busch, was eine Menge Elfen aufscheuchte. Sie schimpften mit ihm, während sie davon flogen.

Er drehte sich um und sah, wie sich das Haus hinter den Bäumen abzeichnete und fasste einen Entschluss. „Ich werde meine Rache bekommen“, stieß er aus und stiefelte zurück zum Manor.

tbc

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