Minnies Fanfictions

Kapitel 09 Happy Birthday

Happy Birthday und kleine grüne Männchen


„Unglaublich, bei dieser Quote werde ich vor Weihnachten noch eine neue Flasche roter Tinte brauchen.“ Severus Snape verbrachte wie üblich seinen Sonntagnachmittag damit, in seinem Büro die Aufsätze über Zaubertränke zu korrigieren. Seine Feder strich durch eine weitere Zeile und zog rote Tinte über die Seite. „Ja, Mister Bristol, ich sollte dich deine Ingwerwurzel mahlen lassen anstatt sie zu schneiden, aber ich könnte mir vorstellen, dass du diesen Verstandschärfungstrank brauchen könntest, falls du überhaupt so klar denken kannst.“

Ein Klopfen erklang an seiner Tür. „Herein.“

Die Tür öffnete sich und seine Tochter Silenus kam herein. Sie sah auf das Pergament auf seinem Schreibtisch. „Ist da jemand gestorben?“

Snape lachte leise. „Nur Mister Bristols Verstand. Bist du gekommen um mir zu sagen, wie das Passwort für die Woche lauten soll?“

„Wir haben uns doch geeinigt, dass es egal ist, was ich aussuche, auch wenn es rosa Hasen sind, Sie werden es erlauben. Richtig?“

Snape stöhnte. Diese Art Äußerung konnte nur zu Ärger führen. „Was hast du ausgewählt?“

„Ich wollte nur sicher gehen, dass ich Recht habe, ehe ich es Ihnen sage.“

„Ja. Ich kann diese Abmachung wohl kaum widerrufen. Aber ich sehe schon, dass es in der Zukunft eine Ergänzung geben muss, falls wir diese Art Wette wieder machen. Silenus, was hast du ausgesucht?“ Snape sah zu, wie sich die Räder in ihrem Kopf drehten.

„Ich liebe Harry Potter.“

Snapes Augen wölbten sich nach außen. Er wurde noch bleicher als üblich und brüllte: „Was?“

Silenus hatte ein Leuchten in den Augen. Sie dachte, sie sollte die Chance ergreifen, ihn wütend zu machen, aber sie wollte auch sehen, was er sagen würde. „Sie mögen das Passwort nicht?“

Snape blitzte sie nun wütend an. Tochter oder nicht, das Passwort würde nicht ‚Ich liebe Harry verdammt noch mal Potter’ lauten.

„Okay, es ist rosa Hasen.“

„Ich denke, das ist jetzt weit genug gegangen, Miss Granger.“

„Würden Sie ‚Ich liebe Harry Potter’ bevorzugen? Wette ist Wette.“ Sie dachte, dass sie wohl jetzt hier ihr Leben in die Hände nehmen musste.

„Silenus.“

„Okay, in Ordnung. Das wirkliche Passwort ist ‚Schicksalsschwestern’. Das ist eine Musikgruppe.“, sagte sie übers ganze Gesicht lächelnd.

„Ich weiß ziemlich gut, wer sie sind. Schicksalsschwestern. Das wird das Passwort für die nächste Woche sein.“ Snape sah seine Tochter an. „Ich sehe, du bist ziemlich zufrieden mit dir selbst. Wem ist ‚Ich liebe Potter’ eingefallen? Dir oder Miss Brownynn?“

„Ähm. Wie genau möchten Sie die Wette für das nächste Mal ergänzen?“ Silenus und Jessie hatten sich die Schicksalsschwestern einfallen lassen. Sie dachte, wenn sie sich vorher einige ausdenken würde, die er hasste, wären die Schicksalsschwestern nicht mehr so schlimm.

Snape war zufrieden, dass sie ihre Freundin und Hausgenossin nicht mit hineinzog. „Sag Miss Brownynn, dass sie dieses Mal vor einer Strafarbeit sicher ist.“

„Wir können die Veränderung an den Regeln das nächste Mal, wenn wir spielen, besprechen. Wie auch immer, am nächsten Samstag ist dein Geburtstag, ich dachte, du möchtest vielleicht wieder nach Hogsmeade gehen. Wir können in den Drei Besen zu Mittag essen und dann kannst du dir etwas aus dem ‚Geschriebenen Wort’ aussuchen. Hast du schon Pläne für den Tag mit deiner Mutter gemacht?“

Hermine. Er war am vorigen Abend in ihre Räume gegangen, um zu sehen wie es ihr ging. Ginny Weasley war immer noch dort gewesen. Es war schon spät gewesen und Hermine hatte bereits einen traumlosen Schlaftrank eingenommen. Er hatte sie heute Abend beim Abendessen gesehen. Sie sah müde und verhärmt aus. Die Schatten unter ihren Augen waren noch stärker als zuvor ausgeprägt. Sie schien kaum etwas zu essen und hatte, soweit er das sagen konnte, mit keinem gesprochen. Er machte sich Sorgen um ihre Gemütsverfassung.

„Ich habe versucht, mit Mom zu reden, aber sie sagte, dass sie sich nicht gut fühle. Sie sah auch nicht besonders gut aus. Mom macht normalerweise immer ein Abendessen und Kuchen an meinem Geburtstag. Sie kommen zum Kuchen, ja?“ Silenus war beunruhigt. Ihre Mom hatte wirklich nicht gut ausgesehen.

Die Augenbraue fuhr hoch. „Ich vermute, mit Onkel Harry?“ Silenus grinste. „Na gut. Vielleicht kann ich mit deiner Mutter reden.“ Severus hatte das Gefühl, dass es nicht seine Aufgabe war, Silenus über den Angriff auf Hermine zu erzählen. Sie sollte das von ihrer Mutter selbst hören.

„Danke. Tja, ich gehe dann mal zurück zum Gemeinschaftsraum. Gute Nacht.“ Das Thema schien ein wenig heikel zu sein. Silenus ging schnell.

„Gute Nacht, Silenus.“ Circe, wie schlecht ging es Hermine nur?

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Es war spät. Das Feuer im Kamin war beinahe herunter gebrannt, und die Nacht war bereits in den frühen Morgen übergegangen. Severus Snape sah zu, wie die übrig gebliebene Asche glühte. Sein leeres Glas strafte die Häufigkeit Lügen, mit der er es in dieser Nacht nachgefüllt hatte. Nachdem Silenus gegangen war, war er nach Hermine sehen gegangen. Sie ließ ihn mit der minimalsten Quittierung seiner Anwesenheit ein. Sie war hohläugig und er hatte ihr einen starken Schlaftrank angeboten, welchen sie abgelehnt hatte. Ihr Lachen war bitter gewesen, während sie den Trank verweigerte.

„Du hattest Recht, weißt du. Die Vergangenheit holt einen immer wieder ein.“ Sie starrte in den leeren Raum, hielt nicht einmal Augenkontakt.

„Hermine, du kannst nichts dafür. Silenus ist besorgt wegen dir. Du musst ihr sagen, was passiert ist. Vielleicht solltest du mit jemandem reden?“ Das war nicht die Besserwisserin aus Gryffindor, die er kannte.

„Geh weg, Snape.“ Ihre Stimme klang flach und hörte sich leblos an.

Er wurde ärgerlich. „Du musst damit aufhören!“

„Mitleid steht dir nicht. Warum tust du uns beiden nicht einen Gefallen und gehst? Es geht mir gut. Morgen bin ich wieder in der Krankenabteilung auf der Station und ich werde auch mit meiner Tochter sprechen. Zufrieden?“, meinte sie mit harter Stimme.

„Du möchtest, dass es dir gut geht? Werde wütend. Tu etwas!“

Sie sah ihn abschätzend an. „Du bist wirklich ein Scheißkerl, oder etwa nicht? Vor zwei Tagen hat ein Todesser versucht, mich zu vergewaltigen und zu töten und alles was du willst, ist, dass ich einfach weiter machen soll.“ Es war ein Flüstern, aber er hörte sie dennoch. „Es tut mir leid, dass ich jemals zurückgekommen bin.“

Ärger flackerte in seinen Augen auf. „Du wünschst, du wärst wieder in Amerika? Fortlaufen ändert gar nichts. Du hast dich zwölf Jahre lang versteckt. Du hast eine komplette Lüge gelebt. Und was ist am Ende daraus geworden? Du hast verleugnet, wer du bist. Du hast deinen Freunden mehr Kummer gemacht, als du jemals erfahren wirst. Ich kann Potter vielleicht nicht leiden, aber er trauerte um dich. Silenus hat eine Lüge gelebt. Mit einem Namen, der nicht ihr eigener war und dazu ein Leben, das sie sich nicht ausgesucht hat. Es ist mehr als nur der Angriff, ist es nicht so? Ich weiß alles darüber, etwas zu bedauern, und ein Leben zu leben, welches man sich nicht selbst ausgesucht hat. Zum ersten Mal in dreißig Jahren gehören mir meine Gedanken. An manchen Tagen ist das verwirrender als dem Dunklen Lord zu seinen schlimmsten Zeiten gegenüber zu stehen. Es wird Zeit, sich zu den Lebenden zu gesellen, Miss Granger!“ Er ging, ohne einen Blick zurück zu werfen.

Nun saß er hier und dachte, dass er trotz allem ein Scheißkerl war. Er war schon immer im Innern ein Zyniker gewesen. Er hatte gemeint, was er zu ihr gesagt hatte. Er wusste, dass sie nach dem Angriff immer noch unter Schock stand, aber es ging viel tiefer als das. Er wollte sie nicht verletzen. Nun, wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er zugeben, dass das eine Lüge war. Er wollte sie verletzen. Er wusste, dass es kleinlich und armselig war, aber er wollte sie genauso verletzen, wie sie ihn verletzt hatte. Er hatte sich vor zwölf Jahren mehr schlecht als recht um sie gekümmert und sie war gegangen. Wenn sie ihm etwas von dem Baby erzählt hätte, wäre alles das er gewollt hätte gewesen, dass sie verschwunden wären.

Aber die Dinge hatten sich geändert. Zum ersten Mal seit dreißig Jahren waren seine Gedanken und seine Handlungsweisen wahrhaftig seine eigenen. Voldemort war fort. Es war nicht mehr erforderlich, die Slytherins aus Angst vor Repressalien anderer Todesser zu verhätscheln. Der Bedarf, Harry verdammt noch mal Potter zu beschützen war vorüber. Sogar Albus, der ihm sein Leben zurückgegeben hatte, hatte ihm gegenüber nicht länger eine Handhabe. Er war nun hier, weil er es selbst so wünschte. Lieber Gott, vielleicht sollte er derjenige sein, dem man den Verstand untersuchen sollte? Sie musste mit den letzten zwölf Jahren fertig werden. Er hatte sie verflucht, als sie so plötzlich mit einem Kind im Schlepptau erschienen war. Sein Kind. Aber es war eine seltsame Sache daraus entstanden. Er war nicht warm und fürsorglich, aber Silenus war ihm wichtig. Er hatte eine sonderbare Menge an Genugtuung, wenn sie Zeit miteinander verbrachten. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass das Leben nicht immer fair war. Man spielte die Karten, die man ausgeteilt hat.

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Der Montag kam nicht hell und sonnig heran, sondern eher bedeckt und düster und unterbrochen durch Regen. Und mehr Regen. Die Kerker waren feucht und frostig. Snapes Stimmung schien zu diesem Tag zu passen. Es war früh während der Doppelstunde der Zweitklässler Ravenclaw und Hufflepuff, als das Problem auftrat. Snape sah, wie Henderson anstatt 5 ml 15 ml Drachenblut hinzufügte. Er war kaum noch fähig, ein Schild zu kreieren, bevor der Kessel explodierte. Glücklicherweise war die Explosion eingedämmt, ehe jemand verletzt wurde. Unglücklicherweise krachte Henderson, als er zurück sprang um der Explosion zu entgehen, in eine Flasche Jobberknoll-Extrakt, die auf dem Arbeitstisch hinter ihm stand. Die Phiole zerbrach und zerschnitt und verbrannte dabei seinen Arm. „Accio Tuch.“ Ein feuchtes Tuch flog in die Hand des Tränkemeisters. Er legte es auf den Arm des Jungen und sprach einen schnellen Zauber. Danach legte er Stasiszauber auf die übrigen Kessel im Raum. „Setzt euch. Wenn ich wieder zurück bin, möchte ich einen Fuß Pergament darüber, warum man mit Jobberknoll-Extrakt sorgfältig umgehen muss. Keiner berührt irgendetwas oder dessen Haus wird 50 Punkte verlieren, wenn ich zurückkomme! Mr. Henderson, ich begleite Sie zum Krankenflügel.“ Nach diesem Malheur hatte er nicht vor, sie ohne seine Anwesenheit im Raum weitermachen zu lassen.
„Poppy, wo bist du? Ich habe einen verletzten Schüler.“ Die Schwingtüren des Krankenflügels klapperten hinter ihm.

Hermine kam aus dem Büro. „Madame Pomfrey ist im Augenblick nicht hier. Was gibt es für ein Problem?“ Sie war herüber gekommen und untersuchte Mr. Hendersons Arm.

Snape blickte Hermine an. Ihr Gesicht war immer noch verhärmt und blass, aber sie schien wieder besser mit sich zurecht zu kommen als noch am Abend zuvor. „Madame Granger, Mr. Henderson hat eine Phiole von Jobberknoll-Extrakt zerbrochen.“

„Danke, Professor. Ich kümmere mich um den jungen Mann. Alles kommt wieder in Ordnung.“ Hermine geleitete ihn zu einem Bett und griff nach den Vorräten. Snape nickte, während er sich umdrehte und ging. Er konnte hören, wie sie den Jungen beruhigte und ihm sagte, dass alles wieder gut würde. Alles kommt wieder in Ordnung. Hatte sie den Jungen oder sich selbst gemeint?

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Severus hatte brüllende Kopfschmerzen und nichts genügend Starkes, um sie verschwinden zu lassen. Es war noch fast eine Stunde bis zur Sperrstunde und dem Beginn seiner abendlichen Patrouille. Er hörte ihre Stimmen, als er die Tür zum Labor öffnete.

„Sorg dafür, dass du die Schlangenreißzähne in ein feines Pulver zerstößt. Du musst die Mischung auch noch sieben, ehe sie sich setzt und zu einer Paste wird.“

Hermine zeigte Silenus, wie man den Wundreinigungstrank herstellte.

Ihre Augen trafen sich kurz, während sich Severus knapp verbeugte. „Meine Damen.“ Er ging zu seinem Arbeitstisch, holte sich einen frischen Kessel herunter und begann, seine Vorräte zusammen zu stellen.

Hermine beobachtete, wie Severus arbeitete. Die Wirtschaftlichkeit seiner Bewegungen, die Anmut und Präzision seiner Hände hatten sie schon immer fasziniert. Korkenzwiebelwurzeln, ein Kwama-Ei, Weichweizen, getrocknete Brennnesseln und Ingwerwurzel. Sie wandte sich an Silenus. „Geh und hacke die Ingwerwurzel für deinen Vater. Achte darauf, die Scheiben dünn zu schneiden. Sind deine Kopfschmerzen so schlimm?“

Severus wölbte eine Augenbraue, während er die Hexe ansah. Er hätte wissen sollen, dass jemand mit ihrem Hintergrund in Medizin und Zaubertränken bemerken würde, was er machte. „Ja. Es entspricht in etwa einem explodierendem Kessel in meinem Kopf.“

Hermine kam auf seine Seite des Arbeitstisches. Sie flohte in die Küche nach Schokoladenkeksen und Ginsengtee. Sie stellte das Tablett auf die andere Seite des Tisches. „Setz dich. Der Tee wird helfen, bis der Trank fertig ist.“ Sie deutete auf die Korkenzwiebelwurzeln, während sie Silenus anwies: „Reibe die Wurzel in die Schale, ehe du sie abwiegst.“

Severus betrachtete Mutter und Tochter, wie sie arbeiteten. Er wollte nichts sagen, um nicht den fragilen Waffenstillstand, den sie anscheinend erreicht hatten, zu brechen. Hermine reichte ihm einen Becher mit orangefarben dampfendem Trank zum Trinken und machte sich daran, den Arbeitstisch mit Silenus’ Hilfe sauber zu machen.

„Danke. Ich denke, es hat geholfen.“ Er sah zu seiner Tochter. „Solltest du nicht zurück in den Gemeinschaftsraum gehen? In zehn Minuten ist Sperrstunde.“

Silenus wandte sich an Snape. „Meine Mom lädt jeden am Samstagabend zum Kuchen ein, um meinen Geburtstag zu feiern. Sie kommen doch auch, oder?“

Severus sah zu Hermine. Sie gab ihm ein winziges Nicken. „Ich nehme an, dass Potter und Lupin da sein werden?“ Sie nickte wieder. „Ich denke, da es dein Geburtstag ist, kann ich einige Stunden in ihrer Anwesenheit aushalten.“

„Toll. Gute Nacht, Sir.“

„Komm, Silenus, ich gehe mit dir zurück. Gute Nacht, Professor.“ Hermine hielt die Tür für Silenus auf, als sie das Labor verließen.

Severus sah zu, wie sie gingen. Professor. Wahrscheinlich verdiente er das. Aber wenigstens sprach sie wieder mit ihm.

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Als Snape am Donnerstag in sein Labor kam, fand er wieder Mutter und Tochter zusammen bei der Arbeit. Er erkannte ihre Anwesenheit an und richtete sich ein, um an seiner Forschung zu arbeiten. Er fühlte, wie Silenus an seiner Seite stand, noch ehe er hochsah.

„Gibt es etwas, wobei ich Ihnen helfen kann?“, fragte sie ruhig.

„Wie denkst du über Forschung?“

„Forschung?“

„Ein Prozess, Informationen zu suchen, sie zu vergleichen und Kenntnisse zu erweitern. Forschung.“ Severus konnte sich nicht helfen und grinste über den Gesichtsausdruck seiner Tochter.

„Sie möchten, dass ich etwas nachschlage?“

„Leicht zu sehen, dass du die Tochter deiner Mutter bist.“ Snape hatte exzellente Reflexe. Er duckte sich, als Hermines Rührstab neben seinen Kopf segelte und harmlos auf dem Arbeitstisch hinter ihm landete.

„Genug davon, Professor.“ Sie war immer noch ärgerlich auf ihn, aber es war offensichtlich, dass er und Silenus gut miteinander zurecht kamen.

Snape entschied, es nicht weiter auf die Spitze zu treiben. Er deutete auf die Notizen vor sich. „Ja. Dies sind die Formel und die Zutaten für einen Entschlackungstrank. Speziell sollte ich wissen, ob die drei Zutaten, die hier stehen, der Kiefernast, die roten Beeren und das Einhorn-Horn mit dieser Liste für den Wolfsbanntrank kombiniert werden können. Du musst jede Zutat nach einer Wechselwirkung mit denen auf der Liste überprüfen und mit jeder anderen, während sich der Trank umwandelt. Außerdem wird es nötig sein, jede Form der Zutat zu prüfen. Pulver kann stärker sein als Scheiben oder Geriebenes. Du wirst sorgfältig die Stellen deiner Quellenangaben angeben müssen, damit ich Gefundenes nachprüfen kann, falls es Schwierigkeiten gibt.

„Und wo finde ich diese Informationen?“

Snape deutete auf eine Ecke des Labors. Ein großer, altmodischer Eichensekretär stand dort gleich neben einigen überquellenden Bücherregalen. „Das dort wäre wahrscheinlich ein guter Platz, um zu beginnen.“

Silenus sah skeptisch drein. „Und bis wann muss ich mit dieser Forschung fertig sein?“

Snape lachte leise. „Wenn du fertig bist. Das ist das Problem mit der Forschung, Silenus, man kann es nicht an einem Zeitplan fest machen.“ Silenus nahm die Papiere und ging zum Schreibtisch hinüber, um mit ihrer Forschung zu beginnen.

Hermine sah zu, während sich die beiden unterhielten. Ein Stich der Eifersucht durchzog sie. Sie hatte beschlossen, um Silenus’ Willen höflich zu sein. Auf diesem Weg war es einfacher. Einiges das er in dieser einen Nacht gesagt hatte, hatte sie verletzt. In Ordnung, ziemlich viel von dem, das er sagte, hatte sie verletzt. Unglücklicherweise hatte er bei dem meisten davon Recht gehabt. Aber sie würde das ihm gegenüber auf keinen Fall zugeben.

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Severus wartete in seinem Büro darauf, dass seine Tochter eintraf. Heute war ihr zwölfter Geburtstag.

Ein Klopfen erklang an seiner Tür. „Herein.“

Silenus kam herein, als wenn sie schweben würde. Ihre Augen waren fröhlich und sie hatte ein Lächeln auf dem Gesicht, das so breit wie die Welt war. „Guten Tag“, sagte sie freudig.

Snape sah von seinem Papierkram hoch. „Du siehst ganz schön fröhlich für einen Samstag aus“, meinte er gedehnt.

Silenus sah ihren Vater vorsichtig an. Vor einem Monat noch hätte sie diese Bemerkung verletzt, aber nun sah sie den Glanz in seinen Augen und den Beginn eines Lächelns auf seinen Lippen. Der Ton seiner gedehnten Sprechweise war ebenso verräterisch, wenn man genau hinhörte. Die meisten Schüler, na gut, die meisten Leute hatten zuviel Angst vor ihm, um richtig auf den Mann hinter den drohenden Roben zu sehen. „Ja, es ist ein toller Tag. Onkel Harry kommt heute Abend zum Essen.“

Snape brach bei der Bemerkung in Lachen aus. „Dir ist aber schon klar, dass ich 50 Punkte abziehen könnte, nur weil du seinen Namen gesagt hast?“

„Nicht von Slytherin, das würden Sie nicht tun. Jeder weiß, dass Sie den Hauspokal wollen.“

„Ich verstehe.“ Severus war zu der hinteren Wand seines Büros getreten. Ein Durchgang erschien magisch als Antwort auf einen leisen Zauber und einen Wink seiner Hand. „Komm mit. Ich habe etwas für dich.“

Silenus folgte ihm in seine privaten Räume. Sie sah sich im Zimmer um und nahm alles in sich auf. Die Sessel mit den hohen Lehnen aus schwarzem Leder, die neben dem Kamin standen, das schwarz, silber und dunkelgrün gemusterte Sofa, die Tische aus dunklem Holz und die orientalischen Teppiche. Es standen Bücherregale an jeder Wand. Die meisten waren überfüllt mit Büchern, doch manche enthielten auch Artefakte und andere Andenken. Der Raum war vornehm und sehr gemütlich. Es gab mehrere Türen, die wie zufällig in den Wänden zu liegen schienen und in andere Zimmer führten. Eine, das wusste sie, führte in sein privates Labor. Sie war neugierig auf seine Räume, in welchen er lebte, dachte aber, dass es ungezogen wäre zu fragen, ob sie sie sehen dürfte. Sie erblickte einen Ort, der wie ein großes Aquarium aussah. „Sie haben ein Aquarium?“, fragte sie ungläubig. Er schien nicht der Typ zu sein, der Fische hielt.

Snape lachte leise und belustigt. „Nein. Das, was du da siehst, ist ein Fenster. Wir sind in diesem Teil der Kerker unter dem See. Setz dich.“ Er deutete dabei auf das Sofa.

Snape verschwand in eines der Zimmer, kam mit einem hell eingepackten Päckchen wieder zurück und legte es auf den Tisch vor das Mädchen. „Ich weiß, dass ich wahrscheinlich nicht der Vater bin, den du dir immer vorgestellt hast, aber ich bin glücklich, die Chance zu bekommen, dich kennen zu lernen, trotz des späten Zeitpunktes. Wir werden dem ‚Geschriebenen Wort’ auf jeden Fall noch nach dem Essen einen Besuch abstatten, aber da gibt es etwas, von dem ich möchte, dass du es bekommst. Alles Gute zum Geburtstag, Silenus.“

Silenus starb vor Neugierde. Das war das persönlichste, das er ihr bis zu diesem Punkt gesagt hatte. Sie riss das Papier weg und enthüllte eine schlichte Schachtel. Sie nahm den Deckel ab und sah hinein. Die Luft blieb ihr im Halse stecken. In der Schachtel war das Schachspiel, mit dem sie gespielt hatten. Es war ein Snape'sches Familienerbstück. Sie blickte hoch und sah, dass ihr Vater sie beobachtete. „Oh Gott. Danke.“ Überwältigt von Emotionen stand sie auf und umarmte ihren Vater.

Severus war ratlos, wie er reagieren sollte. Ungeschickt klopfte er ihr auf den Rücken. Als sich das Mädchen zurück zog, fragte er: „Kann ich davon ausgehen, dass du dich über das Geschenk freust?“

„Oh ja! Ich freue mich sehr! Aber ich habe Angst, dass etwas damit passiert, wenn ich es zurück in den Schlafsaal bringe.“ Sie wusste, wie wertvoll und selten das Spiel war.

„Die Figuren sind so verzaubert, dass sie bei dem Brett bleiben. Niemand kann sie dir wegnehmen. Außerdem gibt es einen Kennzeichnungszauber, so dass sich das Spiel nicht bewegt, außer du möchtest, dass es das tut. Ich glaube aber, wir werden ein neues Spiel brauchen, wenn wir nächste Woche spielen wollen.“ Snape war zufrieden, dass sie das Spiel mochte. Es war etwas, von dem er gewollt hatte, dass sie es bekam. Er hatte keine Ahnung, was man einer Zwölfjährigen schenkte. „Warum lässt du das Spiel nicht hier und wir holen es wieder ab, wenn wir zurückkommen? Gehen wir jetzt zum Essen?“

Vater und Tochter verbrachten einen vergnüglichen Nachmittag, indem sie in den Drei Besen aßen und sich Bücher im ‚Geschriebenen Wort’ aussuchten. Sie machten sogar einen Abstecher in den Honigtopf, ehe sie zurück ins Schloss gingen. Silenus erinnerte Severus an sein Versprechen, diesen Abend zum Kuchen essen zu kommen, als sie das Schachspiel aus seinen Räumen holte.

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Severus stand außerhalb des Portraits vor Hermines Räumen und sah es wütend an.

„Schon wieder Sie.“, sagte Laurel.

Sein finsterer Blick vertiefte sich noch. Er war wohl doch in seinem hohen Alter schon senil geworden, oder hatte zu viele Cruciatusflüche auszuhalten gehabt, um wieder hier zu stehen. Er versuchte es ein letztes Mal. „Madame, haben Sie vor, dies jedes Mal zu tun, wenn ich mich hier vor dieser Tür zeige?“ Er war kurz davor, in seine Räume zurück zu kehren – natürlich nachdem er das Gemälde verhext hatte. Vielleicht könnte er es versuchen und hierher flohen.

Die Tür öffnete sich und Harry Potter sah hinaus. „Snape. Ich dachte, ich hätte jemanden hier draußen gehört. Möchten Sie herein kommen?“ Harry hatte ein schiefes Grinsen auf dem Gesicht, während er seinen früheren Professor ansah. „Silenus, schau mal, wen ich in der Halle gefunden habe!“

Snape gebrauchte seinen patentierten, finsteren Blick an dem jungen Mann, während er das Zimmer betrat. Er ließ seine Stimme so geringschätzig erklingen, wie er nur konnte. „Potter.“

Ginny lachte, während sie zu den beiden Zauberern hinüber ging. „Guten Abend, Professor.“

Snape verbeugte sich förmlich. „Miss Weasley.“

Er ging hinüber zu dem kleinen Beistelltisch, um sich eine Tasse Tee zu nehmen. Nachdem er den Raum inspiziert hatte, stellte er fest, dass es zahlenmäßig grob geschätzt zwei zu eins war. Die üblichen Gryffindors waren zu Besuch, Albus, Minerva, Remus, Potter, Miss Weasley und Hermine, sowie obendrein ein paar andere. Die einzigen anderen Slytherins waren seine Tochter, ihre drei Freunde und er selbst. Er musste lachen, als er den Kuchen ansah. Hermine war herüber gekommen. „Sehr diplomatisch“, sagte er.

„Ich weiß, dass sie in Slytherin ist, aber ich konnte es einfach nicht über mich bringen, einen grünen Kuchen zu machen.“ Der Kuchen war weiß mit goldener und silberner Zuckerglasur. „Sie ist richtig aufgeregt über das Schachspiel, weißt du.“

Severus seufzte. „Ungeachtet ihres Nachnamens ist sie doch eine Snape. Das Schachspiel ist rechtmäßig ihres.“

„Ich dachte, das Spiel wurde immer weiter vererbt?“

„Ich hatte nicht vor, in der näheren Zukunft zu sterben, darum habe ich mir gedacht, es ihr jetzt schon zu geben.“

Hermine hatte ein kleines Lächeln auf den Lippen. „Ach so.“

Der Rest des Abends verging relativ schmerzlos, wenn man bedachte, in welcher Gesellschaft er sich befand. Er wurde sogar von Harry und Remus in eine ganz interessante Diskussion über die neue Quidditchsaison gezogen.

Soweit es Geburtstage betraf war Silenus der Meinung, dass dieser der Beste bisher war.

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In der Mitte der Woche wurde der Mittwoch seinem Namen gerecht. Da er den Nachmittag frei hatte, hatte sich Severus entschieden, es anzugehen und einige seiner Forschungsversuche nachzuholen. Die Tür zu seinem Labor wurde mit einem lauten Knall aufgestoßen. Eine sehr wütende Hermine Granger stürmt in das Labor. „Schwierigkeiten, Madame Granger?“, erkundigte er sich.

„Diese Idioten. Diese verdammten Scheißkerle. Ich sollte ihnen ihre Dinger weghexen!“ Sie war unglaublich wütend.

Snape erinnerte sich. Mittwoch, 2. Oktober. Die Anhörung beim Ministerium. „Bist du immer noch verschieden?“

„Oh nein, ich bin am Leben. Nun bin ich ein Alien!“, schrie sie.

Ein Alien? Er kam einen Schritt näher, nahm ihr Kinn in die Hand und betrachtete ihr Gesicht von Seite zu Seite.

„Was machst du da?“

„Du siehst überhaupt nicht grün aus.“

„Grün?“

Snape hatte ein schwaches Grinsen auf dem Gesicht. „Ja, deine Tochter erzählte mir irgendwann etwas über Außerirdische. Kleine grüne Männchen hat sie sie, glaube ich, genannt. Auch wenn ich
sagen muss, dass deine Farbe mir nicht unbedingt anzeigt, dass du ein Alien bist.“

Hermine lachte trotz ihrer Verärgerung. „Das Ministerium behauptet, dass ich meine Staatsangehörigkeit verloren habe, weil ich länger als zehn Jahre im Ausland gelebt habe. Silenus hat ihre Staatsangehörigkeit, da du ein Britischer Staatsangehöriger bist. Mir wurde ein Alien Status gegeben, bis ich mir einen Wohnsitz verschafft habe.“

„Kann dir Albus nicht helfen?“

„Nun, sie haben nicht vor, mich irgendwohin mit einem Schiff zu verschicken, falls es das ist, was dich beunruhigt. Sobald Albus die einwandfreien Unterlagen über meine Wohnregelung und meine Position in Hogwarts eingeschickt hat, wird das in Ordnung gebracht. Einige weitere Monate und es wird hoffentlich geklärt sein. Es ist einfach frustrierend!“

Snape sah sie an und schüttelte den Kopf. „Das Ministerium.“ Das schien alles zu besagen.

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Samstag kam heran und Silenus und Severus hatten sich in seinen Privaträumen niedergelassen und benutzten das Familienschachspiel. Severus war es bisher noch nicht möglich gewesen, ein akzeptables Ersatzspiel zu finden.

„Hat Ihnen Mom erzählt, dass sie jetzt ein Alien ist?“, fragte Silenus.

Mit offensichtlicher Belustigung sagte Severus: „Ja. Sie sah aber gar nicht grün für mich aus.“

Silenus begann zu lachen. „Mom erzählte mir kurz bevor sie ging, dass Sie das gesagt haben.“

„Gegangen? Wohin ist deine Mutter gegangen?“ Wohin würde Hermine gehen, fragte er sich.

Silenus studierte sorgfältig das Brett. Die Partie stand eins zu eins. „Oh sie ist übers Wochenende zu Ginny nach London gegangen. Irgendetwas über ein doppeltes Blind Date mit Ginny und Onkel Harry.“

Severus hörte kaum das triumphierende „Schach und Matt“ seiner Tochter. Hermine? In London? Zu einem Blind Date?

tbc

Niemals ist ein guter Waffenstillstand da...

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