Minnies Fanfictions

Kapitel 15 Feste und Weihnachtswünsche

Feste und Weihnachtswünsche


Während der nächsten drei Wochen fielen sie in eine angenehme Routine. Silenus und Severus spielten immer noch Schach an den Samstagnachmittagen und Hermine hatte es sich angewöhnt, ungefähr zu der Zeit wenn ihr Spiel endete, vorbei zu sehen, eine Tasse Tee mit ihnen zu trinken und mit beiden zu plaudern.

Die Sonntag- und Mittwochabende wurden im Labor verbracht. Silenus arbeitete weiter daran, die Informationen, die sie von Maceo erhalten hatten, mit den anderen zu verflechten. Der Mann war überaus enthusiastisch im Senden von Informationen. Zwei Eulen voll gepackt mit Papieren waren allein in dieser Woche eingetroffen. Severus und Hermine hatten damit begonnen, die Theorien, welchen jeder von ihnen nachging, zu besprechen. Jeder hatte eine Idee, wie man die Arbeit des anderen verfeinern konnte und daraus erfolgten einige laute und heftige Diskussionen. Gelegentlich beteiligte sich auch Silenus daran, mit einer Äußerung auf eine Bemerkung einer ihrer Elternteile. Sie war weit für ihr Alter und konnte der meisten Logik folgen, die ihre Eltern nutzten um ihre Argumente zu unterstützen und die dann bei der Arbeit hin und her flogen. Ihr war aber auch klar, dass sie noch Meilen über ihr standen. Sie vermutete, dass sie wahrscheinlich die Besten in ihrem Bereich waren, wenn nicht noch in einigen Weiteren auch. Alles in allem vergingen die Tage angenehm.

Es war Donnerstagnacht und Severus war wieder einmal in seinem Büro bei dem Versuch, seinen Papierkram aufzuarbeiten. Die Schüler würden morgen in die Weihnachtsferien starten. Die jährliche Feier war am Sonntag, aber das Schloss würde sich schon ab morgen Abend mit Hexen und Zauberern von weiter entfernt füllen. Severus fühlte eine Ruhelosigkeit, die er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Er entschied, durch die Hallen zu patrouillieren. Laufen vertrieb manchmal die angespannten Energien. Unbewusst fand er sich im Krankenflügel wieder. Die Korridore waren in dieser Nacht ruhig. Hermine hatte nachts keine Pflichten. Er grübelte, ob er an ihre Tür klopfen sollte, überlegte es sich dann aber anders. Er wollte, was das anging, nichts auf die leichte Schulter nehmen. Auch wenn er dachte, dass sie sich freuen würde ihn zu sehen, wollte er nichts sagen oder tun, was die zerbrechliche Freundschaft, die sich zwischen ihnen entwickelt hatte, stören könnte. Sie waren zu einer einvernehmlichen Arbeitsbeziehung zurückgekehrt und zum Beginn einer neuen Freundschaft. Für den Moment war das genug. Tatsächlich war es sogar mehr, als er das Recht gehabt hatte zu hoffen. Er ging leise und in Gedanken zurück zu seinen Kerkern.

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„Jessie, du musst deine Koffer nicht schrumpfen. Wir bringen sie ja nur zu Moms Räumen. Lass sie nur die Halle runter schweben. Nun komm schon endlich!“ Silenus wartete ungeduldig mit Kelly und Benita auf Jessie, damit sie endlich die Kurve kriegen würden.

Sie blieben übers Wochenende bei Hermine, damit sie an der Party am Sonntagabend teilnehmen konnten. Die Mädchen reisten am Montag nach Hause und planten, sich bei Jessie am ersten Weihnachtsfeiertag wieder zu treffen. Sie konnten in den nächsten beiden Tagen den ungezwungenen Ansturm auf das Schloss erleben, während sich die Festivitäten noch deutlicher entwickeln würden.

Onkel Harry würde mit Ginny am späten Nachmittag kommen. Hermine hatte Silenus erzählt, dass die Erwachsenen planten, nach dem Abendessen nach Hogsmeade zu gehen, aber die Mädchen konnten wo-auch-immer herumhängen, solange sie nicht das Schloss verließen. Silenus hatte zufällig mit angehört, wie ihre Mutter mit Onkel Harry über irgendjemanden namens Ron sprach. Sie hatte den Bericht über die finale Schlacht gelesen und wusste, dass er Mitglied des Ordens des Phönix gewesen war. Aber sie konnte nicht verstehen, warum ihre Mutter so ärgerlich wurde, als sie seinen Namen hörte.

Die Mädchen erreichten endlich Hermine Räume und wurden in einem Gästezimmer untergebracht, das Hermine magisch vergrößert hatte. Silenus’ Mutter erschien unter der Tür. „Okay, Liebling. Onkel Harry und Gin sind hier. Bist du soweit, hinunter in die Große Halle zu gehen?“

Die Mädchen standen ehrfürchtig da, während Harry und Ginny Silenus umarmten und begrüßten. Sie stellte ihre Freundinnen vor und die Gruppe ging zum Abendessen. Harry zog immer noch Blicke und Gespräche auf sich, wo auch immer er hinging. Auch wenn er niemals glücklich über die Aufmerksamkeit gewesen war, akzeptierte er seine Bekanntheit mehr, nachdem Voldemort endgültig besiegt war. Jung und alt kamen zu ihm um ihm zu danken und wollten ihn sogar nach all dieser Zeit berühren, auch wenn es dankbarerweise nicht mehr so viele wie in den Monaten nach der Endschlacht waren. Für seine Freunde war er nur Harry. Und für Ginny war er natürlich etwas Besonderes, da sie ihn liebte. Aber Besonders oder nicht, er war darauf bedacht, sie nicht zu verärgern, Voldemort hin oder her.

In diesem Jahr schien die Aufmerksamkeit noch größer zu sein. Die Leute wollten Hermine und Silenus sehen. Ihr Teil bei der Entwicklung des Entkräftungstrankes war wohlbekannt und wurde als Teil der Geschichte über die Schlacht gelehrt. Sie war jetzt sogar noch rätselhafter, da sie für zwölf Jahre verschwunden war und ein Kind mit dem mysteriösen Severus Snape hatte.

Harry grinste, als er sich Hermine zuwandte. Sie konnten das Geflüster hören, während sie den Korridor hinunter gingen. „Weißt du Hermine, es könnte nett sein, in diesem Jahr einmal nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Du scheinst zur Abwechslung interessanter als ich zu sein.“ Sie hatten endlich die Große Halle erreicht. Albus hatte die langen Haustische zugunsten kleinerer, intimerer Tische für die Gäste eliminiert, welche sich bereits daran versammelten.

Hermine ging zu Harrys Linken und Ginny war an seiner Rechten. Als er lachte, schlugen ihn beide zur selben Zeit auf den Arm. Severus erschien wie durch Magie an Hermines Seite. „Ich habe es dir gesagt, Hermine, wenn du schon Potter schlägst, wäre es begrüßenswert, wenn du wenigstens richtigen Schaden anrichten würdest.“ So sehr er auch Potters Anwesenheit lieber nicht erlitten hätte, wollte er jedoch unbedingt die Gesellschaft von Hermine und seiner Tochter genießen. Deshalb würde er wohl an Potter festkleben.

„Guten Abend, Professor“, sagte Ginny freundlich.

Severus verbeugte sich flach. „Miss Weasley.“

Remus und Sheila kamen herüber, um die gemischte Gruppe in einem Chor aus Hallos zu begrüßen. Zusammen waren sie zu zehnt und so machten sie sich auf den Weg um sich einen der Tische zu nehmen. Gerade als sie Platz nahmen, erklang eine Stimme durch die Halle.

„Hermine Granger.“ Molly Weasley hatte Hermine entdeckt. Hermine hatte die Weasleys seit ihrer Rückkehr nicht getroffen und hatte angenommen, dass sie über Ginny auf dem Laufenden waren. Sie wusste von Harry, dass Ron nicht vor Sonntag kommen würde. Hermine wurde sofort in eine überwältigende Umarmung geschlungen.

„Hermine.“ Das schien alles zu sein, dass Molly sagen konnte, während sie sie weiter umarmte. „Bist du wirklich zurück? Warum warst du bisher noch nicht im Fuchsbau? Wo ist deine Tochter, von der ich so viel schon gehört habe?“

Silenus stand mit ihren Freundinnen genau hinter ihrem Vater. Hermine drehte sich in Richtung ihrer Tochter. „Silenus, komm her, Liebling.“ Das Mädchen kam vor und stellte sich neben Hermine. „Molly, das ist meine Tochter Silenus. Silenus, das ist Molly Weasley, eine Freundin von mir und zugleich Ginnys Mum.“

Severus fühlte einen seltsamen Stich des Unmuts, als er hörte, wie Hermine Silenus ihre Tochter nannte, ohne Bezug auf ihn zu nehmen, aber wurde sofort eine Sekunde später aus dem Gleichgewicht geworfen als Molly ausrief: „Lieber Gott, du siehst wie dein Vater aus! Severus, sie hat deine Augen. Hermine. Severus. Ihr müsst so stolz auf sie sein. Komm her, mein liebes Mädchen.“ Und sie presste Silenus an sich.

Hermine warf Severus einen belustigten Blick zu, ehe sie sich wieder zu Molly umdrehte. „Danke. Wir sind sehr stolz auf sie.“

Molly ließ Silenus wieder los, während sie sich erneut an Hermine wandte. „Ich weiß, dass du schon mit Ginny gesprochen hast, aber du musst mir erzählen, was du die letzten zwölf Jahre getan hast. Schäm dich dafür, dass du nicht eher zurückgekommen bist.“ Molly besah sich den Tisch und mit einem Schlenker ihres Zauberstabes wuchs der Tisch so an, dass Platz für jeden war.

Hermine sah Hilfe suchend zu Ginny, doch alles was diese tun konnte war, mit den Schultern zu zucken und zu grinsen. Molly Weasley war eine Naturgewalt für sich. Der Rest des Essens wurde mit angenehmen Unterhaltungen verbracht und sie brachten sich gegenseitig in ihren Leben auf den neuesten Stand. Es war bereits entschieden worden, dass die Gruppe noch auf einen Schlummertrunk in die drei Besen gehen würde. Molly und Arthur lehnten ab, entschieden aber, im Schloss zu bleiben, während die Mädchen zurück in Hermines Räume gingen, um verschiedene Frisuren für die Party am Sonntag auszuprobieren.

Snape wollte gerade gehen, als Remus ihn noch kurz ansprach. „Gehst du nicht mit uns, Severus?“

„Ich denke, ich sollte zurück in meine Räume gehen. Danke für das Angebot.“ Snape war ein Einzelgänger. Er war keiner, der mit einer Gruppe verkehrte.

„Komm mit uns.“ Remus sah Snape immer noch als seinen Freund an. Er dachte, dass der Mann wirklich zuviel Zeit in seiner eigenen Gesellschaft verbrachte. Remus lachte bei dem Gedanken, dass das, was Snape so gereizt machte, die Tatsache war, dass er zuviel Zeit mit sich selbst zubrachte.

„Severus“, sagte Hermine ruhig. „Komm, trink was mit uns.“ Ihre Augen trafen sich und die Erinnerung an das letzte Mal, als sie alle zusammen in die Drei Besen gegangen waren, schoss ihnen durch den Kopf. Cammeron war bei ihnen gewesen.

Seine Stimme hatte noch einen Hauch von Genervtheit, als er sagte: „In Ordnung, vielleicht sollte ich euch begleiten.“ Hermine lächelte, als sie das leichte Grinsen auf seinen Lippen bemerkte, das den genervten Klang seiner Stimme negierte. Er sagte sich selbst, dass er nur mitging um sicher zu stellen, dass sie sicher war. Das war alles.

Der Abend verlief angenehm und nicht allzu schnell. Es war spät, als die Gruppe zurückkehrte. Gute Nacht Wünsche wurden ausgetauscht und sie gingen auseinander um ihre Zimmer aufzusuchen. Severus bemerkte, dass Hermine mit Ginny ging und kehrte eilig in seine Räume zurück. Er warf seinen Umhang ab, seine Robe und seinen Gehrock und verzauberte sie, damit sie sich selbst an ihre entsprechenden Plätze hingen. Er schenkte sich ein kleines Cognacglas mit Aprikosenbrandy ein und setzte sich in den Sessel vor das herunter gebrannte Feuer. Ein Schwenk mit seiner Hand und ein einfacher ‚Incendio’ erweckte die Glut wieder zum Leben. Die Flammen reflektierten sich im Brandy, den er im Glas schwenkte. Er sah auf den gegenüberliegenden Sessel. Das war nun der Sessel seiner Tochter. Er malte sich aus, wie sie dort saß und sie Schach spielten und sich über unzählige Themen unterhielten. Er sah zum Ende der Couch und stellte sich Hermine vor, wie sie dort mit hochgezogenen Beinen saß und mit ihnen redete, während Silenus und er ihr Schachspiel beendeten.

Trotz der äußerlichen Erscheinung hatte sich Snape nicht verändert. Die Linien in seinem Gesicht waren nun ein wenig flacher, da er wusste, dass ihn der Dunkle Lord nicht mehr erniedrigen konnte. Sein Verstand erholte sich nun etwas leichter, da er nicht mehr unzähligen Cruciatusflüchen unterworfen war. Er hatte das Gefühl, das Leben sei jetzt, nach Voldemorts Untergang ein wenig leichter und er konnte nun die ganze Nacht schlafen. Aber die wirklichen Veränderungen waren erst kürzlich eingetreten, in das nur in seinem Inneren. Die Räume, in denen er so lange Ruhe und Einsamkeit gesucht hatte, schienen auf einmal zeitweise zu ruhig zu sein. Er dachte, er könnte Silenus’ jugendliches Lachen hören oder Hermine, wie sie einen von ihnen rief um etwas nach zu prüfen oder etwas für Silenus zu holen. Er hatte ein Ohr offen für Geräusche im Labor, falls einer oder beide sich entschlossen hatten, dort zu arbeiten.

Die Realisation, dass er es genoss, sie in seinen Räumen zu haben, traf ihn plötzlich wie eine fremdartige Emotion. Irgendwie war Silenus durch seine Verteidigung geschlüpft. Er war immer noch ein schwieriger und vielschichtiger Mann, der nicht offen die Gesellschaft von anderen suchte. Auch wenn sein Sarkasmus für einige neckend war, war er nicht als nett bekannt. Das würde sich niemals ändern. Es würde immer schwer für ihn sein, seine Gefühle auszudrücken, aber seine Tochter hatte das verstanden und akzeptierte ihn so. Sie wusste, dass sie ihm wichtig war. Er hatte sogar Hermine erlaubt, bis zu einem bestimmten Grad wieder in sein Leben zu treten, auch wenn er sie einen Arm weit von sich weg hielt, zu ängstlich darüber, wohin das führen und was passieren konnte wenn die Dinge wieder falsch liefen. Er hatte sich in eine Richtung verändert, die ihm vor vier Monaten noch gar nicht bekannt gewesen war. Er mochte nach außen der Gleiche sein, aber innerlich war er ein anderer Mann.

Severus seufzte, stellte den Brandy auf den kleinen Tisch und griff nach dem Buch, in dem er gerade las. Er fühle einen kühlen Wind, der durch seine Räume wehte, während er dachte, dass es in dieser Nacht viel zu ruhig sei. Er öffnete das Buch und ließ sich von den Worten entführen.

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Am Samstag bereitete sich das Schloss auf das sonntägliche Galafest vor. Severus und Silenus hatten sich entschlossen, das samstägliche Match auf irgendwann in der kommenden Woche zu verschieben, wenn die anderen wieder gegangen waren. Er verbrachte den Tag ruhig arbeitend im Labor und wagte es nicht einmal, zum Frühstück oder Mittagessen zu gehen. Die Hauselfen waren daran gewöhnt, ihm während der Ferien die Mahlzeiten in seine Räume zu bringen. Der Schulleiter erwartete von jedem, dass er am Abendessen teilnahm und der Samstag war keine Ausnahme. Das Essen verlief etwa so wie das am Abend zuvor. Der Samstag ging in den Sonntag über und der Tag der Jubiläumsfeier lag direkt vor ihnen.

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Severus stand vor dem Spiegel und musterte sich. Der Spiegel war so gezaubert – oder eher verzaubert, dass er nicht sprach. Leblose Dinge zu haben, die ihm die Meinung sagten war nicht seine Vorstellung einer guten Zeit. Der Spiegel war ebenso sarkastisch wie er und bestand darauf, das letzte Wort zu haben. Albus hatte gelacht und gemeint, dass es davon käme, dass er so lange bei ihm sei, als sich Severus bei ihm darüber beschwert hatte. Severus legte besonderen Wert auf seine Kleidung. Er wollte so gut wie möglich aussehen. Dies würde die erste formelle Party sein, an der seine Tochter teilnahm. Jedes Jahr bestand Albus darauf, dass die Mitglieder des Ordens und auch die Helden der finalen Schlacht geehrt wurden. Heute Abend würde sich Hermine ihnen anschließen als eine der Schlüsselpersonen der Schlacht. Er nahm seinen Orden des Merlin aus seiner schwarzen, mit Samt gefütterten Schachtel und legte ihn an. Hermine würde heute Abend ihren Orden in einer Zeremonie auf dem Fest verliehen werden. Albus hatte Severus gefragt, ob er ihr die Medaille überreichen würde, nachdem er mit Hermine an der Entstehung des Entkräftungstrankes gearbeitet hatte. Severus wischte einen nicht-existierenden Fussel von der Vorderseite seiner Robe. Er trug natürlich schwarz, aber diese waren aus Samt mit ineinander greifenden S’ an den Manschetten. Silberne Schlangen wanden sich durch seine Initialen und verteilten sich am Saum des Kleidungsstückes. Nach einem letzten Blick in den Spiegel entschied er, dass er präsentabel aussah. Er verließ seine Räume und ging weiter zur Großen Halle.

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Hermine und die Mädchen waren lange nicht so bedächtig in ihren Aktionen wie Severus. Die Räume waren ein Chaos, da fünf Frauen versuchten, gleichzeitig fertig zu werden. Letzten Endes waren alle angezogen, Frisuren und Make-up fertig. Ein Hauch auf den Wangen und ein wenig Farbe auf den Lippen war alles, was Hermine den Mädchen erlaubte, und sie erinnerte sie daran, dass sie noch nicht alt genug seien. Sie war nervös und ihre Handflächen waren feucht, während sie darauf warteten, dass Harry und Ginny kamen. Harry hatte ihr gesagt, wie die letzten Feiern gewesen waren. Die Mitglieder des Ordens gingen immer nach vorne um sich zu verbeugen und für ihren Anteil an der Schlacht anerkannt zu werden. Die hauptverantwortlichen Zauberer, das bedeutete Ron für die Planung des finalen Angriffs, Severus für beides, den Trank und die Verteidigung von Harry gemeinsam mit Albus und alle drei für das Sprechen des letzten Fluches, waren im zentralen Scheinwerferlicht und die Versammelten applaudierten ihnen. Hermine war immer im Gedenken an ihren Anteil am Trank erwähnt worden. Das würde das erste Jahr sein, an dem sie anwesend war und an der Feier teilhaben würde. Dann wiederum war da die Sache mit Ron. Das Portrait unterbrach ihre Gedanken, als ihre Freunde ankamen. Sie waren als moralischer Beistand für sie da. Es war zwölf Jahre her, seit sie ein aktiver Teil dieser Gruppe gewesen war und ihre Nerven lagen blank.

Harry grinste von Ohr zu Ohr. „Bereit, den Massen entgegen zu treten?“

„Vielen Dank. Mit Freunden wie dir brauche ich definitiv keine Feinde.“ Hermine warf ihm einen spöttischen Blick zu.

„Hermine, du siehst großartig aus. Du schaffst das schon. Lass uns gehen.“ Harry bemerkte, dass sie wirklich nervös war. Er meinte es, als er sagte, dass sie es schaffen würde, egal was kam.

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Die Große Halle war so verwandelt worden, dass sie einem riesigen Ballsaal ähnelte. Ein erhöhtes Podium stand an der Stelle, wo üblicherweise der Lehrertisch stand und eine Tanzfläche zierte den Platz davor. Die Decke war immer noch so verzaubert, dass sie den Himmel wiedergab, doch es schwebten von hunderten von Kerzen geschmückte Kristalllüster in der Luft. Das Licht wurde in den baumelnden Kristallen eingefangen und reflektiert. Tische waren an den verbliebenen Wänden der Halle verstreut aufgestellt. Hermine sah Severus an der Seite stehen, wie er sich mit Remus unterhielt. Sheila war immer noch an seiner Seite. Offenbar schien ihre Persönlichkeit Remus nicht im Geringsten zu stören. Sie hatte die Gelegenheit, Severus unbeobachtet einen Moment lang zu betrachten. Er sah gut ausgeruht und lange nicht so dünn oder abgemagert aus, als er es noch als ihr Lehrer getan hatte. Sie bewunderte, wie der Schnitt seiner Robe einen, wie sie wusste, wirklich gutaussehenden Körper verbarg. Zwanzig Jahre des Schleppens und Hochhebens der Kessel kombiniert mit einem guten Stoffwechsel halfen dabei, ihn in Form zu halten. Sie fing seinen Blick auf und lächelte, während sie einander zunickten.

Severus’ Atem stockte, als er Hermine bemerkte. Sie war in Roben gekleidet, die aussahen, als wäre sie aus flüssigem Gold gemacht. Sie flossen und drapierten sich um ihre Kurven, und der Ausschnitt war vorne gefährlich tief. Ihre Figur war voller als er sich von früher daran erinnerte. Ihre Hüften und ihre Büste waren kurviger. Das war eindeutig der Körper einer Frau und nicht länger der des Mädchens, den er gekannt hatte. Ihr Haar war aus dem Gesicht frisiert, fiel ihr aber wie durch Magie in Kaskaden den Rücken hinunter. Es erinnerte ihn an einen Wasserfall, als sie sich bewegte. Köpfe drehten sich, als sie begann, auf ihn zuzugehen.

Remus lachte leise neben Severus, als ihm dessen Reaktion auffiel. „Sie sieht großartig aus, nicht wahr?“

Severus’ Blick blieb fest auf die Frau gerichtet, die auf ihn zukam. Seine Augen schienen durch den intensiven Blick zu glühen. Alles, was ihm jetzt zu sagen einfiel war: „In der Tat.“

„Hallo. Mein Gott, das ist vielleicht eine Party. Ist es immer so wie heute?“ Hermine war überwältigt. Harry, Ginny und die Mädchen kamen hinter ihr nach.

Severus bemerkte, dass seine Tochter sich schick angezogen hatte. Sie trug eine Abendrobe und hatte ihr Haar hochgesteckt. ‚Trägt sie Make-up? In ihrem Alter?’, dachte er.

„Hi Dad, Remus. Ähm, Miss Barclay.“

“Ihr Ladies seht alle großartig aus. Da haben wir armen Zauberer keine Chance dagegen. Kann ich jemandem etwas zu trinken holen?“ Remus lächelte die Gruppe an. Getränkebestellungen wurden aufgegeben und Harry und Remus gingen, um die Gläser zu holen. Hermine sprach mit Severus, während Sheila den Mädchen Ratschläge über deren Frisuren gab.
„Ich kann es nicht glauben.“ Der Kommentar war laut abgeben worden und dazu gedacht, Aufmerksamkeit zu erregen. Ron war gekommen. Luna stand seitlich und sah ihren Mann an. „Du warst zwölf Jahre fort. Lernst du denn gar nichts dazu? Beim ersten Mal hast du wegen dem Blödmann gehen müssen und nun stehst du bei ihm und unterhältst dich mit ihm? Wo ist dieses Kind, das du dir hast anhängen lassen?“

Ron und Severus hatten sich niemals ausstehen können. Ron machte Snape dafür verantwortlich, dass Hermine kein Interesse an einer Beziehung mit ihm gehabt hatte. Egal wie oft Hermine ihm sagte, dass sie nicht an ihm interessiert sei, Severus hin oder her, weigerte er sich, zuzuhören. Ron konnte manchmal viel kindischer als Harry sein.

Harry war zurück zu Hermine gelaufen, um ihr zu helfen. Er war entschlossen, Snape beizustehen. Ginny war unerbittlich darin, ihm zu Hause die Tatsache unter die Nase zu reiben, dass es Hermines Leben war und nicht seines, dass es Hermines Entscheidung war und nicht seine, das Snape Silenus’ Vater war und dass sie eine hohe Meinung von ihm hatte, und dass es ein Fakt war, dass er ihre Freundschaft verlieren würde, wenn er sich nicht zurückhalten würde. Am Ende entschied er, dass sie Recht hatte. „Ron…“ Er begann zu sprechen, bis er einen Blick auf Hermine warf.

Der Raum war still geworden, während die anderen warteten, wie sich die Szene entwickeln würde. Severus griff nach seinem Zauberstab, doch Hermine war schneller. Ihr Zauberstab war direkt auf Rons Herz gerichtet, als sie mit tödlicher Stimme, die den Ausdruck in ihren Augen widerspiegelte, sagte: „Hallo, Ron. Ich werde dir das nur einmal sagen, daher empfehle ich dir, zuzuhören. Ich möchte niemals mehr hören, wie du meine Tochter in diesem Ton erwähnst. Du kannst einen Versuch bei Severus oder mir wagen, in Ordnung, aber wenn du eine Bemerkung über Silenus machst, wird dir der Zauber, den ich das letzte Mal auf dich geworfen habe, wie ein Kinderspiel vorkommen. Hast du mich verstanden?“

Severus war sehr beeindruckt von Hermines Drohung. Er war kurz davor, den Mann selbst zu verfluchen. Ron hatte das Löwenjunge bedroht und sie war bereit, ihn auseinander zu reißen. Er fragte sich nur, was sie wohl damals für einen Fluch auf ihn gelegt hatte. Keinem war es bisher möglich gewesen, das heraus zu finden.

„Hast du mich verstanden?“ Hermines Stimme war stahlhart. „Und wenn ich darüber nachdenke, möchte ich auch nicht, dass du irgendwelche Bemerkungen über Severus und mich machst.“

Dumbledore nutzte den Zeitpunkt, um sich einzuschalten. „Mister Weasley, Madame Granger und Professor Snape arbeiten und wohnen hier in Hogwarts. Da Sie ein Gast hier sind, sind Sie so gesehen auch ein Gast in ihrem Zuhause. Wenn Sie sich nicht in respektvoller Manier benehmen können schlage ich vor, dass Sie gehen.“

Die Halle war einen Moment lang still. Molly Weasley war einen Augenblick zuvor erst herein gekommen, hatte jedoch genug von der Szene mitbekommen um zu wissen, was vor sich ging. Sie erschien hinter Ron und schlug ihn hart auf den Hinterkopf. „RONALD WEASLEY, WAS IST LOS MIT DIR? ICH WEISS, DASS ICH DICH BESSER ERZOGEN HABE, ALS DAS, WAS DU HIER ZEIGST. DU WIRST DICH BEI HERMINE UND SEVERUS SOFORT ENTSCHULDIGEN! UND WENN DU DIESES LIEBE KIND BELEIDIGST, WIRST DU MIR REDE UND ANTWORT STEHEN MÜSSEN!“ Ihre Stimme wurde in der ruhigen Halle weit getragen.

„Mum, ich bin bereits 33. Würdest du bitte aufhören?“ Sein Gesicht war röter als sein Haar geworden.

„Dann benimm dich auch so. Hermine meine Liebe, mein Sohn ist ein Idiot. Lass dich von ihm nicht stören.“ Molly wandte sich an Ron und forderte: „Entschuldige dich nun, andernfalls…“

Das Ende war eher flau. Ron wurde weiß im Gesicht und seine Sommersprossen standen mit seiner Hautfarbe in Kontrast. „Schon gut. Es tut mir leid. In Ordnung?“ Keiner wusste genau, was ‚andernfalls’ heißen sollte, aber Ron entschied, dass es für ihn am Besten war, sich zu entschuldigen.

Hermine und Severus sagten nichts, während Dumbledore in die Hände klatschte und fröhlich sagte: „Nun, das ist jetzt auch erledigt und vorbei, dann machen wir jetzt weiter, oder?“ Die Schicksalsschwestern waren auf der Bühne und mit einem Nicken des Schulleiters begann die Musik.

Harry hatte Ron und Luna auf die Seite gezogen. Severus dreht sich zu Hermine. Er verbeugte sich formell über ihre Hand und fragte: „Möchtest du mit mir tanzen?“ Seine Stimme war leise und seidig.

Silenus’ Mund stand offen. Das sollte ihr Vater sein? „Du kannst tanzen?“ fragte sie erstaunt.

Severus begann, Hermine auf die Tanzfläche zu führen, als er sich noch mal zu seiner Tochter drehte, um ihr zu antworten. „Alle wohlerzogenen Zauberer können tanzen.“ Severus schlang seinen Arm um Hermines Taille und sie legte ihre Hand leicht auf seine Schulter. Er nahm ihre andere Hand in seine und schwelgte in dem Gefühl, sie so fest zu halten. Er tanzte eine Drehung, während sie sich zu den anderen Paaren auf der Tanzfläche gesellten. Einige stoppten, um das Paar zu betrachten, das anmutig um die Fläche tanzte.

Die Mädchen kicherten beim Zusehen. Silenus konnte nur erstaunt beobachten, wie ihre Eltern miteinander Walzer tanzten. Jessie wandte sich an Silenus und sagte: „Deine Eltern sind schon was ganz spezielles! Das hätte ich nicht um alles in der Welt verpassen mögen. Du hattest außerdem Recht, weißt du? Dein Dad ist wirklich anders, wenn er nicht unterrichtet.“ Silenus hatte schon oft erwähnt, dass ihr Vater anders war, wenn sie zusammen waren, aber ihre Freunde hatten das schwer zu glauben gefunden. Aber durch das Abendessen an den letzten beiden Abenden und nun durch diese Szene hier hatten sie ihre Meinung geändert. Sie wollten immer noch nicht mit dem Tränkemeister überkreuz kommen, aber sie verstanden Silenus’ Gefühle ein wenig besser.

Als das Lied beendet war, betrat Dumbledore die Bühne. Nachdem er Sonorus auf sich selbst gesprochen hatte, erklärte er: „Ich möchte mich bei Ihnen allen bedanken, dass sie von nah und fern gekommen sind, um den achten Jahrestag der Vernichtung Voldemorts zu feiern.“ Etliche Hexen und Zauberer erschauderten bei der Erwähnung des Namens des Dunklen Lords. „Würden die Mitglieder des Orden des Phönix nach vorn kommen, damit sie für ihre äußerst wertvolle Mitwirkung für unsere Freiheit gewürdigt werden können? Wir dürfen niemals vergessen, dass unsere Welt vom Bösen bedroht war und dies das Ende hätte sein können. Es waren diese Hexen und Zauberer, die nun vor Ihnen stehen und geholfen haben, uns die Freiheit zu sichern.“

Mehrere Leute traten vor und lächelten, während die Menge applaudierte. „Ich möchte jetzt Ron Weasley, Severus Snape und Harry Potter bitten, zu mir hoch zu kommen. Und in diesem Jahr bin ich erfreut, Hermine Granger aufzufordern, sich uns anzuschließen.“ Dumbledores Augen funkelten, als er Hermines Namen sagte und der Applaus der Menge wurde noch lauter. Hermine errötete, während sie auf die Bühne ging. Silenus klatschte laut und war sehr stolz auf ihre Eltern.

Die Menge beruhigte sich, als der Schulleiter fortfuhr. „Wie Sie wissen, haben wir Miss Granger in der Vergangenheit nur im Gedenken gewürdigt. Ich bin glücklich sagen zu können, das sie lebt und dass es ihr gut geht.“ Ein leises Lachen lief bei Albus’ Bemerkung durch die Menschen. Der Direktor holte eine schwarze Schachtel hervor, die er Severus aushändigte. „Wir würden gerne diese Gelegenheit ergreifen, Miss Hermine Granger mit dem Orden des Merlin, Erster Klasse, auszuzeichnen, für ihre Dienste und Hilfe bei der Erstellung des Entkräftungstrankes zusammen mit Professor Severus Snape. Dieser war verantwortlich für die endgültige Vernichtung von Voldemort. Miss Granger, wir fühlen uns geehrt, Sie heute Abend hier zu haben. Wir sind in Ihrer Schuld für den Einsatz, den sie geleistet haben und dabei halfen, unsere Welt zu befreien.“ Der Applaus war donnernd, als Severus die Medaille um Hermines Nacken legte.

Sie lehnte sich vor um ihn zu umarmen und er flüsterte in ihr Ohr: „Gratuliere, Hermine.“

Hermine hatte Tränen in den Augen als sie ihre Tochter sah, die heftig klatschte. Die Gruppe auf der Bühne verbeugte sich ebenso wie diejenigen davor ein letztes Mal, als auch schon die Band wieder anfing zu spielen.

Silenus stürzte zu ihren Eltern, als diese die Bühne verließen. Sie sah ehrfürchtig auf die Medaillen, die ihre Mutter und ihr Vater trugen. „Ich kann es gar nicht glauben. Das ist so großartig!“

Hermine lächelte breit. Sogar Severus musste über den Enthusiasmus seiner Tochter lächeln. „Haben sie dir in dieser Schule in Amerika das Tanzen beigebracht?“ Seine Augenbraue war fragend erhoben.

„Du möchtest mit mir tanzen?“

„Ja, ich denke, das war die Frage.“ Severus streckte seine Hand zu seiner Tochter aus.

„Ich kann es nicht so gut wie Mom“, meinte sie, als sie vortrat.

„Ich hoffe nicht. Du müsstest viel leichter sein, wenn du mir auf die Zehen trittst. Sie zerquetscht mir gerne den Fuß.“ Silenus lachte, während sie ihr Vater fortführte.

„Er tanzt.“ Harry sah Severus zu, wie er mit Silenus tanzte. Severus sah entspannt aus, der finstere Blick fehlte und seine Augen waren lebendig und fröhlich. Sogar ein winziger Hauch eines Grinsens umspielte seine Lippen.

„Er macht eine Menge Dinge, Harry.“ Hermine beobachtete Vater und Tochter auf der Tanzfläche. Sie war selbst erstaunt darüber, dass Severus mit ihr oder Silenus freiwillig in solch einer großen Menschenansammlung tanzte. Er war immer noch derselbe vielschichtige Mann, den sie gekannt hatte, aber er veränderte sich in kleinen Dingen. Ein bisschen entspannter, ein klein wenig offener.

Harry umarmte Hermine und meinte: „Ich bin immer noch nicht wirklich einverstanden, aber wenn er das ist, was du willst – dann sei glücklich. Habe ich dir schon gesagt, wie glücklich ich bin, dich zurück zu haben? Und auch noch mit dem Kid? Ich muss schon sagen, sie scheint zurzeit wirklich fröhlich zu sein.“ Kid war der Spitzname von Harry für Silenus. Man hörte ihn durchaus rufen: ‚Hey Kid, komm hierher’, oder ‚Kommt das Kid mit uns?’, wann immer er sie besucht hatte. Es war Harrys Kosename für Silenus.

„Es ist nicht so, dass ich Severus möchte, Harry. Wir sind Freunde. Das ist alles. Wir beiden wollen nur das Beste für unsere Tochter.“ Hermine beobachtete immer noch die Tanzfläche. Ein sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen.

„Hermine.“ Harry wusste, dass sie etwas für Snape empfand. Warum machte sie Scherze darüber?

Er wurde von Ginny unterbrochen, die ihn zum Tanzen fort zog. „Lass es gut sein, Harry. Sie müssen einige Dinge selbst herausfinden. Entweder kommen sie zusammen oder nicht. Egal was kommt, Silenus hat zwei Elternteile, die sich um sie kümmern. Hermine scheint ziemlich glücklich zu seine und ich glaube nicht, dass ich Professor Snape jemals zuvor tanzen gesehen habe.

Harry zuckte mit den Schultern. „In Ordnung. Wie auch immer. Ich hoffe nur, dass sie weiß, was sie tut.“

Am Ende entschieden Severus und Hermine, kein Problem aus Ronald Weasley zu machen. Ihre Tochter schwebte ohne Frage im Himmel. Die Mädchen waren von allem beeindruckt und Silenus war einfach begeistert, dass sie der Feier hatte bewohnen können. Der Rest des Festes verging angenehm und die Zaubererwelt feierten ein weiteres Jahr der Freiheit vom Bösen, dass sie so lange gequält hatte.

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Severus lag in seinem Bett und dachte über den Tag nach, der vor ihm lag, als er bemerkte, dass die Sonne in einem seltsamen Winkel zu scheinen schien. Normalerweise war er ein Frühaufsteher, musste aber viel müder gewesen sein als er dachte, wenn er so lange schlief. Silenus’ Freundinnen waren tags zuvor am Nachmittag abgereist. Die Mädchen waren so aufgeregt gewesen dass er bezweifelte, dass sie in der Nacht davor überhaupt geschlafen hatten. Er und Silenus würden heute ihr wöchentliches Schachspiel vor dem Abendessen spielen. Normalerweise verabscheute er Weihnachten, aber dieses Jahr war anders. Heute Abend fand ein traditionelles Heilig Abend Essen in der Großen Halle statt, danach würde er bei Silenus und Hermine in ihren Räumen sein und Eggnogs trinken und Geschenke austauschen. Er hatte Hermine um Rat gebeten, was er für Silenus besorgen sollte. Es war im nicht angenehm, Geschenke zu kaufen, besonders für ein zwölfjähriges Mädchen. Ihre Vorschläge gingen von Geld (immer die richtige Größe und Farbe) bis zu neuen Kleidungsstücken und Dingen fürs Haar und Make-up. Sie lachte bei dem Gedanken daran, wie Severus versuchte, einen Pullover in der richtigen Größe und Farbe zu kaufen, als wenn das tatsächlich passieren würde. Er entschied sich schließlich für einen neuen Besen. Hermine war immer schon schrecklich geflogen, aber Silenus hatte wohl eine natürliche Begabung dafür. Hermine hatte ihm gesagt, dass sie schon ganz jung mit dem Fliegen angefangen hatte. Er würde Silenus wohl mal mit zum Quidditchfeld nehmen müssen, um ihr ein paar Tricks zu zeigen.

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„Du bist nicht an deinem Schreibtisch!“ Zum ersten Mal seit sie sich erinnern konnte, saß ihr Vater nicht korrigierend da, wenn sie eintraf. Er las ein Buch vor dem Feuer in seinem Sessel und wartete auf sie.

Severus lachte leise, markierte die Seite und legte das Buch seitlich auf den Tisch. „Gelegentlich kettet mich Albus vom Schreibtisch los. Aber nur während der Weihnachtsferien.“

„Es ist nur, weil du immer, wann auch immer ich komme, da sitzt und korrigierst. Es ist seltsam, dich hier lesend zu sehen.“

„Im Fall, dass du es noch nicht bemerkt hast, es findet gerade kein Unterricht statt. Zeitweise bin ich mit einem anscheinend endlos hohen Berg an Schreibkram beschäftigt, deswegen auch das Buch. Ich lese genauso zum Vergnügen als auch um Informationen zu erhalten oder für die Forschung.“ Snape fand es lustig, dass seine Tochter so überrascht war, ihn mit einer alltäglichen Beschäftigung wie das Lesen eines Buches befasst zu sehen.

Silenus war neugierig. „Was liest du?“

Severus hatte ein schlimmes Lächeln auf dem Gesicht, als er sein Buch hochhielt. Auf dem Cover stand: Der dunkle Turm 7 von Stephen King. „Ich fass es nicht! Hast du auch die anderen Bücher gelesen? Du hast mir gar nicht gesagt, dass du Muggelliteratur liest.“

Severus lachte. „Ich sagte dir schon, King ist kein Muggel und ja, ich habe die anderen Bücher schon gelesen. Diese Reihe mixt Magie und eine verdrehte Realität mit einer interessanten Wendung. Hast du die anderen Bücher auch schon gelesen?“

„Ich bin erst mit Buch drei durch. Vielleicht kannst du mir die anderen ausleihen?“ Silenus setzte sich auf ihren Platz ihrem Vater gegenüber und stellte die Figuren auf ihrer Seite auf.

„Ich habe von jedem Buch ein Exemplar, du kannst sie dir borgen, wenn du möchtest. Vielleicht gibt es auch noch andere Bücher, die du dir auch ausleihen willst.“ Severus war sicher dass seine Tochter mit seinen Büchern sorgfältig umgehen würde. Hermine hatte immer große Sorgfalt auf ihre verwandt und hatte Silenus sicher den gleichen Respekt beigebracht.

Sie machten es sich zum Spielen gemütlich und redeten weiter über eine Reihe von Themen.

Sie waren mitten im letzten Match, als Hermine erschien. Sie setzte sich auf das Sofa an ein Ende, streifte ihre Schuhe hinunter und zog die Beine hoch. Severus servierte ihr etwas Tee vom Tisch an seiner Seite, ehe er zum Spiel zurückging. Der Spielstand war eins zu eins und sie spielten das Entscheidungmatch.

Hermine war angenehm müde. Das Fest hatte bis in die frühen Morgenstunden gedauert. Die Mädchen waren zu aufgeregt zum Schlafen gewesen, als sie zurück in ihre Räume gekommen waren. Morgen war der erste Weihnachtsfeiertag und Silenus würde zu Jessie fahren, um dort bis zum Ende der Ferien zu bleiben und dann mit ihren Freundinnen im Hogwarts Express zurückfahren. Es würde ohne sie schrecklich ruhig sein. Sie waren noch niemals zuvor getrennt gewesen. Sie konnte es nicht ändern, fühlte sich aber ein wenig rührselig, während sie sich trotzdem immer sagte, dass es gut für sie beide wäre. Sie lächelte, während sie Silenus und Severus zuhörte.

Silenus erklärte: „Ich glaube das nicht.“

„Skurril. Aber es scheint der Fall zu sein.“ Das Entscheidungsspiel des Matches endete mit einem Remis.

„So. Keiner gewinnt? Was ist jetzt mit dem Passwort?“

„Ich schlage vor, dass es so bleibt, wie es ist, oder wir müssten Strohhalme ziehen, um heraus zu finden, wer gewonnen hat. Oder vielleicht sollte ich auch als dein Hauslehrer das Passwort aussuchen. Ich glaube nicht, dass ich so viel Glück habe, dass Albus mich schon von diesem Posten entlassen hat. Außer du hast Neuigkeiten, die mir noch nicht bekannt sind?“ Severus war verblüfft, wie besorgt seine Tochter über etwas so Triviales wie dem Passwort war. Er schüttelte den Kopf. „Mmm. Ich denke nicht.“

„Weißt du, Dad, du könntest es mir als ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk geben.“ Silenus’ Augen zeigten ein verspieltes Flackern.

„Silenus“, mahnte Hermine.

Severus sah seine Tochter an. „Oder du könntest großzügig sein und mir die Wahl anbieten. Ziemliche Klemme, in der du da steckst. Was wirst du tun?“

Silenus seufzte. „Ich sollte es besser wissen als dich herauszufordern, nicht wahr?“

„Es scheint so.“

„In Ordnung. Du bist der Hauslehrer, such dir etwas Ekliges aus.“ Das war der Punkt, wo ihr Vater eigentlich sagen sollte, nein, schon recht, ich erlaube dir die Wahl.

Stattdessen meinte ihre Mutter: „Wie wäre es, wenn ich das Passwort aussuche, da ihr beide euch nicht entscheiden könnt?“

„Du.“ Dieses einzige Wort sprach Bände, was Severus anging.

Silenus blickte ihren Vater an. „Ich stimme für Mom, sie soll wählen.“

Hermine lächelte, als sie sagte: „Großartig, dass sind zwei Stimmen für mich. Ich suche das nächste Passwort aus.“

Severus’ Stimme tropfte vor Sarkasmus. „Ich glaube nicht, dass es an dir ist zu wählen, besonders da es das Passwort für Slytherin sein wird. Und ungeachtet dessen ist hier keine Demokratie. Ich betreibe hier eine strenge Diktatur. Keiner von euch hat eigentlich irgendetwas in dieser Angelegenheit zu sagen. Nicht zu erwähnen dass diese ganze Diskussion schon viel zu lange dauert.“ Selbstgefällig lehnte er sich zurück.

Hermine ignorierte ihn komplett. „Ich wähle: Gryffindor ist klasse!“

Severus und Silenus sahen einander an und ächzten gleichzeitig. Die Uhr über dem Schreibtisch läutete. Alle drei Hände bewegten sich zu: „Ho, Ho, Ho. Frohe Weihnachten. Geht zum Abendessen.“

Silenus und Hermine brachen in Gelächter aus. Severus schüttelte den Kopf und murmelte in seinen Bart. „Die verflixte Uhr muss verflucht sein. Es gibt dafür keine andere Erklärung.“

Die drei gingen zum Heilig Abend Essen in die Große Halle.

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Es war spät, als Severus zurück in seine Räume kam. Er war nach dem Essen zu Hermines Räumen gegangen. Die üblichen Leute waren anwesend. Sogar Potter und Miss Weasley waren für einen Eggnog her gefloht. Albus hatte ihm wieder Socken geschenkt. ‚Der Mann wird jedes Jahr noch merkwürdiger“, dachte Severus. Das Paar in diesem Jahr war etwas ganz Spezielles. Sie waren dunkelgelb und glühten und so verzaubert, dass sie jedes Mal, wenn er sich setzte oder wieder aufstand, ‚Puff, the Magic Dragon’ spielten. Severus war sicher, dass sie gut zu seinem Feuer passen würden.

Minerva hatte ihm eine exzellente Flasche Wein gekauft. Einen guten Burgunder wusste er immer schon zu schätzen und dieser schien von einem der besseren Weinberge zu stammen. Hermine schenkte ihm ein Set handgefertigter Silberfläschchen für Zaubertränke. Sie schienen alle auch mit den Geschenken zufrieden zu sein, die er ihnen gegeben hatte.

Er saß nachdenklich vor dem Feuer vor Silenus’ Geschenk. Sie war begeistert von dem Besen und den Galleonen gewesen, die er ihr schenkte, doch es war ihr Geschenk, das ihn am Meisten berührt hatte. Sie gab ihm einen dreiteiligen Bilderrahmen. Das mittlere Foto war ein Schnappschuss von ihnen beiden. Sie erklärte ihm, dass sie Onkel Harry dazu gebracht hatte, es zu machen, als er nicht hingesehen hatte. Auf der linken Seite war ein Bild von ihr als Säugling, und auf der rechten Seite war ein Foto von ihr als Kleinkind. Er hatte die beiden Bilder zuvor in einem Album gesehen, dass Hermine ihm gezeigt hatte. Silenus hatte ihm ein Briefchen zu dem Geschenk gegeben. Nun saß er da und las es.

„Lieber Dad,

danke dass du endlich meinen Weihnachtswunsch hast wahr werden lassen. So lang ich denken kann, habe ich mir jedes Jahr gewünscht, meinem Vater zu begegnen. Und jetzt habe ich dich. Ich würde dich für nichts eintauschen. Danke. Danke, dass du mein Vater bist.

Alles Liebe für immer,

Silenus.“

Er hatte ein Lächeln auf dem Gesicht, saß da, blickte auf das Briefchen und zeichnete mit seinem Finger über die Worte. Er saß so eine sehr lange Zeit da.

tbc

Frohes Neues Jahr für alle

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