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Kapitel 47 Zwei Welten prallen aufeinander

Zwei Welten prallen aufeinander


„Bitte, Sir? Meine Armee?“, fragte Harry, der völlig unvorbereitet auf eine solche Ankündigung Dumbledores war.

Der Schulleiter lächelte. „Ja, Harry. Ich ermächtige dich hiermit, alle Interessierten zu sammeln und sie zu trainieren. Ich sehe ja, dass du das hier mit der DA schon tust.“ Dumbledore wedelte mit dem Arm über die beobachtenden Schüler. „Aber ich habe das Gefühl, dass es Zeit ist, sich auf die harten Zeiten vorzubereiten, die vor uns stehen.“

Harry sah Draco und Hermine an und danach zu Dumbledore. „Sir… hätten wir das nicht zuerst unter vier Augen besprechen sollen? Ich wäre gerne noch zu Wort gekommen, ob ich eine Armee überhaupt brauche oder nicht.“

„Ah… aber genau das ist es eben, Harry“, antwortete der Direktor. „Ich kenne dich. Du würdest die Idee zurückweisen, weil du nicht möchtest, dass jemand sein Leben für dich aufs Spiel setzt. Aber du solltest wissen, mein Junge, das Voldemort nicht allein sein wird, wenn er dir gegenüber tritt. Er hat nicht nur seine Armee von Todessern, sondern jetzt auch die Riesen, die Werwölfe und Inferi zu seiner Verfügung. Du siehst also, dass du alle Hilfe brauchen wirst, die du bekommen kannst.“

„Das sind Schüler, Sir. Ich bringe ihnen nur bei, wie sie sich selbst beschützen können und nicht wie sie… wie sie…“ Harry hielt inne, als er realisierte, dass er gerade eine Lüge aussprechen wollte.

„Töten?“, beendete Dumbledore den Satz für ihn.

Harry drehte sich um und betrachtete die Steinwand, als ihn die Erkenntnis überkam, dass er der DA tatsächlich gelehrt hatte, wie man tötete, wie man andere verstümmelte und verletzte. Und das alles unter dem Begriff der Selbstverteidigung gegen all diese Dinge.

„Sir“, unterbrach Hermine, die das Gefühl hatte, Harry verteidigen zu müssen. „Wie können wir lernen, uns zu verteidigen, wenn wir nicht die Dunklen Künste üben? Wir brauchten effektive Dunkle Zauber, die auf uns gerichtet waren, damit wir uns wirklich verteidigen konnten. Es war alles um zu lernen, wie wir uns schützen und…“

Dumbledore hielt eine Hand hoch, um sie aufzuhalten. „Das ist richtig, Miss Granger. Ich wusste immer schon, was die DA tut und erhebe keinen Einwand dagegen, da mir wohl bewusst ist, wie wichtig das Wissen um all diese Dinge in Hinsicht auf die kommende dunkle Zeit ist.“

Harry wandte sich wieder um und schweifte mit den Augen durch den Raum. Es gab Schüler des dritten und vierten Jahres, die ein wenig besorgt schienen. „Sie sind immer noch Kinder, Professor“, sagte er. „Man kann sie nicht bitten, in den Krieg zu ziehen.“

„Keiner will, dass sie in den Krieg ziehen“, schaltete sich Moody ein, „sie müssen nur bereit sein, wenn der Krieg zu ihnen kommt. Mach dir nichts vor, Potter, der Krieg kommt und er bewegt sich viel schneller in unsere Richtung als du denkst.“

Dumbledore brachte den Auror mit einem Blick zum Schweigen, da die Schüler jetzt noch ängstlicher wurden.

„Aber hier in Hogwarts sind wir doch sicher, oder?“, wollte ein Viertklässler wissen. „Mir ist gesagt worden, dass sie uns hier nicht bekommen können!“

Dumbledores Lächeln wurde von einem schweren Seufzen abgelöst. „Es ist wahr, ja, dass Hogwarts magisch von starken Sprüchen und Schutzzaubern abgesichert wird, aber ich befürchte, dass es nichts gibt, was für immer komplett unfehlbar ist. Es ist besser, wenn wir vorbereitet sind – nur für den Fall.“

Die Schüler drehten sich zueinander und besorgte Gespräche begannen in der Kammer lauter und lauter zu werden.

„Ruhe!“, fauchte Moody. „Eure Angst ist zwecklos. Was sein wird, wird sein. Ihr könnt nicht länger ignorieren, was außerhalb dieser Mauern vor sich geht. Voldemort und seine Anhänger haben den Krieg auch zu den Muggeln gebracht. Leute sterben jeden Tag: Zauberer, Hexen und Muggel. Die Krankenhäuser sind voll mit den Verletzten und viele wandern ziellos umher, weil ihre Häuser zerstört wurden. Also sagt mir, was wichtiger ist – in Teeblättern zu lesen oder das Morden aufzuhalten?“

„Alastor“, sagte Dumbledore in dem Versuch, der Angst, die im Raum immer weiter wuchs, nicht noch eins draufzusetzen. „Bitte, lass mich mit ihnen reden.“ Der Schulleiter milderte seinen Gesichtsausdruck und begann: „Harry, der Orden hat schon abgestimmt. Wir wollen, dass du deine eigene Armee bildest, um den Truppen von Voldemort entgegen treten zu können. Die Schüler der DA sind auf unserer Seite in den Dunklen Künsten mit Abstand am Besten ausgebildet. Ich möchte nur, dass den Fünftklässlern und denen darüber das Angebot gemacht wird, ein Teil einer Streitmacht zu sein, die stark genug ist, den gemeinsamen Feind zu vernichten. Und es sind ja nicht nur Schüler, die an deiner Armee beteiligt sind.“

Harry sah ihn an und wartete darauf, dass Dumbledore noch genauer ausführte, was er meinte.

„Es haben sich bereits eine große Anzahl Erwachsener und früherer Schüler in einer Gruppe organisiert und trainieren an geheimen Treffpunkten“, fuhr Dumbledore fort. „Aber ich denke, dass es dienlicher wäre, wenn sie einen Anführer hätten, der ihnen wirklich beibringen kann, was sie wissen müssen. Sie brauchen dich, Harry, und diejenigen in der DA, die willig sind, mit ihnen das zu trainieren, was du ihnen beigebracht hast.“

Harry sah die Schüler an. Die besorgten Gespräche von vorhin hatten sich nun in ein aufgeregtes Geflüster verwandelt. Es war offensichtlich, dass bei vielen der Gedanke daran, ein Teil von etwas Großem zu sein, Anklang fand. Und die Idee, dass sie Ältere würden unterrichten können, tat seinen Teil dazu. Harry schaute zu Draco, der ihn anlächelte und mit den Schultern zuckte.

„Du weißt, dass alle Slytherins kämpfen werden“, sagte der Blonde. „Sie werden ein Teil deiner Armee sein.“

„Wir sind das auch!“, rief Seamus, trat vor und starrte Draco an. „Wir werden unseren Teil in diesem Krieg ebenfalls erfüllen.“

„Nun, dann“, lächelte Dumbledore. „Ich stelle fest, dass sich die Sache bereits in die richtige Richtung entwickelt. Jeder, der so wie Mr. Finnegan hier fühlt, versammelt sich auf der rechten Seite der Kammer. Mr. Moody wird sich mit Ihnen treffen, um die Trainingspläne festzusetzen. Wenn Sie unentschieden oder zu jung sind, stellen Sie sich auf die linke Seite der Kammer.“

Fast jeder, der alt genug war, ging zur rechten Seite. Auch wenn es ‚Potters Armee’ sein würde, so hatten sie dennoch das Gefühl, dass es Grund genug war, sich dieser anzuschließen weil Dumbledore sie befürwortete. Harry schaute sie alle an und sagte laut: „Ihr müsst das nicht machen, ist euch das klar?“

„Das wissen wir, Harry“, antwortete Neville. „Wir wollen es tun.“

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Mary Pritchard verlangsamte ihre Fahrt mit dem Auto, als sie rechts von sich den Himmel über den Bäumen sah, der voll schwarzem Rauch war. Sie war sicher, dass etwas Großes in Brand geraten war und fuhr zur Seite, als die Feuerwehrautos mit lautem Sirenengeheul hinter ihr auftauchten. „Ich hoffe, dass niemand verletzt wurde“, murmelte sie zu sich selbst, während sie wieder auf die Fahrbahn lenkte und in Richtung London fuhr.

Plötzlich lief direkt vor ihr eine große Gestalt auf die Straße und sie trat die Bremse voll durch, wobei ihr das Herz voller Adrenalin bis zum Halse schlug. Ihre Augen wurden weit, als sie einen dicken, rußverschmierten Jungen sah, der seitlich zu ihrem Auto hinkte und dabei Hilfe suchend mit den Armen winkte.

Da sie annahm, dass er geradewegs von diesem großen Feuer kam, kurbelte sie das Fenster hinunter und fragte: „Bist du in Ordnung?“

„Bitte… helfen Sie mir“, sagte der verängstigte Teenager. „Ich muss nach…“ Der Junge sah sich mit entsetzt verzerrtem Gesichtsausdruck um, als würde ihn jemand jagen. „Sie sind hinter mir her! Bitte… bringen Sie mich von hier weg!“, bat er eindringlich.

Mary schaute sich ebenfalls um, um zu sehen, ob jemand dem Jungen hinterher gekommen war. Sie sah niemanden. „Wer ist hinter dir her? Die Polizei?“, fragte sie. Sie wollte ja keinem Kriminellen helfen – nur für den Fall.

„Nein! Die Mörder! Die Mörder! Bitte… sie haben jeden in der Schule umgebracht… und sie dann angezündet. Ich muss hier weg!“, schrie der Junge.

Marys Augen wurden groß. „Daher kommt das Feuer? Eine Schule brennt?“

Tränen rannen dem Jungen über die schmutzigen Wangen und er nickte, während ihm ein Schluchzer entkam. Marys Herz öffnete sich für ihn und sie zog den Knopf der Verriegelung am Auto hoch. „Komm rein“, sagte sie schnell.

Der Junge tastete sich zur Beifahrertür. Während er sie öffnete, ließen laute Explosionen beide erschreckt zusammenzucken. Mary wandte den Kopf um aus dem Heckfenster zu sehen und bemerkte, dass ein Feuerwehrauto explodiert war und brannte. Feuerwehrmänner rannten vom Auto weg, aber nicht einmal ihre feuerfesten Anzüge konnten sie von dem Lichtblitz schützen, der sie in den Rücken traf, von den Füßen warf und zu ihrem endgültigen Verhängnis wurde.

Der Junge schnaufte laut und warf sich neben die Frau. „Los, los, fahren Sie!“, brüllte er und reckte seinen Kopf nach hinten um zu sehen, ob sie wohl verfolgt wurden.

Mary brauchte keinen weiteren Ansporn mehr. „Oh Gott, oh Gott!“, rief sie, trat das Gas durch und stürmte vorwärts. Ihre Hände zitterten voller Furcht und sie holte mehrmals tief Luft. Keiner von beiden sprach beinahe eine halbe Stunde lang, bis sie realisierten, dass ihnen wirklich niemand folgte.

Mary schielte zu ihrem Begleiter, als sie die bewohnteren Bezirke am Stadtrand von London erreichten. „Wie heißt du?“, fragte sie.

Der Junge saß immer noch geschockt da und erschrak, als er die Stimme der Frau hörte. Dann murmelte er: „Dudley… Dudley Dursley.“

„Also Dudley, wir fahren jetzt geradewegs zur Polizei“, erklärte Mary. „Ich bin sicher, dass deine Eltern krank vor Sorge um dich sind.“ Tränen liefen ihr jetzt die Wangen hinunter. „Ich kann es einfach nicht fassen. Eine Schule! Was für Monster jagen eine Schule in die Luft?“

„Freaks! Zauberer!“, fauchte Dudley. „Die Freaks haben das getan!“

Mary sah ihn besorgt an. Der Junge stand ganz offensichtlich unter Schock und war nicht fähig, rationell zu denken. „Ich denke, wir sollten erst am Krankenhaus halten, Dudley. Du könntest einige Verletzungen davon getragen haben…“
„NEIN!“, brüllte Dudley. „Dort kriegen sie mich! Ich kann nicht dorthin… ich kann nicht…“ Er begann zu jammern und zu weinen. Das war alles Harrys Schuld, sein verdammter Freak von einem Cousin! Er wusste, dass derjenige, der Harrys Eltern ermordet hatte, nun hinter ihm her war. Der verfluchte Harry hatte ihnen das nach diesem Dementorenangriff in Little Whinging erzählt. Und nun waren die verdammten Freaks hinter ihm selbst her! Und das alles, weil er mit Harry Scheiß Potter verwandt war!

Dudley war gerade im Waschraum gewesen, als die Explosionen begonnen hatten. Er hatte zuerst gedacht, dass es im Labor vielleicht einen Unfall gegeben hatte, aber als er den Raum verließ, traf ihn fast der Schlag. Drei von diesen Zauberern standen im Flur. Glücklicherweise hatte er hinter ihnen gestanden und sie hatten ihn nicht gesehen, ehe er wieder im Waschraum untertauchen konnte. Er hatte sein Ohr an die Tür gepresst und dabei einen von ihnen sagen hören: „Die Muggel wollen uns nicht sagen, wo Dursley ist. Wir wissen nicht, welcher von ihnen er ist.“

Dann hatte er eine gruselige Stimme vernommen, die ihm einen Schauder den Rücken hinab getrieben hatte: „Dann bringt sie alle um.“ Die drei Zauberer waren in ein Klassenzimmer gegangen und Dudley hatte Schreie und weitere Explosionen gehört. Deshalb hatte er die die Waschraumtür aufgestossen und bemerkt, dass die Luft dahinter bereits voller Rauch und sehr heiß gewesen war. Schnell war er durch die Hintertür auf den Hof gerannt. Er rannte und rannte und hatte nicht einmal zurück gesehen.

Nun saß er in diesem Auto mit einer Frau, die ihn ins Krankenhaus bringen wollte. Dudley hatte all diese Kriminalsendungen gesehen. Er wusste, dass einem Auftragsmörder an Orten wie Krankenhäuser auflauerten. Sie erwarteten, dass man dort auftauchen würde. „Kein Krankenhaus!“, betonte er. Dann fing er zu weinen an. „Ich kann auch nicht nach Hause. Sie verfolgen mich dorthin und bringen Mum und Dad um. Vielleicht sind sie ja sogar schon dort! Oh Gott!“ Er legte die Hand über die Augen und heulte laut.

Mary atmete tief ein, um zur Ruhe zu kommen. „Okay. Dudley, dann fahren wir halt zur Polizei.“

Dudleys Finger ballten sich zu Fäusten. Es gab nur eine Person, die ihm möglicherweise helfen konnte. Und das war die gleiche Person, die dieses ganz Chaos ursprünglich sogar angerichtet hatte – Harry! An sich würde Dudley lieber sterben, als seinen Cousin um Hilfe zu bitten, aber nun, da er tatsächlich dem Tod gegenüber gestanden hatte, sah er keinen anderen Weg. Was konnte die Polizei schon tun? Er hatte gesehen, was diese Freaks mit den Feuerwehrleuten getan hatten.

„Bringen Sie mich in die Innenstadt. Ich sage Ihnen Bescheid, wo Sie anhalten müssen“, entschied er und trocknete seine Tränen.

„Was?“, fragte Mary überrascht. „Dudley, du brauchst Hilfe.“

„Bitte“, bat der Junge. „Sie wollen doch auch nicht, dass die Polizisten die gleiche Behandlung wie diese Feuerwehrmänner erfahren?“

Mary sah wieder in den Rückspiegel. Wurden sie verfolgt? Würde sie mit einem Lichtblitz im Rücken enden? Ihre Hände begannen wieder zu zittern und sie wollte nur noch, dass Dudley Dursley ihr Auto so schnell als möglich wieder verließ.

Dudley wusste, wohin die Zauberer gingen, weil er und Piers einmal Harry in die Stadt zu so einer ‚Loch-in-der-Wand’ Kneipe gefolgt waren. Sie hatte nicht einmal ein Schild draußen gehabt und er erinnerte sich, dass er die Tür geöffnet hatte, als Harry drinnen verschwunden war und einen Haufen von diesen mit Umhängen gekleideten Freaks dort sitzen gesehen hatte. Piers und er schlossen die Tür und verschwanden wieder.

Vielleicht konnte einer dieser Freaks ihm sagen, wie er Harry finden konnte.

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Bill Weasley saß im Tropfenden Kessel und las den Tagespropheten, die Füße auf einen Stuhl gelegt. Das war am heutigen Tag sein Posten, den der Orden bestimmt hatte, um Ausschau zu halten. Er war auch der Erste der sah, wie ein dicker Muggeljunge durch die Eingangstür kam und dort leicht verloren stehen blieb.

Die Gäste hörten auf mit dem, was sie gerade taten und sahen den Fremden an. Muggel kamen hier manchmal aus Versehen herein, aber üblicherweise drehten sie sich sofort wieder um, weil sie ein Gefühl des Unwillkommen-seins überfiel. Dieser Junge jedoch schien nicht gehen zu wollen.

„Kann ich dir helfen?“, rief ihm der Wirt zu.

„Wo ist Harry Potter?“, fragte der Muggeljunge.

Das traf alle völlig überraschend und sie beäugten den Jungen nun aufmerksam. Bill faltete die Zeitung zusammen und stellte die Füße zurück auf den Boden. „Und wer will das wissen?“, fragte er.

Der Muggel sah ihn an. „Sein… Cousin.“

Bill stand auf und ging auf den Jungen zu. „Dursley?“, erkundigte er sich vorsichtig.

Dudley nickte. „Woher kennen Sie mich?“ Dann weiteten sich seine Augen ängstlich, da ihm der Gedanke durch den Kopf schoss, das könnte einer der Mörder sein, die hinter ihm her waren. Er drehte sich um und fasste nach dem Türgriff.

Bill schwang seinen Zauberstab, um die Tür zu verschließen. „Hey Dursley, ich tu dir doch nichts“, rief er und streckte seine Hände aus.

Dudley presste sich gegen die Tür und sah ihn mit panischem Blick an.

„Nicht?“, stammelte er.

„Nein“, sagte Bill kopfschüttelnd. „Ich kenne Harry. Er ist ein Freund der Familie. Jetzt ist er in der Schule in Schottland, aber ich kann ihm eine Nachricht schicken, wenn du möchtest.“

Dudley schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, ob er diesem Freak trauen konnte. Was, wenn er einer der Bösen war? Nun ja, dachte er, ich wäre wohl schon tot, wenn er wirklich einer von denen wäre. „Ich kann nicht gehen, ich muss Harry sehen“, antwortete er.

„So einfach ist das nicht“, meinte Bill. „Du brauchst dazu von verschiedenen Leuten die Erlaubnis.“

Dudley war langsam frustriert. Er hatte an diesem Tag schon genug mitgemacht. „Verdammt noch mal! Ich muss ihn sehen! Er… könnte alles sein, was mir noch geblieben ist“, sagte er niedergeschlagen.

Bill sah den verzweifelten Jungen an und seufzte. Dann erwiderte er: „Dann komm, Dursley. Setz dich erst mal hin und erzähl mir, was passiert ist. Danach schauen wir, was wir tun können.“

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Harry musste einige Nachmittage allein mit Alastor Moody verbringen, um die Organisation und das Training seiner Armee zu planen. Hermine und Draco sahen nicht allzu viel von ihm in der Woche nach dem DA Treffen. Wenn er nicht bei Moody war, traf er sich mit anderen Mitgliedern des Ordens, Dumbledore oder der Gruppe von Leuten, die er seine Kapitäne nannte. All das und nicht zu vergessen der Unterricht, nahm das meiste von Harrys Zeit in Anspruch und ließen am Ende des Tages einen erschöpften Teenager zurück.

Draco und Hermine verstanden die Notwendigkeit dieser Dinge und versuchten, Harry nicht noch mehr unter Druck zu setzen als er ohnehin schon hatte. Stattdessen fanden sie Trost aneinander und glichen die Abwesenheit ihres Freundes mit einer Menge an intimer Zeit für sich selbst aus.

Der Samstag war gekommen und die beiden gingen nach Hogsmeade, nachdem sie sich entschieden hatten, ihr erstes ‚offizielles’ Date zu haben. Es war seltsam für sie, dass sie schon so viel Zeit miteinander verbracht hatten, aber noch niemals miteinander in der Öffentlichkeit ausgegangen waren. So stapften sie an diesem kühlen Januartag Hand in Hand den verschneiten Weg entlang und lachten und redeten miteinander.

Viele wussten von ihrer unkonventionellen Beziehung mit Harry, aber es gab auch noch einige, die es nicht wussten und die gedacht hatten, dass Hermine Harrys Freundin und Draco nur ein gemeinsamer Freund war. Eine dieser Personen war Ginny Weasley.

Ginny ging zusammen mit ihrem Freund, Dean Thomas, ein Stück hinter dem glücklichen Pärchen. Dean wusste es natürlich, da er an jenem Tag das Trio im Bett gesehen hatte, aber als Freund von Harry hatte er niemandem davon erzählt. Keiner der Zimmergenossen wollte über ihn klatschen und deshalb hatte er es nicht einmal Ginny erzählt, denn er fürchtete, dass sie sauer auf ihn wäre, weil er ihr etwas vorenthalten hatte.

Dean sah während des Weges das Gesicht seiner Freundin und bemerkte, wie sie Hermine und Draco beobachtete, als diese Händchen hielten und miteinander lachten. Sie hatte nie zuvor Draco Malfoy auf diese Art mit jemandem lachen sehen. Er sah… na ja… glücklich aus, aber da war noch mehr. Ginnys scharfe Augen bohrten sich in ihn und sie versuchte herauszufinden, was es war.

Draco war glücklich. Trotz des Krieges und anderen Problemen, fühlte er sich ausnahmsweise ruhig. Es war eine Ruhe, weil er keine Unsicherheit in seinem Kopf verspürte. Er war verliebt und wurde zurück geliebt. Er wusste, was die Zukunft bringen würde – er würde diese wunderschöne Hexe neben sich heiraten und mit seinen beiden Lovern glücklich leben, sobald der Krieg vorüber wäre. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es anders ausginge und war sicher, dass Harry über Voldemort triumphieren würde. Er fühlte sich an diesem Tag auf dem Gipfel der Welt.

Er blieb stehen, als sie vor dem bunten Fenster des Honigtopfes standen, zog Hermine an sich und küsste sie innig. Danach fragte er: „Also, was möchtest du zuerst tun? Der Tag gehört uns.“

„Nun… wenn wir schon hier sind“, lächelte Hermine, „könnten wir noch schnell meinen Schokoladenvorrat auffüllen.“

„Schokolade?“, fragte er und rieb seine behandschuhten Hände über ihre Arme, um sie zu wärmen. Er drückte sie sanft an das Schaufenster, öffnete seinen langen schwarzen Umhang und schlang ihn um sie, damit sie so die Körperwärme teilen konnten. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass du so etwas hast. Ist es ein geheimer Vorrat?“

„Hm… sozusagen“, lächelte Hermine und gab ihm einen Schmatz auf die Lippen. „Versprichst du, es niemandem zu erzählen?“

„Natürlich, Liebes“, antwortete Draco, „solange ich etwas davon abbekomme?“

„Darüber muss ich erst nachdenken“, meinte sie, legte ihre Arme um seinen Hals und zog ihn an sich, um ihn zu küssen. Dann hörte sie ein Räuspern hinter Draco und drehte den Kopf zu Seite, um nachzusehen.

Ginny stand mit ihrem Freund dort und sah sie geschockt an. Dean sah entschuldigend drein, als wäre es ihm peinlich, dass sie Ginny gestört hatte.

„Hi Ginny“, sagte Hermine.

„Ich wusste gar nicht, dass du mit Harry Schluss gemacht hast, Hermine“, stellte das rothaarige Mädchen fest und sah Draco spitz an. Dieser drehte sich langsam herum und stellte seine Freundin vor sich. Er schlang seine Arme von hinten um ihre Taille und sah Ginny lässig an.

„Ich… habe nicht mit Harry Schluss gemacht“, erklärte Hermine. Sie fing an zu verstehen, dass Ginny nichts über Dracos Beziehung mit ihnen wusste.

„Denkst du nicht, dass du erst Schluss machen solltest, ehe du mit jemand anderem etwas anfängst?“, fragte Ginny mit einem ärgerlichen Unterton in der Stimme.

Sie dachte, dass sie Harry betrügen würde! Hermine konnte nicht verhindern, dass sie ein wenig errötete und meinte: „Nun… ich bin mit ihnen beiden zusammen, Ginny.“ Sie schielte zu Draco nach hinten, der nicht gerade hilfreich war. Es schien ihn sogar zu belustigen, wie sie sich abplagte.

„Du kannst das Harry nicht antun, Hermine“, sagte das andere Mädchen.

„Ich bin mit beiden zusammen – und sie wissen es“, versuchte Hermine es besser zu erklären.

Die Rothaarige sah sie einige Augenblicke lang an. „Du meinst, dass Harry das weiß? Er weiß es und es macht ihm nichts aus?“

Hermine nickte. „Wir alle drei sind zusammen.“

Ginnys Mund fiel herunter, während sie von ihrer Freundin zu Draco blickte. „Zwei… zwei… Freunde, Hermine? Beide zur gleichen Zeit?“, fragte sie verblüfft.

Hermine errötete und nickte dann aber grinsend.

„Oh“, sagte Ginny verwundert. „Und.. macht ihr… du weißt schon… zusammen?“

„Das wird jetzt ein wenig zu persönlich, Weasley“, brummte Draco.

Diesmal errötete Ginny. Sie brauchte keine Antwort mehr. Der Ausdruck auf den Gesichtern der beiden sagte ihr, dass sie genau richtig gelegen hatte.

Dean stupste ihren Arm an und meinte: „Ich gehe jetzt rein. Seh' dich dort.“ Er wollte keinesfalls ein Teil dieser Unterhaltung sein. Schnell ging er in den Süßigkeitenladen und ließ Ginny und deren peinliche Fragen zurück.

„Oh… wow…“, stammelte diese. „Das kann… ich mir nicht… vorstellen. Wow…“

Draco grinste über Ginnys verlegenen Gesichtsausdruck und sagte: „Nun, wenn du willst, Weasley… mir sind da vielleicht ein paar Kerle bekannt, die dir zeigen könnten, wie das ist.“ Er neigte den Kopf in Richtung einiger Jungs aus Slytherin, die gegenüber auf der anderen Straßenseite standen.

„Was?!“ Ginnys Kopf fuhr herum und sah die Jungs an. Dann drehte sie sich mit weit aufgerissenen Augen zurück zu Draco und Hermine. „Oh, nein! Ich meinte doch nicht… dass ich das auch will!“ Sie lachte nervös. „Ich glaube, ich sollte besser gehen und Dean suchen.“ Sie lief schnell in den Honigtopf, während Draco und Hermine ihr lächelnd nachsahen.

„Da hat sie jetzt was zum Träumen“, lachte er, während er Hermine wieder mit dem Gesicht zu sich drehte. „Vergessen wir die Schokolade und trinken lieber etwas Heißes.“

„Hört sich großartig an“, stimmte Hermine zu und sie machten sich auf den Weg zu den Drei Besen.

XXXXXXXXXX

Ein panischer Dudley Dursley fiel, gefolgt von Bill Weasley, aus dem Kamin im Keller des Honigtopfes. Dudley stand auf, sah sich an und wunderte sich, warum er nicht verbrannt war.

„Na, ich sagte dir doch, dass es sicher ist“, meinte Bill. „So reisen Zauberer nun mal schnell von Ort zu Ort.“

„Es ist total verrückt, genau das ist es!“, erwiderte der Junge. „Ihr alle seid ein Haufen Spinner.“

„Ja, ja“, sagte Bill und packte Dudleys Arm. „Komm schon, Hogwarts ist ganz in der Nähe.“ Sie stiegen die Treppe nach oben und betraten den Süßigkeitenladen. Bill winkte dem Besitzer zu und wurde gleich darauf von Ginny aufgehalten.

„Bill! Was machst du denn hier?“, rief sie und umarmte ihren Bruder.

„Tja, ich habe einen Gast für Harry“, erklärte dieser, denn er wollte nicht in der Öffentlichkeit ins Detail gehen.

„Was für einen Gast?“

Der Mann drehte sich um. Dudley war fort! „Merlin!“, rief er. „Wo ist er hin?“

„Wer?“, erkundigte sich seine Schwester erneut.

„’Tschuldige, Gin. Ich muss gehen.“ Er verließ zügig den Laden, um Dudley zu suchen.

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Freaks! Eine ganze Stadt voller Freaks! Dudley trat aus dem überfüllten Laden so schnell er konnte und lief eine Straße hinunter, die ‚Freak-frei’ zu sein schien. Als er um eine Ecke bog, drückte er sich gegen die Rückseite eines Geschäftes und versuchte, sich zurechtzufinden. Welcher Weg führte zu dieser freakigen Schule, in die Harry ging? Dudley schaute in alle Richtungen.

„So, so, so… wen haben wir denn da?“, sagte Adrian Pucey, während er in Dudleys Blickfeld trat.

Die Augen des Jungen weiteten sich ängstlich und er drehte sich um, um loszurennen, wurde aber durch das Auftauchen eines anderen Jungen in seinem Weg aufgehalten.

„Sieht wie ein großer, fetter Muggel aus, der irgendwo falsch abgebogen ist!“, grinste Warrington. Dudley drückte sich wieder an das Gebäude und sein Herz schlug schnell wie bei einem Kaninchen in der Falle.

„Stimmt das, Muggel?“, wollte Adrian wissen. „Hast du dich verlaufen?“

Warrington zog seinen Zauberstab und Dudley ließ einen kleinen Schrei los.

Pucey legte seine Hand auf den Stab und drückte ihn nach unten. „Wir dürfen uns keinen Spaß mehr mit den Muggeln machen. Unser Lord hat ein Faible für sie.“

Warrington sah enttäuscht aus. Dann starrte er Dudley an. „Du hast Glück, dass wir dich nicht schon vor ein paar Monaten getroffen haben.“

„Was machst du hier, Muggel?“, fragte Pucey.

„Ich suche nach Har… Harry Pot… Potter“, stammelte Dudley voller Angst.

Nun piekste Warrington, der nicht mehr grinste, mit der Spitze seines Zauberstabs in Dudleys Hals unterhalb des Kinns. „Warum suchst du ihn?“

„Das g… geht nur mich etwas an!“

„Nun ja, es geht auch uns etwas an“, sagte Pucey höhnisch. „Du kannst nicht einfach in die Stadt kommen und nach Harry Potter fragen! Warum würde Lord Potter wohl so einen dummen Muggel wie dich sehen wollen?“

„Lord?“, quietschte Dudley überrascht, während der Zauberstab immer noch in seinen Hals gepresst war.

Pucey packte mit einer Faust in Dudleys Haar und knurrte wütend: „Verdammt noch mal! Sag mir, was du willst!“

„Ich bin sein Cousin“, brüllte Dudley schmerzerfüllt.

Der junge Zauberer ließ Dudleys Haar los und tauschte mit Warrington einen Blick. „Wessen Cousin?“, fragte er.

„Harrys“, antwortete der andere Junge.

Die überraschten Slytherins sahen ihn an und fingen zu lachen an.

„Ja genau und ich bin seine Großmutter!“, lachte Warrington.

„Ich bin das wirklich!“, beharrte Dudley. „Geht und fragt ihn!“

Warrington und Pucey schauten einander an und eine gewisse Unsicherheit überflog ihre Gesichter. Dann meinte ersterer: „Malfoy ist in den Drei Besen. Vielleicht weiß er was.“

Pucey packte Dudleys Arm und zog ihn mit sich. „Komm mit.“

tbc

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